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Mit Video: Einsamer Wolf unterwegs in der Uelzener Innenstadt

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Ein ungewöhnlicher nächtlicher Besucher: Auf der Handyaufnahme, die ein Taxifahrer in der Nacht zu Mittwoch aus dem fahrenden Auto gemacht hat, ist ein großer Vierbeiner zu sehen, der in der Uelzener Innenstadt unterwegs ist, unter anderem auf der Esterholzer Straße. Ein großer Hund. Oder aller Wahrscheinlichkeit nach ein Wolf. Das lassen die Laufbewegungen mutmaßen, die nicht typisch für Hunde sind.

Wolfsberaterin Katja Hildebrandt-Mertins hat das Video gesichtet und sagt: „Es sieht schon sehr nach Wolf aus. Ich selber habe das Tier aber nicht gesehen, sondern nur die Filmaufnahmen. Anhand der Bewegungen und des Aussehen des Tieres könnte man auf Wolf tippen. Zu 100 Prozent könne man das aber anhand des Films nicht sagen.

Es kommt laut Katja Hildebrandt-Mertins sehr selten vor, dass sich ein Wolf in eine Stadt verirrt: „Das gibt es zum Beispiel bei Jungtieren, die nach einem neuen Territorium Ausschau halten und sogenannte Durchzügler sind. Vor ein paar Jahren gab es einen ähnlichen Fall in Walsrode.“

Die Wolfsbeobachterin betont, dass das Tier vielleicht 15 Minuten in Uelzen war und nicht etwa stundenlang durch die Stadt geirrt sei. Das aufgenommene Tier habe sich äußerst scheu und zurückhaltend verhalten: „Ein Wolf hat eine sehr gute Geräuschwahrnehmung, seine Augen dagegen sind deutlich unterentwickelt. Er sieht seine Umwelt nur äußerst verschwommen und unscharf. Deshalb kann man sich ja denken, dass er mit dieser Situation überfordert war, er wollte so schnell wie möglich wieder raus.

Auch die Autos hätten ihm wahrscheinlich Stress Unsicherheit bereitet. Das Tier sei ja auch nur die Esterholzer Straße heruntergelaufen, bis zum Hammersteinplatz über einige Nebenstraßen, und dann in  Richtung Oldenstadt wieder verschwunden. Gefahr für Menschen hat auch Sicht der Wolfsbeobachterin nicht bestanden, zumal es ja auch mehrere Begegnungen mit Fußgängern gegeben habe.

Das Tier hat bei seinem kurzen Besuch in Uelzen auch einen Haufen hinterlassen. Waid-Fachleute sprechen von der „Losung“. Katja Hildebrandt-Mertins spricht von einem „Sechser im Lotto“. Sie selbst hat eine Probe genommen und nach Hannover zur Untersuchung geschickt, die mittels DNA-Analyse Klarheit verschaffen werde. Allerdings sehe die Losung absolut untypisch für einen Wolf aus: „Hätten wir nicht den Videobeweis, könnte man anhand der Losung mutmaßen, dass es kein Wolf war. Die Untersuchung wird Gewissheit bringen.“

Bei einer Begegnung mit einem Wolf, die vermutlich nicht Auge in Auge stattfinden werde, rät Katja Hildebrandt-Mertins, auf keinen Fall davonzulaufen: „Man sollte langsam rückwärts gehen und das Tier dabei immer ansehen. Wenn man das Gefühl hat, dass sich der Wolf weiter nähert, sollte man sich laut bemerkbar machen, brüllen und notfalls auch mit Gegenständen nach ihm werfen.“      Michael Michalzik

Foto: privat