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Microsoft Flight Simulator 2020: Fast grenzenlose Freiheit über den Wolken

  • Subtitle: Produktwelten

Die Welt vom Schreibtisch aus erkunden: Der Microsoft Flight Simulator hat – nach einer jahrelangen vom Hersteller selbst auferlegten Pause – mit seinem Neustart im Jahr 2020 eine Plattform für PC-Piloten geschaffen, die grafisch und flugphysisch ihresgleichen sucht. Regelmäßige Updates sorgen seitdem für immer mehr Details und weitere Verbesserungen. Ein Heer von kleinen und großen Softwareschmieden liefert außerdem fast alles, was das Fliegerherz begehrt – neue Flugzeuge, Landschaften, Flughäfen und Nützliches rund um die PC-Fliegerei.

In einer kleinen Reihe werden wir ab jetzt Hard- und Software vorstellen, die den Spaß am digitalen Fliegen noch steigern. Doch zunächst wollen wir uns den eigentlichen Simulator etwas genauer ansehen.

Während die reale Luftfahrt in der Corona-Pandemie schwer zu kämpfen hatte und manch altgedientes Modell wie die legendäre Boeing 747 komplett verschwand, stieg bei der Simulator-Community die Nachfrage stetig. Zumindest ein kleiner Ausgleich für zerstobene Fernreise-Pläne.

Der Boom des neu auferstandenen Microsoft Flight Simulators (kurz: MSFS) kommt nicht von ungefähr. Während die Konkurrenz wie X-Plane 11 oder vor allem Prepar3d in Sachen Flugphysik zumindest gleichziehen kann, hat der MSFS ein Alleinstellungsmerkmal, das ihn optisch um Jahre voraus sein lässt: Die Landschaften werden aus Satellitenbildern der microsoft-eigenen Suchmaschine Bing generiert. Das bedeutet: Während beispielsweise ein klassischer Simulator wie X-Plane in weiten Teilen mit zufallsgenerierten Szenarien arbeitet, ist auf die Satellitendaten absolut Verlass. Wer von Bad Bodenteich nach Bad Bevensen im Sichtflug unterwegs ist, kann sich problemlos an Elbeseiten-Kanal und den anliegenden Ortschaften orientieren – alles ist da, wo es in Wirklichkeit ist. Weltweit. Hinzu kommen Städte und Flughäfen, die die Programmierer „handgebaut“ oder anhand von originalen 3D-Höhendaten geschaffen haben. Besonders sehenswert sind beispielsweise New York, London, Paris, Tokio und auch Berlin.

Und damit wären wir gleich beim ersten Tipp angelangt: Wer sich etwas intensiver mit der digitalen Fliegerei beschäftigt, wird schnell feststellen, dass die Daten, die Bing liefert, teils mehrere Jahre alt sind. Das fällt vor allem bei Baugebieten rasch auf. Außerdem tendieren die Farben dazu, viel heller und fröhlicher als im Original zu sein. Abhilfe schafft das kostenlose Tool „MSFS 2020 Google Map replacement“. Die App muss vor dem Start des eigentlichen Flugsimulators laufen und ersetzt dann ganz unkompliziert Bing gegen die besseren Google-Bilder. Leistungsverluste sind zumindest bei uns keine aufgetreten – und wir haben das Tool seit Monaten im zuverlässigen Betrieb.

Die Microsoft-Simulation, die erstmals in den 80er-Jahren auf den Markt kam, ist übrigens grundsätzlich friedlich. Wer sich als Flieger-Ass austoben möchte, kommt beim Digital Combat Simulator (DCS) auf seine Kosten. Beim MSFS liegt der Reiz darin, die komplette Welt erkunden zu können. Grundsätzlich kann man sein persönliches Flugabenteuer überall auf der Welt beginnen – gibt es keine Startbahn, setzt einen der Simulator im Flug über dem Zielgebiet aus. Von Anfang an steht eine beachtliche Galerie ordentlich gemachter Maschinen zur Verfügung – vom Leichtbau über elegante Business-Flieger bis zum mächtigen Jumbojet, dessen Rumpf länger ist als der erste motorisierte Flug der Gebrüder Wright es war.

Die gelieferten Flugmodelle sind bewusst auch mit Blick auf Einsteiger entwickelt worden. Die Software wird in drei Versionen geliefert. Wer sich die deutlich über 100 Euro teure Premium Deluxe Edition zulegt, bekommt die meisten Flugzeuge mit (und zusätzliche Flughäfen wie Leipzig in besonders hoher Qualität). Tipp für Einsteiger: Die seit Jahrzehnten gebaute Cessna 172 ist ein gutmütiges Arbeitspferd, das sich kinderleicht fliegen lässt, aber auch für einen längeren Flug, etwa vom Flugplatz Uelzen bis zur Nordsee, taugt. Da die 172 mit mehreren Cockpit-Varianten kommt, lässt sich der Umstieg von den klassischen Rundinstrumenten zum „Glas Cockpit“, das vor allem aus zwei großen Garmin-Systemen besteht, problemlos meistern.

Den wirklichen Kitzel aber bieten die Flieger, die Drittanbieter wie Flysimware oder PDMG liefern. Hier dürfte so ziemlich jedes Fliegerherz höherschlagen. Derzeit an der Spitze der Entwicklung dürfte der schicke zweimotorige Sechssitzer Cessna 310R von Milviz stehen. Die Maschine ist so genau simuliert, dass Komponenten wie etwa die Zündkerzen mit der Zeit verschleißen und der Flieger außen und innen (!) verschmutzt. Am Ende einer Session merkt sich die Cessna jede Knopf- und Hebelstellung – beim nächsten Mal ist alles wieder so, wie es hinterlassen wurde. Das schicke Zubehör wie die Abdeckungen für die Triebwerkseinlässe sind nicht nur Deko: Wer sie nach dem Flug nicht anbringt und mehrere Tage nicht am Simulator sitzt, riskiert, dass die Ansaugtrakte sich inzwischen mit Schmutz zusetzen. Wir werden das großartige Modell in einer der nächsten Folgen im Detail vorstellen.

Was der MSFS von sich aus mitbringt, sind unter anderem eine riesige Kompatibilitätsliste für Flug-Hardware, enorm viele Möglichkeiten, das System optimal einzustellen sowie ein Online-Wettersystem mit Echtzeit (lässt sich an- und abschalten). Grundsätzlich ist der Simulator immer online, um Landschafts- und Wetterdaten permanent zu streamen. Offline geht auch, aber das ist dann nur der halbe Erlebnis. Ein flotter Anschluss empfiehlt sich. Wir haben mit einer 250er Leitung vollen Flugspaß. Zum Online-System gehört auch, dass sich echte Flieger anzeigen lassen, die gerade in der realen Welt auf Flughäfen oder in der Luft unterwegs sind. Andere Simulator-Piloten lassen sich ebenfalls einblenden. So kann man sich jederzeit mit seinen Freunden zu einer gemeinsamen Runde verabreden. Allerdings: Zusammen in eine Maschine steigen geht derzeit noch nicht.

Grundsätzlich ist der MSFS für Einsteiger ebenso gedacht wie für Hardcore-Flieger, die sich mit Tools wie Simbrief absolut realistische Flugpläne samt aller Berechnungen für Treibstoffvorrat etc. erstellen und die Sache damit nochmals auf ein neues Niveau heben.

Klar ist aber: Der MSFS ist ein Hardwarefresser. Unser System wurde mit einem AMD Ryzen 9 5900X, 64 GB RAM und einer Geforce RTX 3080 extra für das digitale Fliegen zusammengestellt. Zusätzliche Szenerien und Flugzeuge brauchen leicht mehrere Gigabyte auf der Festplatte. Und: Mit der Maus macht es eigentlich keinen Spaß. Es braucht einen ordentlichen Joystick und einen Satz Ruderpedale. Ein sehr empfehlenswertes System der Schweizer Manufaktur Brunner stellen wir in der nächsten Folge vor.