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Kultur

"Ich habe wirklich den schönsten Beruf der Welt!"

 |  Bildung und Kultur

Uelzen. „Oh wie schön, den ganzen Tag lesen!“ Diesen Satz habe ich in allen Variationen schon dutzendfach gehört. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fällt er, sobald mein Gegenüber erfährt, dass ich in einer Bücherei arbeite.

Ich schmunzle dann in mich hinein, während ich die Tätigkeiten meiner Arbeitstage in meinem Kopf Revue passieren lasse: Dokumente für die Arbeitsschutzunterweisung zusammenstellen, Dienstpläne schreiben, geputzte Bücherregale kontrollieren, Einwilligungserklärungen für den E-Mail-Empfang entwerfen, Bürgeranfragen am Telefon beantworten, Leser zu den richtigen Bücherstandorten führen, Auszubildende anleiten und Praktikanten betreuen, Benutzerkonten, EDV-Zubehör und Ordnerberechtigungen beantragen, den Flohmarkt organisieren, Rechtsratgeber katalogisieren, mit dem Hausmeister die nächsten Baustellen in den Räumlichkeiten besprechen, Autorenlesungenvereinbaren, Leistungsverzeichnisse für Ausschreibungen aufstellen, Präsentationsfolien für die nächste Ausschusssitzung gestalten, unter Tische kriechen und Anschlüsse prüfen, Grundschulklassen die Büchereinutzung erläutern, Give Aways designen, an Fortbildungen, Meetings und Konferenzen teilnehmen, Aktenpläne aktualisieren, Lesepatentreffen veranstalten, Stuhlreihen stellen und Hände schütteln, in Telefonhotlines hängen bleiben, Newsletter versenden, Statistikbögen ausfüllen, Handtuchrollen auswechseln, Flyer nachbestellen, Budgets berechnen und Mobiliar einkaufen, Teambesprechungen abhalten, Pressemitteilungen schreiben,…

Ich bin Ratgeberin, Erklär-Tante, Ausbilderin, Ansprechpartnerin, Organisatorin, Vorgesetzte und manchmal tatsächlich auch Leserin. 

Zum Schluss atme ich tief durch, schaue meinem Gegenüber in die Augen und sage mit dem breitesten Lächeln: „Ich habe wirklich den schönsten Beruf der Welt!“

Linda Schützhold

Leiterin Bücherei Hansestadt Uelzen