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Ausbildung und Beruf

Jugendliche und Unternehmen setzen auf Ausbildung - Chancen für den Berufsstart 2021 trotz Pandemie

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Uelzen/Lüneburg. Die Corona-Pandemie beeinflusste das vergangene Ausbildungsjahr. Den so genannten „Jahrgang Corona“ gab es nicht, jedoch hinterließ die Pandemie leichte Blessuren am Ausbildungsmarkt in den Landkreisen Harburg, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg und Uelzen. Wie sieht es zum Start des aktuellen Ausbildungsjahres aus? Wer steht Berufsstarterinnen und -starter zur Seite und welche Möglichkeiten haben sie? Was bewegt die Unternehmen und wie bewältigen sie die Herausforderungen? Einen Überblick geben Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen, Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade und Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg.

Seit Oktober meldeten sich 2.684 Jugendliche bei den Arbeitsagenturen in Buchholz, Lüchow, Lüneburg, Uelzen und Winsen. „Unter normalen Umständen finden Schülerinnen und Schüler ihre Berufsberaterinnen und -berater direkt in ihrer Schule“, so Kerstin Kuechler-Kakoschke, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen, „Auf die Veränderungen durch die Pandemie haben wir rasch reagiert und sind quasi regional-digital“. Wo es möglich ist, sind die Beratungsfachkräfte an den Schulen und alternativ kommt die Berufsorientierung digital zu den Schülerinnen und Schülern in die Schule oder sogar nach Hause. Neben einer telefonischen Beratung können junge Frauen und Männer auch per Videoberatung bei der Suche nach der passenden Ausbildungsstelle oder dem Studium unterstützt werden. Zudem gibt es zahlreiche digitale Angebote, wie beispielsweise die AzubiWelt-App oder YouTube-Livechats.

Die Möglichkeiten für Schulabgängerinnen und -abgänger, eine Ausbildung oder ein duales Studium in der Region zu beginnen, stehen nicht schlecht. „Die Unternehmen im Bereich Lüneburg-Uelzen haben ihre Ausbildungsbemühungen bisher nicht spürbar eingeschränkt und viele setzen trotz Kurzarbeit auf Ausbildung“, berichtet die Agenturchefin. Das Ausbildungsangebot nahm in allen vier Landkreisen, die zum Agenturbezirk Lüneburg-Uelzen gehören, auf insgesamt 2.550 Stellen zu. Ende April standen 1.608 unversorgten Bewerbern 1.630 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. „Der berühmte Blick über den Tellerrand und die Bereitschaft, Neues zu entdecken, erhöhen die Chance auf einen Ausbildungsvertrag“, weiß Kuechler-Kakoschke. Sie rät Jugendlichen die Berufsberatung sowie Betrieben den Arbeitgeber-Service zu nutzen, wenn es um die Ausbildungsstellen- beziehungsweise Azubi-Suche geht.

„Es ist gut und wichtig, dass Schülerinnen und Schüler auch unter Corona-Bedingungen ihre Schulabschlüsse absolvieren können, Es ist auch nicht richtig und fair, diese Schulabschlüsse als ‚Corona-Abschlüsse‘ zu diskreditieren“ sagt Günter Neumann, Leiter Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. „Deshalb ist es wichtig, dass die Schüler danach eine Perspektive bekommen, zum Beispiel durch eine berufliche Ausbildung.“ Durch Corona werde aber der direkte kurze Draht zwischen Betrieb und Bewerber, der gerade im Handwerk entscheidend ist, massiv gestört. „Die Ausbildungsbereitschaft unserer Mitgliedsbetriebe ist ungebrochen, das hören wir gerade aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, wo die Auftragslage sehr gut ist“, weiß Neumann. Es fehlten aber die Betriebspraktika, die für das Kennenlernen von Ausbildungsberufen und zur Kontaktanbahnung von Bewerbern mit den Ausbildungsverantwortlichen der Handwerksbetriebe von großer Bedeutung seien. „Wir versuchen gemeinsam mit der IHKLW und der Agentur für Arbeit das mit digitalen Mitteln wie Online-Azubi-Speeddatings aufzufangen und Bewerber und Betrieb auf diese Weise zusammenzubringen. Hilfreiche Informationen über freie Ausbildungsplätze und die rund 140 Ausbildungsberufe im Handwerk finden sich außerdem unter www.hwk-bls.de“, so Neumann. Aufgrund der Rückmeldungen von Betrieben setze er darauf, dass Schulabgängerinnen und Schulabgänger unverändert gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz im Handwerk haben. „Das Handwerk bildet seine Nachwuchskräfte in der Regel am liebsten selbst aus. Daran ändert auch Corona nichts.“ 

An die Eigeninitiative der jungen Menschen appelliert auch Sönke Feldhusen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Bildungsexperte der IHKLW: „Die Chancen auf einen Karrierestart mit einer dualen Ausbildung stehen, trotz Corona, gut. Die Betriebe halten ihr Ausbildungsangebot größtenteils aufrecht, haben aber aktuell große Probleme, mit ausreichend Bewerbern in Kontakt zu kommen Es lohnt sich also unbedingt, aktiv auf die Betriebe zuzugehen und die Beratungsangebote der Agenturen und Kammern nutzen.“ 

Laut einer IHKLW-Befragung im Februar hatten zu dem Zeitpunkt 60 Prozent der Ausbildungsbetriebe ihre Ausbildungsplätze für das im Spätsommer beginnende Ausbildungsjahr bereits geplant. 80 Prozent davon wollten ihr Angebot stabil halten, 19 Prozent gingen von einer Reduzierung aus und vier Prozent der Befragten wollten mehr Ausbildungsstellen anbieten. Insgesamt geht die IHKLW auf der Grundlage der genannten Planzahlen von einem weitestgehend stabilen Ausbildungsangebot aus. Viele Eltern unterschätzten die Möglichkeiten der dualen Ausbildung leider immer noch. Der Ausbildungsabschluss eröffne vielfältige Wege in anschlussfähige Fortbildungen, die berufsbegleitend bis hin zu Bachelor- und Masterabschlüssen führen.

IHKLW und Handwerkskammer helfen Betrieben ergänzend bei der Umsetzung von digitalen Betriebsbesichtigungen, mit Aktionen wie dem digitalen Zukunftstag und mit der Online-Kampagne Moin Future, die Schülerinnen und Schüler über die Website www.moin-future.de, Instagram und Facebook über die Ausbildungschancen in der Region informiert.

Grafik (Agentur für Arbeit/IHK): Die Grafik zeigt die Zahl der 2020 geschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr.

 

Die noch verbleibende Zeit bis zur gemeinsamen Ziellinie „Ausbildungsbeginn 2021“ sollte so effektiv wie möglich genutzt werden. Für Jugendliche werden sich in den kommenden Wochen weitere Ausbildungsmöglichkeiten eröffnen. „Schülerinnen und Schüler, die in Sachen Ausbildungssuche jetzt am Ball bleiben, und Unternehmen, die sich trotz möglicher Unwägbarkeiten für Auszubildende entscheiden, legen richtige und wichtige Grundsteine für ihre Zukunft“, heben die drei Ausbildungsexperten hervor.