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Blaulicht

Prozess gegen rechte Terrorgruppe findet in Hochsicherheitsgebäude statt

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Uelzen/Stuttgart. In einem der umfangreichsten Terror-Gerichtsprozesse in der Geschichte der Bundesrepublik verhandelt der 5. Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart ab kommendem Dienstag, 13. April. Zwölf Angeklagten, darunter Kreis-Uelzener Tony E., wird vorgeworfen, sich als Mitglieder oder Unterstützer der nach ihrem Gründer benannten "Gruppe S." eine rechtsterroristische Vereinigung gegründet und sich als Mitglieder beteiligt zu haben. Der Generalbundesanwalt wirft den Beschuldigten weiterhin vor, sie hätten durch Terrorangriffe den Umsturz der demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik herbeiführen wollen. Ein weiterer Verdächtiger hat sich in der U-Haft das Leben genommen.

Dem Verfahren sind extrem umfangreiche Vorbereitungen vorausgegangen, unter anderem, weil die Justizbehörde vermutet, dass vom Hauptangeklagten S. ein erhebliches Gefährdungspotenzial ausgeht. Hinzu kommen die Corona-Sicherheitsauflagen. Zwischenzeitlich war sogar erwogen worden, in die Stuttgarter Messehallen auszuweichen. Aber nach mehreren eigenen Tests wird die Kammer nun den Sitzungssaal 1 im Hochsicherheitsgebäude in Stuttgart-Stammheim nutzen. 

Das Staatsschutzverfahren wird unter Vorsitz von Herbert Anderer stattfinden. Anderer hat unter anderem den Prozess gegen ein früheres Mitglied der Terrormiliz Dschabhat Al-Nusra, der an einem brutalen Massaker an Assad-Soldaten auf einer syrischen Müllkippe beteiligt war, sowie gegen die Macher des verbotenen Neonazi-Portals „Altermedia“ geleitet.

Die zwölf jetzt Angeklagten stehen im Verdacht, sie hätten mit ihrer Vereinigung die Staats- und Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland erschüttern und letztlich überwinden wollen. Zu diesem Zweck sollten laut Anklage durch Angriffe auf Moscheen und die Tötung oder Verletzung einer möglichst großen Anzahl dort anwesender muslimischer Gläubiger bürgerkriegsähnliche Zustände herbeigeführt werden. Es wurde auch erwogen, gewaltsam gegen politisch Andersdenkende vorzugehen. Bereits zum Zeitpunkt der Gründung führte Werner S. laut Anklageschrift eine scharfe Pistole mit sich, mit der er bei einem Treffen auch Schießübungen durchführte.

Einer der Rädelsführer soll Tony E. gewesen sein. Jedes Mitglied der Gruppe hätte sich bereit erklärt, mehrere Tausend Euro für Waffenkäufe beizusteuern. An einem "Tag X" hätten zeitgleich Anschläge im ganzen Bundesgebiet stattfinden sollen. Die Ermittler kamen den Plänen jedoch zuvor. Im Februar 2020 schlugen Polizeibeamte in ganz Deutschland zu, auch das Grundstück von Tony E. wurde durchsucht. Die Verdächtigen sitzen seitdem in Untersuchungshaft. 

Die Kammer hat mehr als 30 Verhandlungstage angesetzt, das Verfahren soll mindestens bis September dauern. Im Falle einer Verurteilung drohen den Angeklagten bis zu zehn Jahren Haft.

Symbolfoto: Adobe Stock