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Kunst und Kultur

Ben Boles: „Desperado" im Kurpark

 |  Kunst & Kultur

Von Folkert Frels

Bad Bevensen. „Desperado“ ist ein Song der Eagles.  Er wurde 1973 auf der gleichnamigen LP veröffentlicht und gut dreißig Jahre später - 2004 - vom Fachblatt „Roling Stone“ in die Liste der 500 besten Songs aller Zeiten eingegliedert. Zwei Jahre zuvor – 2002 – hatte Johnny Cash dies Lied, mit brüchiger, dennoch unverkennbarer Stimme auf seinem Alterswerk „The Man comes around“ untergebracht. Am Pfingstsonntag sang der seit langem in Lüneburg ansässige Ben Boles, sich selbst am E-Piano begleitend, mit knarzig-tiefer Stimme diese Perle der Country-Music auf der Konzert-Bühne im Kurhaus Bad Bevensen. Er habe sich – so hatte er gleich zu Beginn seines Auftritts erzählt – in der corona-bedingten Auftrittspause das Klavierspielen beigebracht und dies Können als Eröffnungsstück mit „Hello“ von Lionel Richie belegt. Seit mehr als 30 Jahren bestimmt die Musik sein Leben. Erlernte er zunächst das Geigenspiel, so kam später die Gitarre hinzu und anderes mehr. Fast zwei Stunden währte das Konzert, in dem der Multi-Instrumentalist, Songschreiber, Texter, Sänger, Moderator zwischen eigenem und fremdem Liedgut, bekannten und weniger bekannten Weisen hin und her wechselte . Unter anderem dabei waren Frank Sinatras „Fly me to the moon“, „Eye of the tiger“ und Elton Johns „Song for you“. Udo Jürgens habe einst gesagt, der wichtigste Teil des Wortes „Unterhaltung“ sei „Haltung“. Haltung zeigt Bones mit seiner starken Interpretation des eindrucksvollen, zum Nachdenken zwingenden Anti-Kriegs-Songs „Es ist doch ein friedlicher Ort“ von Reinhard Mey. „ Bedenkt ihr,“ so singt er, „die ihr heut' aufsteigt in waffenstarrendem Gerät, dass ihr die Bomben werfen müsst, fragt euch, ob ihr das wirklich wollt. Bedenkt, ihr habt es in der Hand, zuletzt liegt es an euch allein ...“

Seine eigenen Lieder, vorgetragen mit unverkennbarem Bassbariton, der auch in höheren Stimmlagen sicher bleibt, unterlegt mit melodischem Klavierspiel, handeln von der Liebe, von Enttäuschungen, vom Leben ganz allgemein. Sein „Lied der Lieder“ stammt von John Lennon, heißt im Original „Imagine“. Es wurde bei Ben Bones zu „Schöner Traum“ und ist traumhaft schön. Zu seinen Lieblingslieder gehören „Mr. Bojangles“, das Paradestück des amerikanischen Entertainers Sammy Davis jr., und Freddy Mercurys „Save me“. Letzteres bezeichnet er als seinen „Heiligen Gral. Die Herzen rührend:  Rio Reisers grandioses „Für immer und dich“, in dem es heißt „Ich streich den Himmel blau für dich, für dich und immer für dich. Für immer und dich.“ Davon fühlte sich auch Petrus angesprochen – die dunklen Wolken verzogen, der Himmel strahlte in prächtigem Blau. Sinatra: „My Way“ kam zum Schluss. Großartig. Der lange, achtungsvoll im Stehen gegebene Beifall belohnte den Sänger und Pianisten.

Fotos: Frels