Weihnachtsgedanken von Propst Jörg Hagen, Uelzen
„Wie soll es nur in diesem Jahr Weihnachten werden?“ so fragte die Frau mit leichter Verzweiflung in der Stimme. „Alles ist so anders als sonst! Kein großes Familienfest, nur wenig Besuch. Viele sind ganz allein. Gottesdienste mit Anmeldung und ohne Singen. …. So viel Gewohntes fällt weg.“
Ja, so wird es wohl werden in diesem Coronajahr – ein anderes Weihnachten, als wir es gewohnt sind. Dabei wollen wir doch gerade zu Weihnachten, dass alles so ist ‚wie immer‘. Das ist keine einfache Erfahrung, die wir machen werden.
Ich muss an die Begegnung mit einem Freiwilligen aus unserem südafrikanischen Partnerkirchenkreis denken. Ich fragte ihn, was ihm denn in Deutschland besonders aufgefallen sei. Ohne langes Nachdenken sagte er: Eure Art, Weihnachten zu feiern. Bei uns fällt Weihnachten in den Hochsommer, da sitzen wir zum Fest mit vielen Freunden in T-Shirts am Grill. Es ist ein buntes und sehr fröhliches Fest. In den Gottesdiensten ist Freude hör- und spürbar – Gesang und Bewegung. Bei Euch wirkt vieles stiller, besinnlicher, es ist dunkel und kalt…
Andere Berichte fallen mir ein: Weihnachten in der Südsee mit wieder ganz anderen Sitten und Gebräuchen als wie es kennen, Weihnachten in China, in einer ganz anders geprägten Umwelt, wo die Christen eine ganz kleine Minderheit sind. Weihnachten wird weltweit sehr unterschiedlich gefeiert. An vielen Orten ist es ganz anders als bei uns – und doch auch ganz ähnlich, denn überall ist der Anlass des Festes derselbe: Wir feiern die Geburt Jesu. Gott wird Mensch. Er kommt, uns seine Liebe zu zeigen, uns den Weg des Friedens zu weisen. Er wird einer von uns, damit es auf dieser Welt menschlicher wird.
So unterschiedlich die Formen des Geburtstagsfestes Jesu sind, so verbindend ist weltweit die Botschaft: Fürchtet euch nicht! So wird es auch in diesem Jahr sein. Weihnachten findet statt! Auch bei uns, die wir im Coronajahr 2020 zu Weihnachten auf viel Gewohntes verzichten müssen.
Die Botschaft bleibt! Seit der ersten Weihnacht im kalten Stall in Bethlehem geht sie um die Welt: Gott kommt im Kind zu uns, es in unseren Herzen hell zu machen. Darüber können wir uns auch an diesem Weihnachtsfest freuen. Ich hoffe, dass wir auch im Ungewohnten Formen finden das Fest fröhlich zu feiern – anders, aber vielleicht gerade deswegen bewegend und verändernd, denn es gilt auch 2020: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest
Ihr Jörg Hagen,
Propst in Uelzen