Auch Uelzener Strecken betroffen: Land will Vertrag mit Metronom aufheben
Uelzen/Landkreis. Der Aufsichtsrat der Niedersächsischen Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) hat in seiner Sondersitzung am Dienstag die Geschäftsführung der LNVG ermächtigt, mit den Betreibern des so genannten Hansenetzes über eine vorzeitige Beendigung des Verkehrsvertrages zu verhandeln. Betreiber des Hansenetzes ist die „Metronom Eisenbahngesellschaft mbH" (Metronom).
Betroffen von einer möglichen Vertragsaufhebung sind die Strecken des Hansenetzes. Dieses umfasst unter anderem die Strecken Hamburg-Lüneburg-Uelzen, Uelzen-Celle-Hannover und Hannover-Northeim-Göttingen. Der Verkehrsvertrag hat eine reguläre Laufzeit von Dezember 2018 bis Dezember 2033.
Im Hansenetz sind derzeit täglich rund 80.000 Personen unterwegs. Die Züge für das Hansenetz werden aus dem Fahrzeugpool der LNVG bereitgestellt. In 2024 sind rund 8,7 Millionen Zugkilometer bestellt.
Gemeinsames Ziel ist es laut Niedersächsischem Verkehrsministerium nun, zum Juni 2026 den bestehenden Vertrag aufzuheben. Parallel wird ein neues Konzept für das Hansenetz erarbeitet und zur Ausschreibung gebracht. Notwendig wird dieser Schritt, da die Betreibergesellschaft auf Grund von zuletzt stark gestiegenen Kosten in eine wirtschaftlich schwierige Lage geraten ist. Der Metronom hatte Ende Dezember die LNVG darum gebeten, in entsprechende Verhandlungen einzusteigen, um Verluste aus dem bis Ende 2033 laufenden Verkehrsvertrag zu begrenzen.
Dazu sagte heute der niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies: „Der Metronom ist in den vergangenen Jahren ein verlässlicher Partner gewesen und die Marke Metronom ist fest etabliert. Unser Ziel ist es daher zum einen, die Verkehre auf der Strecke bis Juni 2026 vollumfänglich zu erhalten und das Angebot wieder zu verbessern. Zum anderen wollen wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jetzt Verlässlichkeit und zugleich eine gute Perspektive bieten."
Dadurch, dass die Fahrzeuge des Metronom dem Fahrzeugpool des Landes entstammen, werden bei einem Betriebsübergang bei Neuausschreibung die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von jedem künftigen Betreiber direkt übernommen, auch die Metronom-Gesellschaft könnte sich wieder bewerben, betonte Lies: „Das ist eine attraktive Perspektive für die Kolleginnen und Kollegen angesichts einer schwierigen und für den Einzelnen sehr herausfordernden Situation. Wir werden dafür werben, dass möglichst viele von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Wir müssen alles tun, damit wir die Fachkräfte hier im Land und in der Region halten. Denn in den letzten Jahren haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen noch zentraleren Wert für unsere Verkehrsunternehmen erhalten."
Die „Metronom Eisenbahngesellschaft mbH" betreibt seit Dezember 2011 die Linien des heutigen Hansenetzes. 2016 hatte sie sich in der damaligen Ausschreibung mit dem wirtschaftlichsten Angebot durchsetzen können, dieser Vertrag läuft seit 2018. Durch die Corona-Krise und den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben sich jedoch seitdem die Rahmenbedingungen für die Bahnanbieter in Deutschland noch einmal fundamental verändert. Unter anderem sind die Energiekosten seitdem massiv gestiegen, genauso wie die Kosten für Personal. Dazu kommt der große Mangel an Fachkräften, insbesondere bei Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführern sowie bei Zugbegleiterinnen und Zugbegleitern bei Metronom. Hinzu kommen die besonderen infrastrukturellen Herausforderungen auf der Strecke. Das hat zuletzt beim Metronom zu großen Problemen in Bezug auf Qualität und Zuverlässigkeit des Angebots im Hansenetz geführt und auch die jetzige Situation mit verursacht. Dies machte den gestrigen Beschluss des Aufsichtsrats notwendig.
Die Beteiligten wollen nun bis Ende Februar 2024 eine entsprechende Aufhebung des Vertrages erarbeiten.
Muttergesellschaft des Metronom ist die Niedersachsenbahn GmbH & Co. KG, die wiederum eine Tochtergesellschaft der Osthannoversche Eisenbahnen AG und der „Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH" (EVB) ist. Bei der EVB wiederum ist das Land Hauptgesellschafter, mehrere Landkreise und Gemeinden sind Mitgesellschafter.
Foto: Michalzik