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Kommentar

Wölfe und Weidetiere: Sag endlich etwas, Hannover!

 |  Landkreis

Bei allem Verständnis für den finanziellen und ideellen Verlust eines wertvollen Weidetiers: Hier sind Grenzen weit überschritten worden. Man stelle sich das einmal bildlich vor: Ein dunkles Fahrzeug rollt einem auf den Hof, drei Männer steigen aus, werfen einen Rindskadaver in die Einfahrt, werden verbal übergriffig und rollen wieder davon. Wir reden nicht von Texas 1905. Wir sprechen von Brockhöfe 2021. Dass das Opfer dieses widerlichen Übergriffs eine ehrenamtliche Wolfsberaterin ist, macht die in der Tat völlig verfahrene Lage deutlich. Der Wolf, die Erkenntnis ist nicht neu, ist im Landkreis Uelzen wieder fest beheimatet. Was relativ neu ist, sind die enormen Schäden, die Wölfe vor allem in hiesigen Schafherden inzwischen durch regelrechte Blutbäder anrichten. Auch das Bild, das ein Züchter ertragen muss, wenn er morgens seine halbe Herde tot oder sterbend auf der Weide vorfindet, mag man sich nicht gern vor Augen halten. Wolfsbefürworter und -gegner liefern sich, auch auf unserer Facebook-Seite, hundertfach hitzige Diskussionen. Da geht es um Abschuss-Freigaben, höhere Weidezäune, mehr Hütehunde und viele Argumente mehr. Was fehlt, ist ein eindeutiges Signal der Landesregierung, die zwischen beiden Positionen hin- und herwabert. Ab und an einen Wolf töten zu lassen, kann bestenfalls eine symbolische Geste sein. Eine solche einzelne "Entnahme", wie der Abschuss unnötig verblümt im Jagd-Jargon genannt wird, wird das Problem langfristig nicht lösen. Vor allem dann nicht, wenn statt des "Problem-Rüden" wie jüngst bei Ebstorf mit einer vermutlich tragenden Fähe das völlig falsche Tier erschossen wird. Nein, da muss mehr als Hannover kommen. Ein eindeutiges Bekenntnis für den Weidetier-Standort Niedersachsen mit der Bereitschaft, entsprechend viel Geld in Herdenschutz zu investieren. Und zwar schnell. Wir haben in Brockhöfe jetzt erleben müssen, wie schnell demokratischer Diskurs in Straftaten entgleiten kann: Die Polizei ermittelt gegen die Kadaver-Abwerfer unter anderem wegen Nötigung. 

Ihr

Michael Michalzik

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