Vereinsheim TuS Wieren: Gemeinderat mehrheitlich für 1,2-Millionen-Sanierung – Dobslaw: „Dann jeden Verein der Gemeinde so behandeln!“
- Subtitle: Wrestedt
Von Michael Michalzik
Wrestedt. Ungewöhnlicher Schritt: Der TuS Wieren soll ein komplett saniertes Sportheim im Wert von 1,2 Millionen Euro bekommen. Dazu wird die Gemeinde Wrestedt erstmals eine solche Liegenschaft in ihren Besitz übernehmen, der Verein ist künftig nur noch Pächter. Diese Entscheidung traf der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend mehrheitlich und in geheimer Abstimmung. Allerdings hatte die Gruppe SPD/UWG vorab deutlich gemacht, dass sie gegen das Konstrukt stimmen wird.
Der 466 Mitglieder große TuS Wieren, der nach eigenen Angaben unter „strukturellen Vereinsproblemen“ leidet, hat ein Vereinsheim in Flachdachbauweise, auf das man bei der Eröffnung 1973 mit Recht stolz war. Doch die Zeiten sind vorbei: Wasser dringt durch die Oberlichter ein, die Wände sind feucht, der Fußboden ist marode, die Heiztechnik ist veraltet. Im Grunde muss das Gebäude neu aufgebaut werden. Die Frage war bislang: Wie soll das finanziert werden?
Die Antwort gab der Gemeinderat am Montag, Gemeindedirektor Michael Müller (auch Samtgemeindebürgermeister Aue) führte vor großer Zuhörerschaft die Details auf. 2020 hatte der Kreistag Uelzen beschlossen, dass der Jugendzeltplatz Wieren nicht weiter betrieben wird. Quasi als Kompensation wurden der Gemeinde Wrestedt bis zu 300.000 Euro zugesagt, die beispielsweise für Sanierungsprojekte verwendet werden könnten. Müller: „Die Mittel stehen beim Landkreis bereit.“ Um den Fehlbedarf bestmöglich zu decken, habe sich der TuS an den Landessportbund gewandt, doch dort gab es keine größeren Fördermittel.
Mehr Erfolg verspricht indes das Förderprogramm „Lebendige Zentren“ der Städtebauförderung. Damit war beispielsweise bereits eine Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses Soltendieck möglich geworden. Allerdings: Gefördert wird nur Sanierung, kein Neubau. Und: Der TuS darf nicht der Antragsteller sein, das muss die Kommune tun. Möglich ist eine Höchstförderung, so Müller, von zwei Dritteln der Gesamtsumme von 1,2 Millionen Euro – aber auch erst dann, wenn die Niedersächsische Städtebauförderung einen Überblick über alle eingegangenen Anträge hat. Stichtag für die Abgabe des Antrags ist der 31. Mai, also Mittwoch kommender Woche.
Auch wenn die Höchstfördersumme erreicht wird, bleibt nach derzeitigem Planungsstand immer noch eine Deckungslücke von 139.000 Euro. Der TuS Wieren hat angeboten, die nächsten 25 Jahre pro Jahr 4.000 Euro Pacht zu zahlen („Leistungsgrenze des Vereins“) – womit ausdrücklich kein Kreditgeschäft zwischen Verein und Kommune zustande kommen würde. Bliebe ein Eigenanteil von 39.000 Euro für die Gemeinde.
Ein Plan, der am Montag die politische Mehrheit fand – doch Andreas Dobslaw setzte für die Gruppe SPD/UWG kritisch nach: „Wer wird künftig für den Unterhalt und Reparaturen aufkommen? Wer haftet bei Zahlungsausfall der Pacht? Gibt es Infos zur Bonität des TuS Wieren? Ist es richtig, dass der Verein über keinerlei Rücklagen verfügt?“
In der Tat bringt der Sportverein keinerlei finanziellen Eigenanteil ein. Er dürfte auch nicht einmal Eigenleistungen erbringen, so Müller, weil das die Förderung gefährden würde. In jedem Fall wird der TuS Wieren sein Vereinsheim los: Das Gebäude geht nach Sanierung und Finanzierung in den Besitz der Gemeinde über, die sich auch um künftige Reparaturen und Unterhalt kümmern wird. Für den Fall eines Pachtausfalls, erklärte der Gemeindedirektor, würde laut Gesetz der Vorstand des Vereins zur Verantwortung gezogen.
Für die Gruppe SPD/UWG ist die jetzige Lösung der falsche Weg: „Wie wollen wir das den anderen Vereinen erklären? Wir müssen dann jeden Verein in der Gemeinde so unterstützen wie den TuS Wieren“, so Dobslaw. Vereine seien private Interessengruppen Gleichgesinnter: „Wenn dort der Staat eingreift, ist das falsch.“
Und so geht es weiter: In der kommenden Woche wird der Antrag eingereicht. Grundsätzlich werden Mittel in den Haushalt der Gemeinde Wrestedt für 2024 eingestellt, unter anderem für einen Architekten. Eine Entscheidung über die Bewilligung der Förderung wird für März 2024 erwartet. Das eigentliche Sanierungsprojekt könnte 2025/26 umgesetzt werden. Für den Fall, dass die Förderung wegbricht, könnte immer noch „die Notbremse gezogen werden“, erklärte Gemeindedirektor Michael Müller
Foto (Michalzik): Andreas Dobslaw (stehend) kritisierte den Finanzplan zur Sanierung des TuS-Sportheims: „Das ist der falsche Weg!“