Skip to main content

Einen Schritt weiter in Richtung Erdwärme-Nutzung: Rat Bad Bevensen beschließt Finanzplan für Restrisiko

  • Subtitle: Bad Bevensen

Von Michael Michalzik

Bad Bevensen. Die Stadt Bad Bevensen hat den nächsten Schritt in Richtung Erdwärme-Nutzung gemacht: Bei vier Gegenstimmen und einer Enthaltung beschloss das Gremium jetzt einen Plan, mit dem das Risikobudget für die notwendige Probebohrung finanziert werden soll. Wie berichtet, kostet eine solche Bohrung in eine Tiefe von mehreren Tausend Metern 10 Millionen Euro.

Ein entscheidender Lösungsvorschlag kam 2021 von Dr. Matthias Miersch, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Der Umweltexperte schlug vor, ein Finanzierungsmodell aus den Niederlanden zu übernehmen, mit dem die Kosten für eine solche Bohrung gefördert werden. Inzwischen steht fest, dass das Land der Kurstadt eine zu 90 Prozent rückzahlbare Förderung gewährt. Dann müsste die eigens zu gründende Gesellschaft für erneuerbare Energien Bad Bevensen GmbH im Fall einer erfolglosen Probebohrung lediglich 1 Millionen Euro zurückzahlen.

Der Rat Bad Bevensen hat nun beschlossen, zur Deckung des Risikobudgets von 650.000 Euro im Falle einer erfolglosen Bohrung außerordentliche Erträge aus Grundstücksverkäufen einzusetzen. Durch den ersten Nachtragshaushaltsplan 2023 wurde bereits eine Rückstellung von 350.000 Euro ausgewiesen, so dass damit das Risikobudget der Stadt in Höhe von insgesamt 1 Millionen Euro abgedeckt wäre.

Die Kommunalaufsicht des Landkreises hatte im Juni mitgeteilt, dass die Gründung der Gesellschaft für erneuerbare Energien Bad Bevensen nicht beanstandet werde. Die Nichtbeanstandung erfolgte aber unter der Voraussetzung, dass die seitens der Stadt Bad Bevensen dargestellten Maßnahmen zur Deckung der sich aus einer erfolglosen Probebohrung ergebenden finanziellen Belastungen verbindlich zu beschließen und umzusetzen sind. Erzielt werden sollen die zusätzlichen Erträge durch Grundstücksverkäufe im Bereich Fliegenberg.

Die Verwaltung betont: Es ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass die Absicherung nur für den - nach der Machbarkeitsstudie allerdings nicht zu erwartenden - Fall notwendig wird, dass die erste Bohrung erfolglos verläuft und die Tiefengeothermie nicht wirtschaftlich nutzbar sein sollte. Um noch bestehende Restrisiken abzudecken, soll vor der ersten Bohrung eine 2D-seismische Messung durchgeführt werden. Damit soll die genaue Position und Mächtigkeit der Rhät-Sandsteine verifiziert und die Bohrplanung präzisiert werden. Gebohrt werden soll voraussichtlich kommendes Jahr in der Nähe des Herz-Gefäß-Zentrums.

Das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2014 – vom Land gefördert – ergab: Grundsätzlich ist es möglich, in Bad Bevensen Energie in nennenswertem Maße aus der Tiefe zu fördern. Stadtdirektor Martin Feller seinerzeit im Gespräch mit den Uelzener Nachrichten: „Dabei wäre es möglich, sehr früh eine Wirtschaftlichkeit zu erreichen.“ Denn zunächst könnten die großen Gebäude mit Heizungswärme aus der Tiefe versorgt werden: beide Kliniken, die Jod-Sole-Therme, Grundschule, Gesamtschule und Rathaus.

Insgesamt würde die Einrichtung der geothermischen Energienutzung bis zu 23 Millionen Euro kosten. Denn die Bohrung in der Nähe des Herz-Gefäß-Zentrums würde in eine Tiefe von 3.300 Metern führen.

Symbolfoto: Adobe Stock