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Lamm-Saison: Zucht-Bundessieger fürchtet vor allem die Wölfe

  • Subtitle: Bad Bevensen

Bad Bevensen. Lämmer sind das Symbol des Frühlings, des wiedererwachenden Lebens und der friedlichen Lebensweise. Ganz praktisch haben die Schäfer in den niedersächsischen Schafställen in diesen Tagen und Nächten jedoch vor allem damit zu tun, dem Nachwuchs ihrer Mutterschafe auf die Welt zu helfen. „Größere Herden verursachen derzeit 24-Stunden-Tage“, bestätigt Joachim Rehse, Vorsitzender des Landesschafzuchtverbandes Niedersachsen. Der Schäfer aus Bad Bevensen züchtet mit 150 Tieren der Rassen Merino und Schwarzkopf und stellte vergangenes Jahr den Bundessieger.

Trotz seiner Begeisterung für die wolligen Vierbeiner sieht er auch die großen Schwierigkeiten, vor denen die Schafhalter stehen. „Das größte Problem ist die Wirtschaftlichkeit. Das geht nur mit zusätzlichen Einnahmen aus dem Naturschutz oder der Deichpflege“, erläutert Rehse – obwohl die Preise für Lammfleisch derzeit relativ hoch sind und die Schafhalter grundsätzlich optimistisch auf das kommende Osterfest blicken. „Sollte die extensive Weidewirtschaft durch das Insektenschutzgesetz zum Standard werden, wären die Auswirkungen auf die Schafhalter katastrophal“, befürchtet Mathias Brockob vom Landesschafzuchtverband. Gerade die extensive Landschaftspflege sei das Aushängeschild der Schafhalter, und das Geld aus den Agrarumweltmaßnahmen werde dringend benötigt.

Ein immer größer werdendes Dauerproblem ist zudem die starke Ausbreitung des Wolfes, das die Schafhalter vor zusätzliche finanzielle und arbeitswirtschaftliche Herausforderungen stellt. „Viele Schäfer haben durch die ständige Angst vor toten oder ausbrechenden Tieren psychische Probleme“, weist Rehse auf eine weitere Belastung hin. Seine Schafe grasen im Sommer direkt neben der Bahnstrecke Hannover-Hamburg. Die Folgen eines panischen Ausbruchs seiner Herde möchte er sich lieber nicht ausmalen. „Die Sicherheitsvorkehrungen wie Zäune gleichen einem Wettrüsten, bis der Wolf wieder gelernt hat, sie zu umgehen“, beschreibt er die Herdenschutzmaßnahmen. Gerade Hobbytierhalter hätten dieses Wettrüsten aufgegeben und gegen den Wolf kapituliert. „Jedes Jahr sinkt die Zahl der Schafhalter um drei bis vier Prozent“, hat Brockob beobachtet. Bei der Niedersächsischen Tierseuchenkasse sind derzeit 195.926 Schafe in 9.605 Beständen gemeldet. 2018 besaßen 11.728 Schafhalter noch 233.685 Schafe.