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Dem Rätsel der Wichmannsburg auf der Spur: Stadt- und Kreisarchäologe lässt alte Eichenpfähle untersuchen

  • Subtitle: Bienenbüttel

Wichmannsburg/Bienenbüttel. Als Heinrich Ehlers bei Dr. Mathias Hensch anruft und ihm von zwei mächtigen Eichenpfählen berichtet, die im Wichmannsburger Feuerwehrhaus eingelagert sind, wird der Uelzener Stadt- und Kreisarchäologe nach eigener Angabe „sofort hellhörig“. Er sieht sich die Balken an: Unübersehbar sind sie alt – sehr, sehr alt, so seine Vermutung, die sich später auch bewahrheiten soll. Vieles deutet darauf hin, dass sie eine lange Zeit im Wasser verbracht haben und dadurch überaus gut erhalten geblieben sind. Der Überlieferung nach wurden sie um 1961 im Bereich des Ortsteiles Wichmannsburg mit einem Bagger aus der Ilmenau gehoben. An den Zapflöchern und den angespitzten Enden erkennt der Experte, dass sie einmal zu einem hölzernen Bauwerk gehört haben müssen. Sein Gedanke, dass es sich bei diesem Bauwerk um die einstige Wichmannsburg, die im 10. Jahrhundert erbaut wurde, gehandelt haben könnte, ist also naheliegend.

Einige Monate später stellt Dr. Hensch Heinrich Ehlers, Bienenbüttels Bürgermeister Dr. Merlin Franke und Holger Runne vom Bienenbütteler Arbeitskreis Geschichte vor, was er zwischenzeitlich über die Eichenpfähle herausgefunden hat. Um die Frage zu klären, ob sie tatsächlich einst Teil der frühmittelalterlichen Wichmannsburg waren, veranlasste er nach der Kontaktaufnahme zu Dr. Franke eine sogenannte dendrochronologische Datierung. Auf die Frage nach einer Kostenbeteiligung durch die Gemeinde Bienenbüttel sagt der Bürgermeister ohne zu zögern zu. „Mehr über die Wichmannsburg herauszufinden, wäre für uns eine Sensation!“, unterstreicht Dr. Franke die Bedeutung eines Fundes für die Einheitsgemeinde. Auch Landrat Dr. Heiko Blume ist sofort bereit, die Untersuchung finanziell zu unterstützen – der Landkreis übernimmt die übrige Hälfte.

Für die Datierung wurden dann Bohrkerne aus den Pfählen gezogen, von denen die Jahrringe abgelesen werden konnten. Ihre spezifische Abfolge gab Aufschluss über die Fälljahre. Die Fällung des Baumes, von dem der ältere der beiden Balken stammt, wird „um 1580“, die des jüngeren auf 1729 datiert. „Damit sind sie leider nicht so alt wie erwartet“, bedauert Dr. Hensch. „Wir können damit ausschließen, dass sie unmittelbar mit der Burg zusammenhängen.“ Auch zur Wichmannsburger Mühle können sie nicht gehört haben, da diese bereits 1332 aufgelöst wurde. Für den Archäologen bleibt damit die Option, dass die Balken, so die Überlieferung, die den Fundort betrifft, denn stimmt, von einer bislang unbekannten baulichen Einrichtung am Ufer der Ilmenau stammen. Das könnte auch eine Brücke gewesen sein. „Mehr lässt sich darüber aber wahrscheinlich nicht mehr herausfinden“, gibt er zu. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass das Mühlwesen in der Region in der Frühneuzeit wieder aufgenommen wurde.

Was die Wichmannsburg betrifft, will Dr. Hensch die Hoffnung jedoch nicht aufgeben. Auf einer lasergestützten Geländeaufnahme (LIDAR-Aufnahme), die sich in der Da- tenbank des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege befindet, meint er, die Umrisse ihres Burggrabens erkannt zu haben. Vielleicht, so hoffen sowohl der Ar- chäologe als auch Dr. Merlin Franke und Holger Runne, lassen sich Forschungsgel- der für weitere, aufwändigere Untersuchungen akquirieren, die eines Tages doch noch den gewünschten Erfolg bringen.

Foto (Gemeinde Bienenbüttel, v.l.): Bürgermeister Dr. Merlin Franke, Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Mathias Hensch, Holger Runne vom Arbeitskreis Geschichte und Heinrich Ehlers aus Wichmannsburg bei der Präsentation der Ergebnisse.