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Gedenkveranstaltung zum Tag der Befreiung

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Am 8. Mai 2022 findet anlässlich des Tages der Befreiung vom Faschismus eine Gedenkveranstaltung auf den Uelzener Friedhof um 18:00 Uhr statt. Treffpunkt ist das Gräberfeld für Ausländer (Zwangsarbeiter*innen) Nr. 17. Das umfangreiche Programm wurde von Pastor Frank-Peter Schultz aus Oldenstadt gestaltet. Der Oldenstädter Posaunenchor wird die Veranstaltung musikalisch untermalen. Nach einer Eröffnung durch die Veranstalter, das Uelzener Bündnis für Demokratie und Toleranz, und einem Psalm wird eine Ansprache von Felix Paul, dem Referenten für Friedensarbeit in der Landeskirche, geben. Im Anschluss daran werden Jugendliche aus der Kirchengemeinde Oldenstadt die Namen und Schicksale von Personen verlesen, die während der faschistischen Nazi-Diktatur als Zwangsarbeiter*innen nach Uelzen verschleppt wurden und dann hier starben. Nach einer Fürbitte durch Pastor Frank-Peter Schultz wird die Veranstaltung durch ein gemeinsames Gebet beschlossen. 

Zur Information:

Auf dem Ausländer-Gräberfeld auf dem St. Marien Friedhof finden sich 107 Grabstellen von ausländischen Arbeitskräften, die in Uelzen durch den 2. Weltkrieg zu Tode gekommen sind. Drei Viertel der Bestatteten sind polnischer oder russischer Herkunft. Sie wurden Opfer der Zwangsarbeit, zu der sie von den Nationalsozialisten gezwungen wurden. Für die Nazis waren sie „fremdvölkische, minderwertige Untermenschen“, deren Arbeitskraft wie Sklaven ausgebeutet wurde. Ohne die gewaltige Zahl von acht Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern wären die deutschen „Volksgenossen“ verhungert und der Krieg wäre 1943 zu Ende gewesen, denn jede zweite Arbeitskraft in der Landwirtschaft und jede dritte Arbeitskraft in der Industrie kam aus dem Ausland. Gerade an Gedenktagen wie dem Volkstrauertag sind wir alle aufgefordert, auch der Zivilpersonen zu gedenken, die als Verschleppte weitab von ihrer Heimat Opfer eines menschenverachtenden Rassismus geworden sind und hier ihre letzte Ruhe gefunden haben.Im Landkreis Uelzen waren schon 1940 etwa 1.000 ausländische Arbeitskräfte tätig, 1944 waren es fast zehntausend. Erkrankte „fremdvölkische“ Arbeitskräfte aus Polen oder Russland wurden in den so genannten „Polen- und Ostarbeiterbaracken“ auf dem Schützenplatz behandelt, um ihre Arbeitskraft möglichst rasch wieder ausnutzen zu können. Unmenschlich war der Druck Schwangerschaften abzubrechen. Die „fremdvölkischen“ Mütter wussten, dass ihnen ihre Kinder bald nach der Entbindung entrissen werden, um sie der „Pflege“ in nationalsozialistischen „Ausländerkinder-Pflegestätten“ zu überlassen. Die ausländischen Kinder waren einer mehr oder weniger umfassenden Vernachlässigung bis zum Tode ausgesetzt. Angesichts dieser hoffnungslosen Perspektive haben sich viele Frauen gegen ihr Gewissen für einen Abbruch entschieden. Wegen Mangel an Medikamenten mussten die Abtreibungen zeitweise ohne Narkose durchgeführt werden. Da die Schwangerschaftsabbrüche in Uelzen überhand nahmen, verweigerte der zuständige Chefarzt im Mai 1944 die Aufnahme von Schwangeren aus anderen Landkreisen, zumal die erforderlichen Instrumente durch »Inanspruchnahme für deutsche Volksgenossen nicht ausgeliehen werden können. «