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Uelzen: Spuren eines mittelalterlichen Stadtgrabens entdeckt

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Nur eine Gehwegminute von der St. Marienkirche in Uelzen entfernt haben Archäologen Spuren eines mittelalterlichen Stadtgrabens entdeckt. „Wir untersuchen derzeit die Ausbruchgrube eines Kellers. Anhand der Erdschichten erhoffen wir uns Hinweise auf den Verlauf des mittelalterlichen Grabensystems in Uelzen“, sagt Grabungsleiterin Daniela Kelm von der archäologischen Fachfirma Arcontor. Auf dem Areal an der Ringstraße wurde jüngst ein Gebäude abgerissen. Geplant ist dort der Neubau einer Familienbildungsstätte durch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche. Die Fläche liegt im Bereich der damaligen mittelalterlichen Stadtbefestigung und ist als geschütztes Bodendenkmal ausgewiesen. Nach dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz sind daher archäologische Untersuchungen notwendig.

Die Uelzener Altstadt war bis in die frühe Neuzeit an einigen Stellen von drei Stadtgräben geschützt. Dies zeigt auch der mittelalterliche Stadtgrundriss auf dem bekannten Merian-Kupferstich „Ultzen, wie solche vor dem Brand (Anm.: vor 1646) ausgesehen“ aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Das Werk lässt an der Stelle, die derzeit untersucht wird, eine hölzerne Palisade zwischen dem mittleren und äußeren Graben der Stadtbefestigung sowie eine Baumreihe zwischen dem inneren und mittleren Graben erkennen.

Bei den Untersuchungen ist das Grabungsteam, unter Fachaufsicht des Uelzener Stadtarchäologen Dr. Mathias Hensch, offenbar auf den mittleren Stadtgraben gestoßen. „Wir erhoffen uns Hinweise darauf, wie die Stadtgräben genau konstruiert waren. Wie breit oder tief waren sie? Wurden sie mit Holz stabilisiert? Wo sind sie genau verlaufen? Wurden alle drei Gräben mit der Stadtgründung im 13. Jahrhundert angelegt oder nacheinander im Laufe der Zeit?“, fragt sich Hensch.

Stadtgräben dienten im Mittelalter zur Sicherung der Stadt und gehörten somit untrennbar zur Stadtbefestigung. Sie sollten Angreifer möglichst weit fernhalten. Ihre Funktion wurde im Laufe der Neuzeit überflüssig, sie wurden daher oftmals aufgegeben und zugeschüttet. Keramikfunde weisen darauf hin, dass die Gräben der Uelzener Altstadt in diesem Abschnitt im 18. Jahrhundert verfüllt wurden.

Die derzeit untersuchte Ausbruchgrube wird wieder zugeschüttet. In den kommenden Tagen nehmen die Archäologinnen und Archäologen die Stelle, an der die Familienbildungsstätte gebaut wird, genauer unter die Lupe. Möglicherweise treffen sie dann auch auf den inneren Graben oder es verdichten sich Hinweise auf ein älteres Grabensystem als früheste Befestigung des 13. Jahrhunderts. „Wir sind gespannt, was noch so alles in der Uelzener Erde auf uns lauert“, freut sich der Stadtarchäologe.

Foto (Hansestadt Uelzen): Stadtarchäologe Dr. Mathias Hensch und Grabungsleiterin Daniela Kelm an der Fundstelle.