Altes Kreishaus: An der Veerßer Straße ist der ganz große Wurf geplant
Uelzen. Es soll der ganz große, neue Wurf für die Uelzener Innenstadt werden: Die ebenfalls aus der Hansestadt stammende Investorengruppe Hentschke/Thieme hat während der Sitzung des Bauausschusses am Donnerstag die Planungen zum ehemaligen Kreishaus in der Veerßer Straße vorgestellt: Von Abriss kann keine Rede sein. Vielmehr solle, so Stefan Thieme bei der Präsentation, möglichst viel der „grauen Energie“ beibehalten werden. Heißt: Einst teuer verbautes Material soll so weit wie möglich weiter verwendet werden. In Deutschland war es lange Zeit gute Praxis, nicht mehr benötigte Immobilien einzureißen, zu zerkleinern und als Unterbau für Straßenbelage zu verwenden.
So wird das alte, aus den 1950ern stammende Uelzener Kreishaus aber in den Grundzügen erhalten bleiben - minus nicht mehr zeitgemäßer Attribute. Begrünte sowie mit Photovoltaik ausgestattete Flachdächer sollen die alten Schrägdächer ersetzen. Eine moderne Fassade aus nachwachsenden Rohstoffen wertet Optik und Dämmung auf. Der versiegelte Innenhof hat endgültig ausgedient: Dort soll eine Grünfläche, die in Richtung Ilmenau offen ist, als Ort der Begegnung dienen. Das alles soll den Rahmen für Wohnungen, Büros, Dienstleistungs- und gastronomische Betriebe bieten. Von bis zu 120 Wohnungen ist die Rede, selbstverständlich so barrierefrei wie möglich. Die neu angesiedelten Dienstleister sollen bis zu 30 neue Arbeitsplätze schaffen können. Unter anderem ist ein saisonales Bistro auf einem „grünen Strand“ entlang der Ilmenau geplant. Selbst einen Kanu-Anleger haben die Planer vorgesehen.
Die Ideen gehen noch weiter: Auf den Dächern könnten die Anwohner gärtnern. Sogar Bienenstöcke sind im Gespräch. Im vorderen Bereich des Komplexes könnte eine Fahrradwerkstatt unterkommen. Konferenzräume sind ebenso vorgesehen wie ein Nachbarschaftstreff. Auf dem grünen Strand wäre Platz für sportliche Aktivitäten. Der Bereich ist aber auch als Überflutungsgebiet für die Ilmenau vorgesehen. In Richtung Gewässer sollen an das bestehende Gebäude zwei Anbauten gesetzt werden - als Ständerfachwerk ausgeführt. Sie sollen Platz für zusätzliche Wohnungen bieten. Die alte Zulassungsstelle wird indes abgetragen, für diesen Bereich gibt es keinen Bedarf mehr. Parkplätze sollen ausreichend zur Verfügung stehen, aber so, dass die Fahrzeuge möglichst wenig wahrgenommen werden.
Bevor die Gremien in einem nächsten Schritt einen Aufstellungsbeschluss für das Bauleitplanverfahren fassen und damit den Startschuss für die Aufstellung eines Bebauungsplans geben, wird das Projekt weiter konkretisiert. Dafür erfolgt ein Abgleich der vorgelegten Planung mit dem Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs, den die Hansestadt unter anderem für dieses Grundstück gestartet hatte. Das Planungsbüro Seetal aus Weimar als 1. Preisträger des Wettbewerbs ist in den Prozess eingebunden. Der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs sah eine Neubebauung des Areals vor. Es wird geprüft, ob die städtebaulichen Ziele auch mit der sogenannten Revitalisierung des ehemaligen Kreishauses erreicht werden können.
Die Immobilie in der Veerßer Straße 53 steht seit dem Umzug der Kreisverwaltung leer. Der Landkreis als Eigentümer hatte Ende 2022 ein Interessensbekundungsverfahren für das Areal des ehemaligen Kreishauses ausgeschrieben. Im April dieses Jahres hatte der Kreistag beschlossen, das Areal an die Investorengemeinschaft Hentschke/Thieme zu verkaufen.
Wie gestern aktuell berichtet, hat der Bauausschuss empfohlen, dem Antrag der Investorengruppe auf Einleitung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans zuzustimmen. Das letzte Wort hat der Rat in seiner Sitzung am 18. September.
Grafik: Hentschke/Thieme