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Neue Serie auf Uelzener Nachrichten: „Historische Kriminalfälle im Landkreis Uelzen“ - Fälle aus dem gleichnamigen Buch von Tino Wagner - Morgen Teil 1: Andreas Sperhaken - Grausamer Tod auf dem Scheiterhaufen

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Die Uelzer Nachrichten starten gemeinsam mit Autor Tino Wagner eine neue Serie: In einzelnen Folgen beleuchten wir die Geschichte der Kriminalität in der Region Uelzen. Morgen geht es mit dem Fall Andreas Sperhaken los, der 1580 wegen angeblicher Hexerei zum Tod durch Verbrennen verurteilt wurde. Es folgen aufsehenerregende Fälle wie tödliche Schlägereien in Wirtshäusern oder der Raubmord im Veerßer Wald von 1926.

Autor des zugrundeliegenden Buches „Historische Kriminalfälle im Landkreis Uelzen“ ist Tino Wagner, der 1976 in Stendal geboren wurde und der sich seit vielen Jahren für die Geschichte seiner Wahlheimat Bad Bevensen interessiert. Dabei wurden in all den Jahren nicht nur die sichtbaren Zeugnisse der Geschichte in Augenschein genommen, sondern auch die im Erdreich verborgenen Dinge aufgespürt. So hat Wagner annähernd 13 Jahre lang den Uelzener Stadt- und Kreisarchäologen mit seinem Metalldetektor unterstützt und dabei zahlreiche Funde zusammengetragen, die größtenteils im Bad Bevenser Rathaus ausgestellt sind, wo Wagner von 2013 bis Ende 2022 auch als ehrenamtlicher Stadtarchivar tätig war. Nach wie vor ist Wagner auch als Vorstandsmitglied im Verein „Historisches Bevensen e.V.“ aktiv.

Aber wie genau kam es dazu, historische Kriminalfälle aus der Region in einem Buch zu veröffentlichen? „Das ist eher dem Zufall geschuldet!“, sagt Wagner.  Jahre zuvor hatte er damit begonnen, die Daten aus alten Kirchenbüchern mit einer Software zu erfassen, um ein Ortsfamilienbuch des Kirchspiels Bevensen zu erstellen. Dabei wurden die verwandtschaftlichen Zusammenhänge erfasst und auch die Zusatzbemerkungen, die den damaligen Kirchenbuchschreibern wichtig genug erschienen, um sie als Randvermerk zu notieren. Diese Notizen stimmten häufig nachdenklich, betont Wagner. „Mit durchschnittenem Halse im Armenhaus gefunden – Todesursache wohl Selbstmord“, war nur einer dieser Texte. Wurde hier aufgrund mangelnder Ermittlungen ein Mord vorschnell als Selbstmord dargestellt? Darüber können wir heute nur mutmaßen, da weitere Informationen fehlen. Gefesselt hat Wagner schlussendlich der Eintrag über Charlotte Weinreich, die ihr Neugeborenes in einem Misthaufen ihrem Schicksal überließ und dafür mit dem Tode bestraft wurde. Die Idee einer historischen Fallsammlung stand fest.

In Lokalzeitungen, Kirchenbucheinträgen, alten Gefangenenbüchern und Ermittlungsakten begab sich Wagner auf die Suche nach aufsehenerregenden Straftaten aus der Zeit zwischen 1580 und 1945. Die zeitgenössischen Berichte, die er dabei zusammentrug, dokumentieren blutige Mordtaten, grauenhafte Überfälle, hinterlistige Diebstähle und zahlreiche weitere Verbrechen, die mitunter die ganze Region in Angst und Schrecken versetzten. Dazu zählen Berichte über einen Bäcker aus Suhlendorf, der als Mordwaffe einen Krug Bier benutzte, die Ermordung eines schlafenden Tischlergesellen mit einer Schaufel oder ein Giftanschlag mit einem Butterbrot. Atmosphärisch ergänzen über 90 weitgehend unveröffentlichte Fotografien und sachkundige Kommentare des Autors die Geschichten.

Wagner, der hauptberuflich als Justizvollzugsbeamter in der JVA Uelzen tätig ist, konnte im Rahmen der Recherchen auch Vergleiche zu damaligen Haftbedingungen ziehen. In der jungen Weimarer Republik wurden erstmals die Grundsätze für den Vollzug der Freiheitsstrafen festgelegt. Interessanterweise unterschieden sich diese nur geringfügig vom heutigen Niedersächsischen Justizvollzugsgesetz. „In der Weimarer Republik wurden die Bestrebungen nur schleppend umgesetzt, da noch viele kaiserliche Bedienstete, mit althergebrachten Ansichten im Dienst waren. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten waren die Reformbemühungen dann endgültig Geschichte“, sagt Wagner und hebt dabei gleichzeitig den heutigen Strafvollzug hervor. „Heute schaffen wir es nicht nur den Spagat zwischen der Resozialisierung und dem Schutz der Allgemeinheit zu meistern, wir bieten auch Berufsanfängern und Quereinsteigern im Alter von 20 – 40 Jahren einen spannenden, verantwortungsvollen und sicheren Arbeitsplatz.“

Foto: privat