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Endspurt beim Kita-Neubau Emsberg - Fachplaner erklärt Bauweise

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Der Neubau der Kita am Emsberg in Uelzen läuft nach Plan. Im Sommer geht das sechszügige Gebäude in Betrieb. Die Arbeiten sind weit vorangeschritten und auf der Baustelle herrscht emsiges Treiben: Derzeit werden Waschbecken und Toiletten montiert, Wände gestrichen, erste Möbel geliefert, letzte Arbeiten an der Lüftungsanlage oder der Fassade erledigt. Das Außengelände wird in den nächsten Wochen gestaltet. „Der Endspurt auf der Baustelle ist eingeläutet“, sagt Stadtsprecherin Ute Krüger.

Das zweigeschossige Gebäude hat eine Nutzfläche von rund 830 Quadratmetern und bietet Platz für eine Krippengruppen und sechs Gruppen für drei- bis sechsjährige Kinder.  Mit rund 1.900 Quadratmetern wird den Jüngsten eine große Außenspielfläche im Süden geboten. Den offiziellen Startschuss für den Neubau einer grünen Kindertagesstätte am Emsberg hatte die Hansestadt Ende August letzten Jahres gegeben. Die Gesamtkosten für die Kita sind mit rund sechs Millionen Euro veranschlagt. Die Baukosten betragen fünf Millionen Euro, die weiteren Mittel umfassen Außenanlagen, Bodenaustausch und Erstausstattung. Die bauausführende Firma ist MBN mit Sitz in Georgsmarienhütte. Betreiber wird das Deutsche Rote Kreuz (DRK).

Die Stadtverwaltung betont, dass der Kita-Bau das komplexe Zusammenspiel von hohen energetischen Anforderungen, Klimaschutzaspekten, ökologischer Bauweise, flächensparsamer zweigeschossiger Bauweise und gesundem Raumklima berücksichtigt. Der Fachplaner der Kita, Carsten Grobe vom Architektur- und TGA- Planungsbüro in Wedemark,beantwortet hierzu Fragen, wie genau die hohen Anforderungen an die Energieeffizienz umgesetzt werden und gibt Tipps für private Hausbesitzer:

1. Die neue Kita wird im Betrieb sehr wenig Energie verbrauchen. Welche baulichen Maßnahmen sorgen dafür?
Die niedrige Energieprognose der neuen Kita basiert auf mehreren Baumaßnahmen, die dem Passivhausstandard entsprechen. Dazu zählt eine hochwertige Wärmedämmung: Die Wände bestehen aus 28 Zentimeter Zellulose, sechs Zentimeter Mineralwolle und sechs Zentimeter Holzfaser. Das Dach ist mit 32 Zentimeter Zellulose gedämmt, die Bodenplatte mit zehn Zentimeter Mineralwolle und 20 Zentimeter extrudiertem Polystyrol-Hartschaum. Die Fenster sind dreifachverglast und haben außenliegende Raffstoren für Wärmeschutz im Sommer.

So wird nur noch eine geringe Heizleistung benötigt, für die eine Luft-Wasser-Wärmepumpe eingesetzt wird. Kombiniert wird diese mit einer Zu- und Abluftanlage mit 83 Prozent Wärmerückgewinnung. Bei der Beleuchtung kommen energiesparende LED-Lampen zum Einsatz.

2. Was bedeutet Passivhaus?
Ein Passivhaus nutzt Wärme hauptsächlich aus „passiven“ Quellen wie Sonnenlicht und der Abwärme von Menschen und elektrischen Geräten. Es ist stärker gedämmt als gesetzlich vorgeschrieben und minimiert Wärmeverluste. Dadurch wird der Energieverbrauch stark reduziert, was zu einem nachhaltigen und kosteneffizienten Gebäude führt. Das Herzstück des Passivhauses ist die Lüftungsanlage: Die Luftqualität wird automatisch reguliert und das konventionelle Lüften in der Heizperiode ist damit nicht mehr nötig.

3. Warum ist die Holzrahmenbauweise besonders umweltfreundlich?
Die Holzrahmenbauweise ist umweltfreundlich, da Holz ein nachwachsender Rohstoff ist und seine Verarbeitung weniger Energie benötigt als Beton oder Mauerwerk. Holz bindet während des Wachstums CO2 und kann recycelt werden. Die Dämmstoffe der Kita bestehen aus ökologischen Materialien wie Zellulose, Mineralwolle und Holzfaser. Zusätzlich wird ein Gründach angelegt, das im Sommer für Verdunstungskühle sorgt und Regenwasser zurückhält.

4. Die Photovoltaikanlage (PV) wird als Dacheindeckung verwendet. Was ist daran besonders?
Die Photovoltaikanlage der Kita Emsberg ist vollständig in das Dach integriert. Das PV-Indachsystem ersetzt die übliche Dachbedeckung und fungiert als regendichte Dachhaut. Mit einer Modulfläche von über 340 Quadratmetern und einer Nennleistung von circa 69 Kilowattpeak finanziert sich die Anlage durch die Stromproduktion selbst und rechnet sich finanziell schneller als auf das herkömmliche Dach montierte Systeme.

5. Welche Tipps haben Sie für private Hausbesitzer, um effektiv Heizkosten zu sparen?
Der erste Schritt ist der bewusste Umgang mit Energie: Heizung in ungenutzten Räumen abschalten und regelmäßig stoßlüften. Die Heizungsanlage sollte regelmäßig gewartet und Fenster sowie Türen gut gedämmt sein. Programmierbare Thermostate zu installieren und in energieeffiziente Heizgeräte oder erneuerbare Energien wie Photovoltaik zu investieren, kann langfristig zu weiteren Einsparungen führen. Zusätzlich kann eine effektive Gebäudedämmung den Wohnkomfort erhöhen – sie kann eine gleichmäßige Raumtemperatur schaffen, Zugluft vermeiden oder auch den Lärmschutz verbessern.

Fotos (oh): Grobe, Hansestadt Uelzen, MBN