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„Ein Dauerlockdown kann nicht die Lösung sein“

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten haben sich beim gestrigen Corona-Gipfel festgelegt: Shutdown bis 7. März, Frisöre öffnen ab 1. März, weitere Öffnungen erst ab Inzidenz von 35, die Bundesländer entscheiden selbst über Schul- und Kita-Öffnungen. Die UEN befragten Dr. Wiebke Köpp, CDU-Kandidatin für das Bürgermeisteramt der Hansestadt Uelzen, nach ihrer Einschätzung der neuen Regelungen.

Frau Dr. Köpp, wie schätzen Sie die neuen Regelungen ein?

Es war keine Überraschung, dass der Lockdown über den 14. Februar hinaus bestehen bleibt. Die Unsicherheit ist groß, besonders im Hinblick auf die Virusmutationen. Den Frisörbetrieben gönne ich die Öffnung ab dem 1. März. Mir erschließt sich allerdings nicht, warum sie eine Sonderstellung im Vergleich zum Einzelhandel und der Gastronomie zugebilligt bekommen. Das ist schwer zu vermitteln und sorgt für großes Unverständnis.

Wird der Pandemie auf diese Weise ausreichend entgegnet?

Ein Dauerlockdown kann nicht die Lösung sein. Die Nerven der Menschen liegen blank, alle sind corona-müde, der Widerwillen gegen die Maßnahmen nimmt zu. Ich hätte mir gewünscht, dass für die einzelnen Bereiche - Gastronomie, Einzelhandel, Kultur - konkrete Szenarien festgelegt werden, unter denen Öffnungen wieder möglich sind. Das würde immerhin eine greifbare Perspektive bieten. 

Sollten Schulen und Kitas ebenfalls bis Ende des Shutdowns geschlossen bleiben?

Schule und Kinderbetreuung haben für mich die höchste Priorität, da spreche ich als Politikerin ebenso wie als betroffene Mutter. Hier in Niedersachsen sind ja immerhin die Grundschulen und die Abschlussklassen seit dem 18. Januar zumindest zeitweise im Präsenzunterricht. Ich wünsche mir, dass alle Klassen so schnell wie möglich wieder in die Schule gehen können, wenigstens im Wechselmodell. Das bedeutet aber auch, dass wir dort die besten Schutzmaßnahmen brauchen. An Schulen in Erlangen und Regensburg starten beispielsweise gerade Pooltestungen mit Gurgeltests. Dieses Vorgehen finde ich höchst sinnvoll, ebenso den Einsatz von Luftfiltergeräten in den Unterrichtsräumen. Die Beschäftigten in Schulen und Kitas sollten außerdem sehr schnell ein Impfangebot bekommen, ebenso die älteren Schülerinnen und Schüler. Israel impft gezielt 16- bis 18-Jährige, um ihnen ein halbwegs normales Abitur zu ermöglichen – das muss auch unser Anspruch sein.

Welche Auswirkungen wird die Verlängerung des Lockdowns auf unseren Handel, Wirtschaft und unsere Gastronomie haben?

Jeder Tag, den wir länger im Lockdown verbringen, schadet unseren Unternehmen. Meine große Hochachtung gilt den vielen Unternehmern, die trotz aller Widrigkeiten in dieser Zeit mit großem Einfallsreichtum Wege gefunden haben, ihrem Geschäft nachzugehen. Mehrere Händler hier in Uelzen bieten einen telefonischen oder online Bestellservice mit Abholmöglichkeit und/oder Lieferdienst an. Eine Tanzschule gibt Ballettunterricht per Zoom. Ein Stoffgeschäft mit Nähschule veranstaltet ein Live-Shopping bei Facebook. Dennoch warten alle jetzt händeringend darauf, wieder öffnen zu dürfen. Mein Eindruck ist, dass die Händler, Gastronomen und Dienstleister darauf gut vorbereitet sind. Sie nehmen das Infektionsrisiko sehr ernst und haben entsprechende Hygienekonzepte ausgearbeitet.

Foto (privat): Dr. Wiebke Köpp