Skip to main content

Kultur

Richard Wester und George Nussbaumer nach langem Lockdown wieder im Schauspielhaus

 |  Bildung und Kultur

Von Folkert Frels

Uelzen. Richard Wester ist in Uelzen kein Unbekannter – hat er doch mit seiner „Käpt'n Kümo's Marching Band” , einer, wie er selber sagt, „High-Energy-Band“ etliche Male die Straßen der Hansestadt zum Beben gebracht. Er erfand die „Schlacht der Spielmannszüge“, die bis zur Absage dieses fulminanten Spektaktels 2016 durch das Stadtmarketing 2010 bis 2015 alljährlich Tausende Neugieriger nach Uelzen lockte und mit Dudelsack, Steel-Drums und Samba-Trommeln begeisterte. Wester war es auch, der mit dem damaligen Citymanager Joachim Lotz im Sommer 2013 die „Lieder in der Au“ in den Ilmenauwiesen durchführte – ein musikalisches Groß-Ereignis, angelehnt an die langjährige Veranstaltung „Songs an einem Sommerabend“ am Kloster Banz in Staffelstein. Was dort auf eine mehr als 30jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken kann, flopte in Uelzen schon im ersten Anlauf. Ein wirtschaftlicher Misserfolg für Folkert Frels als Veranstalter war auch der im Herbst 2013 im Neuen Schauspielhaus durchgeführte Abend mit dem Randy-Newman-Project – Richard Wester, George Nussbaumer und Manfred Maurenbrecher lieferten damals ein grandioses, aber leider viel zu wenig besuchtes Konzert ab.
Doch damit hatte – und das ist gut so - Wester in Schamuhns Musentempel „den Fuß in der Tür“ und ist seitdem allein oder mit wechselnden musikalischen Partnern fester Bestandteil im Programm der Kleinkunstbühne an der Rosenmauer.

Lange haben sie coronabedingt nicht zusammen auf der Bühne stehen können – Richard Wester und sein genialer Partner am Klavier, George Nussbaumer. Am vergangenen Freitag waren die beiden  im Schauspielhaus in Uelzen zu Gast. Das war – nach einem Auftritt in Dänemark zwei Tage zuvor - das zweite Bühnenereignis seit dem Lockdown. Entsprechend „heiß“ waren sie an dem Abend. „Something Special“ hieß das Programm und  trug damit den gleichen Titel, mit dem die beiden - damals mit Peter Pichl - schon vor einiger Zeit dort gastierten. Dennoch gab es Unterschiede. Glänzend aufgelegt zeigten die beiden, dass die bluesige Reibeisen-Stimme von George wunderbar zu Flöte, Saxophon und Klavier passen. Die Zahl der Gäste stand jedoch in keinem Verhältnis zur Güte des Konzerts - diejenigen jedoch, die dabei waren, hatten ihr Vergnügen und belohnten die beiden Musiker mit starkem Applaus, stellenweise wurden auch die Soli mit Extra-Beifall honoriert.

Wie der in seinem ersten Lebensjahr erblindete George Nussbaumer seine Tasten bediente – einfach nur toll. Mal  zart und sanft, wie bei dem von Kris Kristofferson bekannten Titel „Nobody wins“, dann wieder fordernd-hart, wie bei dem afrika-inspirierten „L'histoire des jeunes filles“, dem Nussbaumer mit seiner Stimme erst den richtigen Charakter verleiht. Richard Wester sitzt auf seinem Barhocker, schnippt mit den Fingern den Rhythmus, wippt mit den Füßen. Von Stück zu Stück variert er die Instrumente, bedient sich auch schon mal der Mundharmonika – harmonisch ist das Zusammenspiel der beiden allemal. Besonders schön: Nussbaumers im vorarlbergischen Dialekt gesungenes Erfolgslied „Weil‘s dr guat got“, mit dem er 1996 beim 41. Eurovision Song Contest in Oslo den 10. Platz belegte. Dies Lied strotzt nur so vor praller Lebensfreude, wie allein schon dieser eine Absatz zeigt: „Du wilsch singa (Singa), du wilsch tanza (tanza) / Einfach leaba (Leaba), alle Lüt umarma / Singa (Singa), tanza (tanza), leaba / ‘s got alls vo seal, weil’s dr guat got.“

Doch alles hat einmal ein Ende – als Zugabe gibt es Randy Newmans „Short People“, dann geleitet Wester seinen blinden Partner zum rhythmischen Applaus des Publikums zum Saal hinaus.

Foto: Frels