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Kultur

Brachial und melodisch, heiter und wehmütig: Japanisches Ensemble Kokubu sorgt für Beifallsstürme

 |  Kunst & Kultur

Von Michael Michalzik. Wuchtig und vehement, ebenso präzise wie rasant, traditionell und modern zugleich: Was der Kulturkreis Uelzen da am Samstag ins Theater an der Ilmenau geholt hatte, stellte sich schon nach wenigen Takten als musikalisches Juwel heraus – wenngleich auch vielleicht zunächst ungewohnt für westliche Ohren: Das Ensemble Kokubu aus dem japanischen Osaka brachte die brachialen japanischen Trommeln, Bambusflöte und dreiseitige Lauten in die Hansestadt. Mit dem Ergebnis, dass die Zuschauer das furiose Finale im fast ausverkauften Haus begeistert im Stehen beklatschten, während Meister Chiaki Toyama und sein Ensemble eine für japanische Verhältnisse ausgelassene Party auf der Bühne feierten.

In den vergangenen Jahren haben japanische Trommeln mit ihrem fast hypnotisierenden, teils rasenden Rhythmus viele Fans in westlichen Ländern gefunden. Viele Ensembles sind auf teils ausgedehnten Tourneen unterwegs. Dem Kulturkreis ist es zu verdanken, dass einer der aktuell besten Gruppen ihren Weg an die Ilmenau gefunden hat – mit großem Facettenreichtum ebenso wie mitreißendem musikalischen Können. Die melodischen Gesangsteile waren moderat und gekonnt dem hiesigen Hörempfinden angepasst, die Trommel-Parts behielten ihre archaische Wucht und Vehemenz bei, die teils auf der Religion des Shintoismus fußt, teils auf purer Lebensfreude.

Eine angenehme Stimme vom Band erläuterte zwischen den Stücken Hintergründe, die vielfach das japanische Empfinden der Schönheit der Natur sowie der Verehrung der Shinto-Götter zum Thema hatten. Auf der Bühne dominierten – vor allem zum Finale hin – die massiven Basstrommeln. Trotz des enorm druckvollen Spiel brillierte das 17-köpfige Ensemble – barfuß und in traditioneller Kleidung – mit Virtuosität und perfekten Einsätzen. Dabei ergänzten sich die brachialen Töne der gigantischen, mannshohen Taiko-Trommel perfekt mit dem wehmütig bis heiteren Flötenspiel von Meister Toyama.

Ein zweistündiger Ausflug in eine faszinierende Welt der Musik, die fest auf Traditionen, harter Ausbildung und überragend-präziser Ausführung fußt. Ein Glück für jeden Besucher, der diesem Konzert im Theater an der Ilmenau beiwohnen durfte, an dessen Ende die Musiker sich, typisch japanisch, beim Publikum bedankten, dass man ihrer Musik Gehör geschenkt hatte. Jederzeit wieder!

Foto: Michalzik