Uelzen. Wenn ich mich im Publikumsbereich der Stadtbücherei am Beratungsplatz aufhalte, liebe ich es, die Atmosphäre und das Hintergrundrauschen auf mich wirken zu lassen. Ich mag die Vorstellung, dass die Bücherei mit ihren Räumlichkeiten einen offenen Ort für verschiedenste Besucher bietet. Bekannte treffen sich am Bücherregal und begrüßen sich mit großem Hallo. Ehe sie sich versehen, sind sie in ein Gespräch über Leseinteressen und die neusten Ereignisse im Leben der Familien vertieft, bevor es weiter auf den Wochenmarkt geht. Schüler kommen rein und setzen sich an einen Gruppentisch, um am Handy zu spielen oder durch Bücher zu blättern.
Manche Leser haben sich Bücher wie auf einer Einkaufsliste notiert, klemmen sich einen Korb unter den Arm und streifen durch die Regale. In der Kinderbücherei sitzt ein Vater mit seinem Sohn und liest ihm ein Bilderbuch vor, während die Mutter mit dem anderen Kind und dem Kinderwagen im Wickelraum verschwindet. Stammleser sitzen im Sessel und studieren die Tageszeitung, während sie über die Seiten hinweg den Trubel beäugen, den das Publikum, das extra für die Nachmittagsveranstaltung im Untergeschoss gekommen ist, verursacht. Kinder bestaunen mit großen Augen den gläsernen Aufzug und bestehen auf eine Fahrt.
Im zweiten Stock sitzt man vereinzelt, den geliehenen Laptop vor sich und arbeitet konzentriert vor sich hin. Vom Tisch mit den Unterlagen wird nur kurz hochgeschaut, wenn eine Büchereimitarbeiterin vorbei ins Magazin geht, um ein gewünschtes Buch für einen Leser herauszuholen. Vereinzelt höre ich Gesprächsfetzen, aufgeregte Kinderstimmen, wenn ein interessantes Buch entdeckt wurde, gemischt mit dem charakteristischen Piepen des Scanners bei Ausleihe und Rückgabe. Dieses Summen und Brummen macht mich glücklich und zeigt mir wieder einmal mehr, was für eine großartige und lebendige Einrichtung eine öffentliche Bücherei im Herzen der Stadt sein kann.
Linda Schützhold
Leiterin Bücherei Hansestadt Uelzen