Skip to main content

Lüneburg

Lüneburg: Fridays for Future heute mit Infos zur Bahntrasse Alpha-E

 |  Landkreis

Lüneburg. Am heutigen Freitag, von 10:20 Uhr bis 13 Uhr, hat Fridays for Future Lüneburg zu einer Demonstration aufgerufen. Für die Versammlung unter dem Motto „Laufdemo für die Verkehrswende, Stärkung der Schiene und für einen Neubau einer Zugstrecke Hamburg-Hannover entlang der A7“ erwarten die Veranstalter:innen rund 500 Personen.

Die Route führt über die Uelzener Straße, Lindenstraße, Handwerkerplatz, Rote Straße, Am Sande, Am Berge, Rosenstraße zu einer Zwischenkundgebung am Marktplatz. Nach ca. 45 Minuten geht es dann weiter über Am Ochsenmarkt, Am Marienplatz, Neue Sülze, Salzstraße, Bei der St. Lambertikirche, Sülztorstraße bis zurück über die Uelzener Straße und den Pfarrer-Kneipp-Weg. Entlang der Route muss mit kurzzeitigen Verkehrsbeeinträchtigungen gerechnet werden.

Eckehard Niemann vom Projektbeirat Alpha E wird dabei auch ein Flugblatt mit folgendem Inhalt verteilen:

„Liebe Freund*innen und Mitstreiter*innen von Fridays for future,
ich wende mich mit diesem Flugblatt an Euch, weil ich aktiv bin im BUND und in einer der ganz vielen Bürgerinitiativen für das Ausbau-Netz-Konzept Alpha E (für den Ausbau der Bahn-Bestandsstrecken im Dreieck Hamburg-Hannover Bremen und gegen die Planungen einer Neubaustrecke Hamburg-Hannover). Übrigens auch seit 20 Jahren gegen die klima-, landschafts- und naturzerstörende Nonsens-Autobahn A 39.

Nicht nur ich unterstütze Fridays for future schon lange als wesentlichen Hoffnungsträger für eine klimaverträgliche, lebenswerte und gerechte Zukunft. Umso mehr war (nicht nur) ich erstaunt und frappiert, als ich von Eurer Unterstützung dieser Bahn-Neubaustrecke hörte. Deshalb dieses Flugblatt.

Es ist ja beileibe nicht nur (und auch nicht vor allem) Herr Klingbeil (SPD), der diesen Neu- bau (warum auch immer) ablehnt. Mit ganz vielen Bürgerinitiativen, Landräten, Bürger- meistern und Verbänden haben wir diesen seit Jahrzehnten propagierten und nicht re-alisierbaren Neubau abgelehnt und stattdessen in vielen fundierten Diskussionen und Expertisen im Dialogforum Schiene Nord das Konzept Alpha E ausgearbeitet.

Das Konzept dazu lieferte damals die Deutsche Bahn, es wurde schließlich in Celle mit gro-ßer Mehrheit verabschiedet und auch unterstützt von Bundesverkehrsministerium, Deutsche Bahn AG und niedersächsischem Landtag (mittlerweile auch von mehreren Landesverbän- den der SPD). Fast nur Politiker und Initiativen aus dem Raum Lüneburg treten für eine Neu- bau-Schnellstrecke ein, außerdem leider ein Grünen-Bundestags-Verkehrspolitiker (und in seinem Gefolge etliche Grüne) sowie leider auch Vertreter des VCD.

Vermutlich meinen diese Gegner*innen von Alpha E, dass „So viel Bahn-Bau wie möglich“ der Verlagerung von Verkehren von der Straße auf die Schiene und dem Klima nütze. Und das ist generell ja richtig, dieses generelle Ziel unterstützen auch die Bürgerinitiativen für den dreigleisigen Bestandsausbau zwischen Hamburg und Hannover.

Warum dient eine Neubaustrecke „entlang“ der A7 nicht dem Klimaschutz?

  1. Die geplante Neubaustrecke verläuft mitnichten „entlang der A 7“, allein schon wegen der unterschiedlichen Kurvenradien – es werden die Landschaften und Orte zerschnitten und weiter versiegelt. Diese Klimaschädlichkeit ist bisher in den von Deutsche Bahn und Verkehrsminister Wissing vorgelegten „Nutzen-Kosten-Verhältnissen“ nicht berücksichtigt, ob wohl dies nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zwingend vorgeschrieben ist. Zudem berücksichtigen diese von bahn-nahen oder -abhängigen Experten erstellten Berechnungen nicht, dass das Konzept Alpha E ja außer einem dritten Gleis Hamburg-Hannover auch den Ausbau paralleler Bahnstrecken und der „Amerikalinie“ (hin zum östlich gelegen Nord-Süd-Bahnkorridor) beinhaltet. Insofern ist Alpha E deutlich klimagünstiger! Es entspricht zudem auch dem naturschutzgesetzlichen Bündelungsgebot der Verkehrswege.
  2. Die Fahrzeit zwischen Hamburg und Hannover wird vor allem verzögert durch den fehlenden Ausbau der Bahnhöfe und Bahnknoten in Hamburg und Hannover. Damit die Züge diese verlangsamenden und bisher schlecht ausgebauten Trassen rund um diese Städte überwinden – dafür wird unnötige Fahrzeit verbraucht. Deshalb ist in Alpha E hier ein Ausbau geplant, zusätzlich zu dem 3. Gleis und dem Wiedereinbau früher abgebauter Wei- chen und Einrichtungen. Durch die Digitalisierung verringert sich der notwendige Si-cherheitsabstand zwischen den Zügen gravierend - diese „Blockverdichtung“ erhöht die Kapazität der Strecke so weit, dass sie ausreicht. Das ist auch in einem Gutachten des bahn-unabhängigen Experten Vieregg-Rösler nachgewiesen. Dieses Gutachten widerlegt auch die Schauergeschichten der Neubau-Propagandisten vom angeblich notwendigen Abriss von vielen Gebäuden für die Dreigleisigkeit.
  3. Die Dreigleisigkeit und damit Kapazitätserhöhung für Personen-, Nah- und Güterverkehr könnte beim Festhalten an Alpha E relativ rasch und problemlos umgesetzt werden, weil Bahn und Ministerium eine Generalsanierung der Strecke Hamburg-Hannover schon in einigen Jahren planen – bisher allerdings nur für Maßnahmen für Weichen, Digitalisierung usw.. Der – ohnehin klimaschädlichere, landschafts- und natur-zerschneidende - Neubau dagegen bräuchte (anders als Alpha E) ein sehr zeitaufwändiges Raumordnungsverfahren – mit zweifelhaften Erfolgsaussichten.
  4. Die Prognosen für die Hinterlandverkehre Hamburgs sind grandios überzogen. Der Hamburger Hafen stagniert (auch wegen der Verlagerung der Umschläge hin zu den Häfen Bremerhaven und dem Tiefseehafen Wilhelmshaven. Und dort ohne dauernde Schlick-Be- seitigung und -verlagerung in der Elbe. Hamburg und wohl auch die Bestimmer in der Metropolregion Hamburg plädieren vor allem deshalb gegen Alpha E, weil dieses Konzept auch der Bahnanbindung der konkurrierenden Häfen Bremen und Wilhelmshaven nützt, während der bloße Ausbau Hamburg-Hannover in Hamburgs Interesse läge.
  5. Beim Dialogforum Schiene Nord wurde vereinbart, dass beim Dreigleisigkeits-Aus- bau Hamburg-Hannover ein übergesetzlicher Schall- und Erschütterungsschutz für die Anwohner gewährleistet wird – nicht nur durch Schallschutzwände, sondern vor allem auch durch regelmäßiges Glattschleifen der Schienen und durch schienennahe Maßnahmen. Vereinbart wurden auch Maßnahmen für die angrenzenden Regionen (Bahnübergänge etc.).
  6. Im Falle einer Neubaustrecke für den Personen-Fernverkehr würden – wie anderswo auch schon – Städte wie Lüneburg und Uelzen und auch Celle vom Fernverkehr abgekoppelt, bekämen aber umso mehr den von den Schnellstrecke verdrängten Güterverkehr (und das dann ohne die obigen übergesetzlichen Alpha-E-Schallschutz-Maßnahmen). Die Behauptung, der geplante und an sich sinnvolle „Deutschlandtakt“ (mit Abstimmung der Ankunfts-, Umsteige- und Abfahrtszeiten) benötige die Neubau-Schnellstrecke, ist vorgeschoben und stimmt nicht – er wäre (wann auch immer) auch ohne die (ja ohnehin fragliche) Beschleunigung um 10 Minuten gut umsetzbar.
  7. Und schließlich und endlich wäre eine Absage an das bürgernah und experten-gestützt als Kompromiss erarbeitete Alpha E-Netz-Ausbau-Konzept eine fatale Missachtung von Basisdemokratie und der früheren Zusagen aller Entscheider für Umsetzung. Das müsste doch gerade auch für F4F bedeutsam sein!

Bitte informiert Euch. Der vom Schienenforum eingesetzte „Projektbeirat Alpha E) würde sich auf ein Treffen mit Euch freuen: https://beirat-alpha.de/ Gemeinsam für climate-justice now!

Foto: Michalzik