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Landkreis Uelzen

1.000 Tage nach den Wahlen: Interview mit Karl-Heinz Günther, stellvertretender Bürgermeister Hansestadt Uelzen, Kreistagsabgeordneter und Ortsbürgermeister Kirch- und Westerweyhe - Teil 2

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Uelzen/Landkreis. 1.000 Tage nach den Wahlen: Im zweiten Teil des Interviews spricht Karl-Heinz Günther unter anderem über demokratische Werte, Politikmüdigkeit und die Wichtigkeit, unsere Demokratie zu schützen.

Ich möchte etwas abschweifen, wenn es für Sie in Ordnung ist. Was sagen Sie eigentlich zum politischen Umgang miteinander, ich meine die Gesellschaft mit der Politik oder auch anders herum.

Fangen wir mal bei uns hier, also in den Ortschaften und in Uelzen an. Wir Kommunalpolitiker sind die gewählten Vertreter unserer Bürger hier vor Ort. Wir arbeiten mit und für die Menschen und verstehen sie. Wir verstehen Sie, weil wir zuhören, mit ihnen reden und ihre Belange ernst nehmen. Wir sind sehr nah dran an ihnen und können sie daher sehr gut Mitnehmen. Wir sind für die Bürger greifbar, und sie können uns daher auch direkt ansprechen. Wir sind in den Augen unserer Mitbürger ein Teil von ihnen, so ist jedenfalls mein Eindruck. Wir versuchen das umzusetzen, was sich unsere Mitbürger wünschen. Manchmal klappt das natürlich nicht, so ist halt die Realität.

Seien wir mal ehrlich, meist geht es doch um Fragen, die uns hier direkt betreffen und die wir hier gemeinsam lösen müssen. Natürlich kann man es nicht allen recht machen. Versuchen tun wir es immer, das ist unser Job, und das ist auch gut so. Schließlich müssen und wollen wir es den Bürgern wie auch der Verwaltung recht machen. Da wir hier fair miteinander umgehen und uns respektieren, funktioniert das auch. Daher sehe ich bei uns in Uelzen nicht so das Problem mit dem Miteinander.

Schauen wir mal über den Tellerrand in Richtung Berlin, zur Bundespolitik. Dort, so glaube ich, da hat man in den letzten Jahren so einiges nicht richtig und vielleicht auch falsch und zu schnell gemacht. So hat man bei einigen Entscheidungen oder Vorschlägen die zeitliche Umsetzung falsch eingeschätzt und nicht an die Menschen gedacht, und man hat sie zu wenig mitgenommen. Daher kommt sicherlich das Gefühl, dass man vergessen und abgehängt wird. Dazu kommt auch, dass wir hier im ländlichen Raum ganz andere Probleme als die Menschen in den Städten haben. Man denke nur an die ärztliche Versorgung oder den ÖPNV. Die Parteien der Regierungskoalition scheinen die täglichen und drängenden Sorgen und Fragen der Gesellschaft nicht beantworten zu können. Dadurch entsteht eine große Distanz zwischen Regierenden und Bevölkerung. Gleichermaßen nehme ich aber auch eine gewisse politische Ermüdung in der Gesellschaft wahr. Die nur spärlich besuchten öffentlichen Veranstaltungen zur Europawahl zeigen, dass anscheinend nur ein geringes Interesse an tiefergehender Beschäftigung mit aktuellen politischen Themen besteht.

Haben Sie Angst, dass die demokratischen Werte sich verändern? Ist Ihrer Meinung nach unsere Demokratie in Gefahr?

Demokratien verändern sich seit jeher, und an sich ist das auch gar nicht negativ. Werte wandeln sich mit der Zeit, ein Beispiel ist das Thema gleichgeschlechtliche Ehe. Eine große Gefahr besteht jedoch dann, wenn sich Werte in eine Richtung entwickeln, die mit unserem Grundgesetz nicht kompatibel sind. Hier gilt es, unsere Verfassung zu verteidigen, eine Aufgabe sowohl für die Politik als auch die Zivilgesellschaft. Wir müssen der Politikmüdigkeit entgegenstehen und unsere Werte deutlich hervorheben. Politik ist keine Einbahnstraße, sondern ja eigentlich ein Diskurs von Politikern und Gesellschaft. Die Demokratie ist eine Einrichtung, die es den Menschen gestattet, frei zu entscheiden und die müssen wir schützen.

Eine letzte Frage habe ich noch: Welche politischen und persönlichen Ziele haben Sie sich für die kommende Zeit gesetzt?

Wenn ich an politische Ziele denke, wünsche ich mir, dass wir fair miteinander umgehen und uns weiterhin gegenseitig schätzen. Wir müssen unsere Demokratie schützen und entsprechend dafür gemeinsam und einheitlich handeln. Ich weiß, dass ist eine große Herausforderung, vor der wir stehen, aber in Freiheit Leben zu dürfen, ist unser höchstes Gut. Als Ortsbürgermeister beeinflussen wir das Leben unser Bürger in vielen Bereichen. Wir tragen einen Teil dazu bei, dass das Zusammenleben in unseren Dörfern funktioniert und gut läuft und sorgen somit für das Funktionieren unserer kommunalen Demokratie. Ich bin mit viel Freude und Begeisterung Kommunalpolitiker sowie mit Leib und Seele Ortsbürgermeister.

Persönlich wünsche ich mir, dass ich weiterhin gesund und aktiv bleibe, meine Familie weiterhin hinter mir steht und mich bei Ideenfindungen unterstützt.

Ein bisschen möchte ich noch was bewegen.

Foto: privat