Aus für die Neubautrasse: Bundesverkehrsminister Wissing spricht sich für Sanierung der Bahnstrecke Hamburg-Hannover aus
Uelzen/Landkreis. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat sich für einen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover bei der geplanten Generalsanierung ausgesprochen, die dafür von 2026 auf 2029 verschoben werden soll, berichtet Der Spiegel. Für den als Alternative diskutierten Bau einer neuen, direkten Trasse scheint damit auf absehbare Zeit die politische Unterstützung zu fehlen. Bisher hatte das Verkehrsministerium eine Neubaustrecke entlang der Autobahn A7 favorisiert. Wie von den Uelzener Nachrichten berichtet, hätte das eine erhebliche Abwertung des traditionsreichen Bahnknotenpunkts Uelzen bedeutet.
Mit großer Erleichterung reagiert der Bundestagsabgeordnete Dirk-Ulrich Mende (SPD) auf die Positionierung des Bundesverkehrsministers: „Ich freue mich, dass mit dieser klaren Positionierung, mit dieser Verabredung zwischen Bund, Land und Bahn die parteiübergreifenden Bemühungen der Bundestagsabgeordneten aus der Region tatsächlich erfolgreich gewesen sind“, so Dirk-Ulrich Mende in einer ersten Reaktion „Seitdem ich mein Mandat angetreten habe, habe ich mich in enger Abstimmung, gerade mit den anderen SPD Bundestagsabgeordneten der Region wie Lars Klingbeil und Svenja Stadler, aber auch mit Henning Otte und Anja Schulz für die jetzt gefundene Lösung eingesetzt. Ärgerlich war dabei, dass es immer wieder zu Querschüssen der Bahn gekommen ist, die öffentliche Debatten ausgelöst haben. Nun hoffe ich, dass mit dieser Klarstellung durch den Minister und die getroffene Vereinbarung keine weiteren Irritationen auftreten, sondern intensiv an der Herausforderung der Vorbereitung einer so umfassenden Generalsanierung gearbeitet wird“, sagte Dirk-Ulrich Mende abschließend
Fassungslos zeigt sich hingegen Lüneburgs Landrat Jens Böther angesichts der Aussagen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing, den Neubau der Bahnstrecke Hamburg-Hannover abzusagen. „Volker Wissing betreibt Flickwerk zulasten der Menschen zwischen Hamburg und Hannover“, erklärt der Lüneburger Landrat. „Die schon heute völlig überlastete Strecke soll mit einigen, nur unzureichenden Maßnahmen noch mehr Kapazitäten bewältigen. Darüber hinaus wird auch die dringend notwendige Sanierung auf das Jahr 2029 verschoben. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen, die zur Arbeit nach Hamburg und Hannover pendeln oder die Hansestadt Lüneburg besuchen, für alle Fernreisenden und auch für den Güterverkehr auf der Schiene. Norddeutschland rollt bahnmäßig aufs Abstellgleis.“
Bereits heute sei die bestehende Strecke, die über Lüneburg führt, zu etwa 130 Prozent ihrer eigentlichen Kapazität ausgelastet. Die Folge: Andauernde Verspätungen im Nah- und Fernverkehr, Zugausfälle und technische Defekte. Das politische Ziel der Bundesregierung, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern und im Personenverkehr den Deutschlandtakt einzuführen, sei mit dieser Strecke nicht erreichbar. „Die Klima- und Verkehrswende funktioniert nur mit mindestens vier Gleisen zwischen Hamburg und Hannover – und das geht nur mit einem Neubau, ein Ausbau der Bestandsstrecke reicht nicht aus. Das zeigen die Daten der Deutschen Bahn eindeutig: Die Bestandsstrecke kann nicht mehr“, so Böther. Landrat Jens Böther richtet einen eindeutigen Appell an den Verkehrsminister: „Anstatt zu versuchen, die Debatte zu ersticken, sollte das Verkehrsministerium die Vergleichsdaten der möglichen Trassenvarianten auf den Tisch legen. Dann wäre endlich eine faktenbasierte Kommunikation mit den Menschen in der Region möglich.“
Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies betont: „Volker Wissing geht mit den anstehenden Generalsanierungen den konsequenten Weg, die Schieneninfrastruktur zu stärken. Die Deutsche Bahn steckt in schwierigen Zeiten. Sie muss in Infrastruktur, Qualität und Zuverlässigkeit investieren. Das sind riesige Herausforderungen. Deshalb: Ein großes Lob an den Bundesverkehrsminister, dass er sich heute so klar positioniert hat. Die Generalsanierung Hannover-Hamburg wird ein Instrument sein, mit dem wir sehr zeitnah einen möglichst großen Teil des optimierten Alpha-E umsetzen und die weiteren möglichen Verbesserungen vorbereiten. Wo es möglich ist, sollte der dreigleisige oder auf freier Strecke sogar viergleisige Ausbau erfolgen. Das würde schnell eine deutliche Verbesserung der Strecken mit einer dringend benötigten Erhöhung der Kapazität bedeuten: Mehr Verlässlichkeit im Fernverkehr, mehr Kapazität für den Güterverkehr und auch mehr Nahverkehr. Diese Ziele standen schon beim Beginn des Dialogs 2014 fest, aber es wurde leider noch nicht ein Meter des Projekts umgesetzt. Jetzt bin ich zuversichtlich, dass das Machbare endlich möglich wird. Dazu werden unsere Häuser weiterhin im guten Austausch stehen. Jetzt gilt es, das Vorhaben sehr genau zu fixieren und in einer schriftlichen Vereinbarung verbindlich zu festigen.“
Foto: Deutsche Bahn