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BYD Atto 3 im UEN-Test: Bärenstark, herrlich unaufgeregt und mit ganz viel Liebe zum Detail

  • Subtitle: Produktwelten

Uelzen. Als Startup kann man den chinesischen Autobauer BYD wirklich nicht mehr bezeichnen: Seit 2003 werden Fahrzeuge in eigener Regie produziert, 2023 löste BYD im wichtigen chinesischen Automarkt Volkswagen an der Spitze ab. Einen entsprechend ausgereiften Eindruck hinterlässt der BYD Atto 3 im mittelgroßen SUV-Format. Im UEN-Test fuhr er vor allem Lob und (fast keinen) Tadel ein.

Schon der erste Eindruck passt: Die von uns gefahrene Ausstattungslinie Design lässt überhaupt keinen Aufpreismarathon zu. Für knapp 41.000 Euro erhält man ein voll ausgestattetes Auto, das vom 15,6-Zoll-Zentraldisplay über kühl- und heizbare Vordersitze bis hin zum riesigen Panaromadach alles enthält: Lenkradheizung, elektrische Heckklappe, Ambientebeleuchtung, LED-Scheinwerfer - alles drin. Hinzu kommen veganes Leder auf den sehr bequemen Sitzen und viel Platz auch auf der Rückbank.

Mit seinen 204 PS ist der BYD, der im Segment ID.4 oder ID.5 Kunden ansprechen will, sehr ordentlich motorisiert. Elektrotypisch geht alles wunderbar unaufgeregt zur Sache - vom Stand aus beschleunigt das SUV druckvoll hoch. Reserven bei Überholvorgängen sind stets vorhanden. Aber: Ebenfalls elektrotypisch ist bei Tempo 160 Schluss, dann wird zur Schonung der Batterie abgeriegelt.

An der Ladestation enttäuscht das Fahrzeug ebenfalls nicht. Bei idealen Bedingungen kamen wir teils auf Ladeleistungen jenseits der 100 kW. Das können andere Hersteller besser. BYD, immerhin der größte Batteriehersteller der Welt, legt aber seit jeher Wert auf Langlebigkeit und belastet deshalb die Akkus geringer als andere Autobauer. Grob gesagt: In einer halben Stunde ist man von 20 Prozent auf deutlich über 80 Prozent Ladung. Die Reichweite pendelte sich bei uns bei realen 340 Kilometern ein, kein schlechter Wert. Was uns aufgefallen ist: Man merkt an allen Ecken und Enden, dass hier ein Auto rollt, das von Entwicklern auf die Räder gestellt wurde, die Elektro von Anfang bis Ende denken.

Der Atto 3 hat die kompletten üblichen Assistenzsysteme verbaut - Müdigkeitswarnung, Spurhalteassistent, Totwinkelanzeige, Verkehrszeichenerkennung und so weiter. Eine gestochen scharfe 360-Grad-Kamera macht das Einparken des 4,4-Meter-Autos zum Kinderspiel. 

Zum kleinen Display im Cockpit kommt ein 15,6 Zoll großes Zentraldisplay hinzu, über das alle wesentlichen Funktionen gesteuert werden, etwa für Infotainment, Telefonie sowie Klimasteuerung. Das Riesendisplay lässt sich per Knopfdruck vom Quer- ins Hochformat schwenken. Eine nette Spielerei.

Diesbezüglich lässt der chinesische Hersteller seinen Designern generell mehr Freiheit als die Konkurrenz. Wie andere BYDs auch hat der Atto 3 ein eigenes Motto - hier ist es Musik. Die Ambientebeleuchtung macht auf Wunsch im Takt mit. Die großen Lüfterdüsen mit ihren Scheiben muten an wie Schallplatten in einer Jukebox - und in den vier Türen sind die Flaschenhalter als elastische Bänder gestaltet, mit denen man sogar Melodien zupfen kann.

Wer im Innenraum nach Hartplastik sucht, wird kaum fündig: Überall gibt es aufgeschäumte Materialien, das Lenkrad ist sorgfältig beledert. Die Verarbeitung ist generell sehr gut. Auch hier leistet sich der chinesische Hersteller keine Schwächen. Nichts klappert, nichts knirscht. Wer einmal einen frühen VW ID.3 oder ID.4 gefahren hat weiß - das kann auch ganz anders gehen.

Die Straßenlage ist SUV-typisch auf Komfort ausgelegt. Sportliche Einsätze sind nicht so sehr die Sache des Atto 3, sollen sie aber auch gar nicht. Familientauglichkeit ist das Motto. Entsprechend verfügt das Fahrzeug sowohl auf der 1/3-2/3 klappbaren Rückbank als auch auf dem Beifahrersitz über Isofix-Befestigungen. Die Bremsen sind ausgezeichnet dosierbar und sehr wirkungsvoll. Auch bei der Sicherheit haben die chinesischen Hersteller mit schnellen Schritten nachgelegt. Der Atto 3 erreicht beim Euro NCAP-Test fünf von fünf Sternen. In Verbindung mit dem niedrigen Preis und der generell sehr guten Verarbeitung kann man nur sagen: Mit dem geräumigen und übersichtlichen Atto 3 macht man definitiv keinen Fehler.

Fotos: Michalzik