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Heiko Senking: "Dann haben wir einen alten Bunker mit neuen Kabeln"

  • Subtitle: Ebstorf

Von Michael Michalzik

Ebstorf. In die Diskussion um die Zukunft des Ebstorfer Rathauses (Uelzener Nachrichten berichteten exklusiv) bringt sich jetzt auch Heiko Senking (UWG), Bürgermeister des Klosterfleckens, ein. Wie berichtet, hatten die Samtgemeinderatsfraktionen CDU/FDP und SPD am Mittwoch einen Antrag vorgelegt, in dem die "Durchführung der Erneuerung der elektrischen Anlage im Rathaus Ebstorf“ gefordert wird - faktisch die Forderung nach Erhalt des Gebäudes sowie eine Absage an einen Anbau ans Rathaus Bad Bevensen. Senking: "Dann haben wir also einen alten Bunker mit neuen Kabeln?" 

Der Ebstorfer Bürgermeister macht aus seinem Unmut kein Hehl: Wie Samtgemeindebürgermeister Martin Feller bereits betont habe, würde Ebstorf vom Abriss des alten Rathauses erheblich profitieren, da die frei werdende Fläche für die Stadtentwicklung ideal nutzbar sei. Senking: "Es haben bereits Gespräche mit Investoren stattgefunden, keiner hat das alte Rathaus für erhaltungswürdig befunden. Wir könnten einen Ziegelbau im Stil des Alten Krugs errichten." Optiker und Gastronomen hätten unter anderem bereits Interesse bekundet. Und: "Dort könnte auch ein Gemeindebüro in große Räume ziehen, die Mitarbeiter könnten Desk-Sharing betreiben und mobil die Bürger auch in den umliegenden Gemeinden betreuen, mit dem Notebook ausrücken, um vor Ort für die Menschen in Verwaltungssachen da zu sein. Das kann der bislang im Ebstorfer Rathaus angesiedelte Verwaltungsbereich Finanzen nicht leisten." Vor allem vor dem Hintergrund, dass CDU, FDP und SPD einen Anbau in Bad Bevensen mit Blick auf Digitalisierung als unnötig ablehnen, äußert Senking angesichts einer solchen denkbaren Arbeits-Konstellation der Verwaltung Unverständnis: "Das kommt jetzt von den Parteien, die mir in den Ohren liegen, weil sie Sitzungen lieber als Präsenzveranstaltung statt online stattfinden lassen wollen."

Der Abriss ist seit einer Abstimmung im Samtgemeinderat 2019 beschlossene Sache. Darauf weist Samtgemeindebürgermeister Martin Feller hin: "Der Anbau an das Rathaus Bad Bevensen ist keine Idee der Verwaltung. Wir sind nach Entscheidungslage verfahren." Eine Entscheidung für die Zusammenlegung der Verwaltung wäre gegen die Stimmen von CDU, FDP und SPD nicht möglich gewesen. Der bislang in Ebstorf angesiedelte Verwaltungsbereich 2, Finanzen, mit 20 Mitarbeitern sollte demnach nach Bad Bevensen umziehen, wo mit einem Anbau ans Rathaus der nötige Platz geschaffen werden soll. CDU, FDP und SPD erklären, dass sie seinerzeit unter Informationsvoraussetzungen zugestimmt hätten, die sich im Nachgang als nicht belastbar herausgestellt hätten, unter anderem, was die Gesamtkosten für Abriss und Anbau betreffe.

Was Senking am Vorgehen von CDU, FDP und SPD besonders kritisiert: "Wenn das wirklich so kommt, kann das eine Kettenreaktion nach sich ziehen." Es wäre Teil des Gesamtkonzepts, in den jetzt leerstehenden Räumen des einstigen Kaufhauses Kort die Bücherei und eine Mensa für die Schule einzurichten: "Dann hätten wir dort keinen Leerstand mehr, und die Schule ist direkt dahinter. Man muss nur ein Loch in die Mauer machen." Schon deswegen könne der Antrag mehr schaden als nutzen.

Foto (Michalzik): Das Rathaus in Ebstorf - der Abriss wurde 2019 vom Samtgemeinderat beschlossen.