Skip to main content

Gegen Ausbau der Bahn-Bestandsstrecke: Rat der Stadt Bad Bevensen bringt Resolution auf den Weg

  • Subtitle: Bad Bevensen

Bad Bevensen. Der Rat der Stadt Bad Bevensen hat gerade eben in seiner heutigen Sitzung bei einer Gegenstimme eine Resolution zum Streckenausbau der DB verabschiedet. Es handelt sich um einen ursprünglichen Antrag der BfB-Fraktion mit Ergänzungen der SPD. Mit der Resolution hält der Rat fest: Der unter anderem in Uelzen geforderte Ausbau der Bestandsstrecke sei ein „völlig falsches Signal“. Hier die verabschiedete Resolution im Wortlaut

Der Rat der Stadt möge folgende Resolution beschließen:

  1. Der Rat der Stadt Bad Bevensen erkennt die übergeordnete Zielsetzung und Notwendigkeit der Verbesserung der Schieneninfrastruktur für den norddeutschen Raum an.
    Die Realisierung einer Verkehrsentwicklung hin zu mehr klimafreundlichem Schienenverkehr ist zwingend notwendig, nicht nur durch die Verlagerung des Güterverkehrs weg von der Straße, sondern auch durch die Stärkung des öffentlichen Personennah- und Fernverkehrs auf der Schiene. Diese Weiterentwicklung muss so gestaltet werden, dass sie nicht nur kurzfristig Engpässe beseitigt, sondern ein langfristig tragfähiges Verkehrskonzept beinhaltet.
    Dafür ist ein ergebnisoffenes, auf anerkannten technischen und wissenschaftlichen Methoden beruhendes Verfahren durchzuführen.
  2. Aufgrund des jetzigen Erkenntnisstandes erhebt die Stadt erhebliche gegen die in der Vorplanung befindlichen Trassenvarianten „Bestandsausbau“ und „Bestandsausbau mit bestandsnahen Ortsumfahrungen“ Bedenken. Die Beurteilung des Vieregg-Rössler- Gutachtens durch die DB unterstützt diese Überlegungen.

Es zeichnet sich ab, dass ein dreigleisiger Ausbau der Bestandsstrecke die gestellten Anforderungen in keiner Weise erfüllen kann. Der notwendige viergleisige Bahnbetrieb zwischen Hamburg und Hannover kann aber durch einen Bestandsausbau nicht sinnvoll umgesetzt werden, denn

  • ---  innerhalb und im nahen Umfeld der betroffenen Gemeinden (nicht nur in Bad Bevensen) wären erhebliche Eingriffe in die Infrastruktur (Bebauung, Straßen, Brücken, usw.) sowie die Natur erforderlich,
  • ---  der Bestandsausbau hat mit dem genannten Wert von 0,49 ein erheblich geringeres, unwirtschaftlicheres Nutzen-Kosten-Verhältnis als eine Neubaustrecke,
  • ---  die Anforderungen an Geschwindigkeit und Fahrzeiten sowie Fahrplankompatibilität im Deutschland-Takt für ICE-Züge können nicht erfüllt werden,
  • ---  eine Neubaustrecke könnte bis zu 30km kürzer werden; das allein erhöht nicht nur das Nutzen-Kosten-Verhältnis, sondern bringt große ökologische Vorteile, vor allem, wenn bei der Neubaustrecke ökologische Planungen einbezogen werden.
  1. Losgelöst von der Entscheidung über die Trassenvariante erwartet der Rat der Stadt die Einleitung von Maßnahmen zur Verbesserung der Kapazität und Zuverlässigkeit zwischen Hamburg und Uelzen, um insbesondere die Situation für Pendler zu entschärfen.
    Eine Entlastung der Bestandsstrecke hätte die Stärkung des ÖPNVs zur Folge, wenn z.B. die Regionalzüge im Halbstundentakt oder noch kürzer fahren könnten. Die gewünschte vollständige Anbindung des Landkreises an den HVV Hamburg würde dadurch an Attraktivität gewinnen.
  2. Die Stadt Bad Bevensen wäre durch den Ausbau der Bestandsstrecke unverhältnismäßig stark betroffen. Der Verlauf der Bahnlinie durch das Stadtgebiet und die zur Samtgemeinde Bevensen-Ebstorf gehörenden Gemeinden Jelmstorf und Emmendorf ist durch zahlreiche Überwerfungsbauwerke gekennzeichnet.
  3. Die Stadt befürchtet durch den zeitgleichen Ausbau der geplanten Autobahn A39 – die Trasse führt durch das Stadtgebiet- und den auf vierzehn Jahre geschätzten Ausbau der Bestandsstrecke lt. Bundesverkehrswegeplan, erhebliche, nicht nur vorübergehende Nachteile für den Fremdenverkehr.

Zusammengefasst ergibt sich für die Stadt Bad Bevensen aus wirtschaftlichen, verkehrstechnischen und nicht zuletzt ökologischen Gründen im Sinne einer zukunftsfähigen Entwicklung der Infrastruktur des norddeutschen Raumes die Notwendigkeit von einem Bestandstreckenausbau zwischen Hamburg und Hannover abzusehen und stattdessen eine Trassenvariante für einen Neubau zu wählen, der den genannten Kriterien genügt.

Zur Begründung:
Die bisherige Stellungnahme des Stadtrates von vor einigen Jahren lehnt einen Bestandsausbau mit einem 3. Gleis ab. Die gegenwärtigen Überlegungen gehen aber über ein 3. Gleis ohnehin hinaus. Die Anforderungen an einen Ausbau des Bahn-Netzes zwischen Hamburg und Hannover sind zwischenzeitlich erheblich angestiegen. Die Planungen haben sich weiter entwickelt.

Deshalb ist für die neue Sachlage auch eine neue Stellungnahme des Stadtrates dringend erforderlich. Andere betroffene Gemeinden sehen das momentan genauso oder haben bereits reagiert.
Die Ablehnung einer dem aktuellen Sachstand angepassten Resolution gegen einen Bestandsausbau könnte in der Öffentlichkeit als Zustimmung zu diesem gedeutet werden und wäre daher ein völlig falsches Signal, somit nicht im Interesse der Stadt Bad Bevensen.

Diese Resolution ist an den Bundesminister für Verkehr und an die jeweiligen Obleute der Fraktionen im Deutschen Bundestag des Verkehrsausschusses zu richten.