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Vortrag in Ebstorf: „Rechtsextremismus ist Gift für unser Land“

  • Subtitle: Ebstorf

Ebstorf. Pastor Wilfried Manneke engagiert sich seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus. Er sagt: „Rechtsextremismus ist Gift für unser Land.“ Am Mittwoch sprach der Vorsitzende der Initiative „Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus in der Ev.-luth. Landeskirche Hannover" auf Einladung des Landfrauenvereins in Ebstorf. Die hohe Zahl von mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigt, wie ernst das Thema genommen wird. Aktuelle Medienberichte über die Umtriebe „völkischer Siedler“ im Landkreis Uelzen sowie die jüngsten Bewegungen in der Reichsbürger-Szene sorgen für Informationsbedarf.

Manneke, dem der Zentralrat der Juden in Deutschland für sein Engagement gegen Rechtsextremismus den „Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage 2018“ verlieh, kennt die rechte Szene seit Jahren. In seinem Heimatlandkreis Celle hat er viele Aktionen gegen Rechts organisiert: „Obwohl die heutigen Nazis die furchtbare NS-Geschichte kennen, machen sie kein Geheimnis aus ihrer Begeisterung für den Nationalsozialismus. Besonders in der Südheide sind sie sehr aktiv: In Hetendorf bei Hermannsburg haben sie zwanzig Jahre ein Schulungszentrum betrieben. Es war mit seinen 300 Betten das größte Neonazi-Zentrum im deutschsprachigen Raum. Später versuchten sie aus dem Landhotel Gerhus bei Faßberg ebenfalls solch ein Zentrum zu machen. Auf einem Hof in Eschede treffen sich bis heute immer wieder Neonazis in großer Zahl.“

Laut dem letzten Verfassungsschutzbericht gibt es in Niedersachsen ca. 1300 Neonazis, wovon 900 als gewaltbereit gelten. Wilfried Manneke wies in seinem Vortrag auf die Gefahren hin, die vom Rechtsextremismus ausgehen: „Rechtsextreme treten mit Füßen, was für uns einen hohen Wert hat: Die Unverletzbarkeit der Menschenwürde, die Garantie der Menschenrechte, die Gleichberechtigung aller Menschen, ihre Gleichstellung und Gleichbehandlung.“

Manneke hat selbst erlebt, wie Rechtsextreme mit Andersdenkenden umgehen: Sein Haus wurde nachts mit einem Molotow-Cocktail beworfen. Unbekannte malten Hakenkreuze an die Kirchentür, es gab „Juden-raus“-Rufe vor dem Haus oder Drohungen per Mail und auf Facebook. „Wir erobern die Städte vom Lande aus“, lautet die Parole der extremen Rechten. Das erlebte auch Wilfried Manneke, als er eine Stelle in der Südheide antrat. Als Auslandspfarrer hat er das Apartheidsregime in Südafrika erlebt und konnte hier nicht tatenlos zusehen. Er mitorganisierte Mahnwachen, Proteste und Gegenveranstaltungen – aller rechten Gewalt zum Trotz.

„Nächstenliebe verlangt Klarheit!“ Das ist ein Motto der Evangelischen Kirche gegen Rechtsextremismus. Manneke sagt: „Ich bin froh, dass unsere Kirche so deutlich und klar Stellung bezieht. Nächstenliebe verlangt Klarheit. Sie verlangt, dass wir klar hinsehen, klar reden und klar handeln. Wir können uns nicht vornehm heraushalten, wo wir rechtsextreme Meinungen hören. Wir müssen Stellung beziehen.“

Wilfried Manneke ist auch Mitgründer des „Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus“. In seinem Buch „Guter Hirte, braune Wölfe“, das er gemeinsam mit dem früheren Leiter der Henry-Nannen-Schule in Hamburg , Professor Dr. Christoph Fasel, geschrieben hat, berichtet Wilfried Manneke über seine Erfahrungen mit dem Rechtsextremismus, verbunden mit dem Appell, das Feld nicht länger den Rechtspopulisten und Rechtsextremen zu überlassen, sondern aktiv für Toleranz, Vielfalt und Demokratie einzutreten.

Pastor i.R. Wilfried Manneke

Wilfried Manneke, geboren 1953 in Delmenhorst, verheiratet, vier Söhne, studierte Theologie in Hermannsburg und machte anschließend sein Vikariat in Oldenburg, Kapstadt (Südafrika) und Varese (Italien). Am 1.Mai 1983 (Tag der Arbeit) wurde er in Oldenburg-Ofenerdiek ordiniert, danach war er zwölf Jahre als EKD-Auslandspfarrer in Eshowe (Südafrika) und Vanderbijlpark (Südafrika) tätig, in deutsch- und englischsprachigen Gemeinden.

 

Foto: privat