SPD-Podiumsdiskussion zum Thema bezahlbarer Wohnraum: "Das Problem ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen"
- Subtitle: Uelzen
Von Michael Michalzik
Uelzen. Hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion der SPD zum Thema „Soziale Gerechtigkeit & Bezahlbarer Wohnraum“ in Uelzen: Bundestagsabgeordneter Dirk-Ulrich Mende hatte Uelzens Stadtbaurat Dr. Andreas Stefansky, den Landtagsabgeordneten Jan Henner Putzier sowie – auf Bildschirm zugeschaltet – Sören Bartol, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, im Stadtcafé zu Gast. Moderiert wurde die Veranstaltung von Isabel Kassel.
Bartol betonte die Bedeutung des Themas Wohnen für die Gesellschaft – und: „Das Wichtigste ist Kontinuität, man kann nicht die Programme rauf- und runterfahren.“ Das Ziel, 400.000 Wohnungen zu schaffen, habe die Regierung nicht erreicht: „Niemand hat mit dem Ukraine-Krieg gerechnet.“ Die Folge seien unter anderem ein rapider Anstieg der Zinsen auch im Baubereich gewesen: „Wir stecken mitten in einer Krise der Bauwirtschaft.“ Lösungen sollen nun unter anderem vereinfachte, modulare Gebäudetypen bringen. Die Stadt Hamburg vergebe Baugrundstücke nur noch im Erbbaurecht: „So nimmt man die Kosten für das Grundstück weg.“
Mende setzt unter anderem auf das Schaffen von Wohnraum in den Innenstädten. Allerdings setze der Denkmalschutz oft Grenzen, weil viele Gebäude nicht verändert werden dürften: „Wie kann man die Uelzener Innenstadt zum Wohnen attraktiver machen?“
Dr. Stefansky: „Gefühlt ist der Wohnungsleerstand in der Uelzener Innenstadt hoch.“ Dies habe oft bautechnische Gründe, etwa extrem niedrige Decken in historischen Gebäuden. Außerdem sei der Sanierungsaufwand oftmals immens hoch. Ein weiteres Problem: Wenn bei einem Lückenschluss ein Parkplatz einem Wohngebäude weiche, werde das oft sehr kritisch gesehen. Ansonsten habe Uelzen mäßige Mietpreise, aber lange Wartelisten bei der Wohnungsbaugenossenschaft.
Für Jan Henner Putzier steht fest: „Wohnen ist Daseinsvorsorge, es geht auch um behütetes Aufwachsen.“ Die Landesregierung stecke viel Geld in Förderprogramme. Uelzen habe eine Wohnungsbaugenossenschaft, die zum Teil der öffentlichen Hand gehöre: „Wir haben die Instrumente, die wir brauchen, um nicht nur eine Maximierung der Rendite zu erzielen.“
Das bestätigte auch Jill Schenk, Vorstand Wohnungsbaugenossenschaft Uelzen eG: „Wir haben kein Renditeziel.“ Dennoch werde es schwieriger, günstigen Wohnraum anzubieten: Die Baukosten seien extrem hoch, es gebe viel Bürokratie und zu wenig Fachkräfte.
Volker Jung, Regionalleiter Lebensraum Diakonie: „Die Wohnungspreise betreffen nicht nur die sozial Schwachen. Das Thema ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Für viele Menschen seien Mieten von 500 Euro kaum noch darstellbar.
Fotos: Michalzik