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Kunst

Thema beim Montagstreff des Kunstvereins: Gurlitt und der Schwabinger Kunstfund

 |  Kunst & Kultur

Uelzen. Dienstag, der 28. Februar 2012, war kein guter für Cornelius Gurlitt. Denn an diesem Tag beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Augsburg nach vorheriger Durchsuchung der Gurlittschen Wohnung in München-Schwabing mehr als 1400 Bilder – darunter Werke von Picasso, Spitzweg, Renoir, Cézanne, Monet, Kirchner und vielen anderen. Zusammengetragen hatte diesen Schatz Hildebrand Gurlitt, der Vater von Cornelius, der in staatlichem Auftrag zwischen 1933 und 1945 mit Gemälden, Zeichnungen, Grafiken bedeutender Künstler – vorwiegend aus jüdischem Besitz - handelte und einen Teil davon für sich abzweigte, darunter auch sog. „Entartete Kunst“.

Cornelius Gurlitt, der diese Bilder von seinem Vater erbte und seinen Lebensunterhalt hin und wieder mit dem Verkauf einiger Kunstwerke bestritt, hatte dabei im Hinblick auf die Sammlung seines Vater nie den Verdacht des Unrechts. Die Durchsuchung erfolgte, weil Gurlitt irgendwann im Herbst 2010 in die Schweiz reiste und mit 9000 Euro Bargeld am gleichen Tage wieder zurückkehrte. Das roch sehr nach Geldwäsche und Steuerhinterziehung und gipfelte dann im Fund dieser Unmenge an Bildern.

Schnell wurde dies zum medialen Ereignis: Ein Jahrhundertfund, ein Nazischatz, ein verschollener Kunstschatz sei gefunden worden, in einer Münchener Wohnung, 1500 Kunstwerke im geschätzten Wert von einer Milliarde Euro. Schnell war die Rede von Raubkunst, und ein alter Mann wurde in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Cornelius Gurlitt war herzkrank und dieser Hetzjagd und dem Trubel um ihn und seine Bilder nicht gewachsen. Jahre später stellte sich heraus, dass dieser „Fall Gurlitt“, für den immerhin die damalige Kulturstaatsministerin die Verantwortung übernahm, gar kein „Fall“ war, dass diese Verfolgung, dieser Aktionismus, diese Medien-Kampagne völlig überzogen war. Maßgeblichen Anteil an der Aufklärung dieses „Falles“ hat Maurice Philip Remy, der nach jahrelangen Recherchen 2017 in seinem 672seitigen Buch „Der Fall Gurlitt - Die wahre Geschichte über Deutschlands größten Kunstskandal“ der Wahrheit ans Licht verhilft.

Claudia Krieghoff-Fraatz wird auf dem kommenden Montagstreff über diese spannnende Nachkriegsgeschichte berichten, die vom Kunstfund über Kunstraub bis zum Justizskandal handelt, zugleich aber auch die Zeit des Dritten Reiches und Weimarer Republik beleuchtet und spannend wie ein Krimi ist: Was verbirgt sich hinter dieser Geschichte und wie ging sie zu Ende? Was medial weniger beachtet wurde - der Mensch Cornelius Gurlitt, der all diese Kunstwerke Jahrzehnte lang unbemerkt hortete - kommt in diesem Vortrag auch zur Sprache.

Der Kunstverein und die Referentin würden sich über einen regen Besuch dieser Veranstaltung am 3. Juli – diesmal im Neuen Schauspielhaus an der Rosenmauer - freuen. Der Beginn ist um 19 Uhr und der Eintritt wie immer frei. Spenden für die Arbeit des Montagstreffs werden gern entgegen genommen.