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Bauen am Stadtberg: Zukunftsträchtige Entwicklung oder "Profit-Ghetto" für Westerweyhe?

  • Subtitle: Westerweyhe

Von Michael Michalzik

Westerweyhe. Es sind zwei scheinbar schwer miteinander zu vereinende Standpunkte, die Westerweyhe derzeit beschäftigen: Soll sich der Ort im großen Stil mit 42 neuen Wohneinheiten weiterentwickeln – oder lieber in deutlich reduzierter Form bis gar nicht? Während der Sitzung des Ortsrats Kirch- und Westerweyhe trafen die Projekt-Entwickler – die alteingesessene Familie Schaller sowie Architekt Hartmut Czerlinski – gestern auf bestens vorbereitete Anlieger. Ortsbürgermeister Karl-Heinz Günther gelang es, immer wieder die Emotionen aus der Diskussion zu nehmen, die argumentreich geführt wurde.

Der Sachstand: An der Straße Stadtberg liegt ein dreieckiges Grundstück, das seit vielen Jahren im Privatbesitz der Familie Schaller ist. Die Fläche war einst Baumschule, dann Brache, jetzt zum Teil Steinelager. Christine Schaller möchte das Areal entwickeln. Der am Donnerstag vorgestellte Entwurf sieht 42 Wohneinheiten vor, die als zwei Riegel Reihenhäuser sowie als vier Mehrfamilienhäuser ausgeführt werden sollen. Für Westerweyhe eine ziemliche Hausnummer. Die während der Sitzung zahlreich vertretenen Anlieger stören sich vor allem an der Größe der Gebäude: 9 bis 11 Meter Firsthöhe – so sieht es der erste Entwurf vor. „Frechheit“, „Um Gottes Willen“, „Geht das auch kleiner?“ – an kritischen Anmerkungen mangelte es während der Präsentation nicht: „Das ist wie ein Ghetto, es geht nur um Profit.“

Ortsbürgermeister Günther musste noch einmal deutlich machen, dass es sich lediglich um einen ersten Entwurf handelt: „Das hier ist eine Vorstellung, kein fertiges Konzept.“ Auch Architekt Czerlinski betonte, dass nun erst einmal Anmerkungen und Einwände gesammelt würden, bevor es überhaupt in die eigentliche Planung geht: „Sie verstehen das Prinzip falsch. Wir nehmen diese Anmerkungen alle auf und wollen weiter mit Ihnen ins Gespräch kommen.“ Was die Anlieger umtreibt, ist ein möglicher Wertverlust ihrer Grundstücke. Vor 30 Jahren sei ihnen erklärt worden, die Fläche werde nicht bebaut. Nun befürchten sie, dass wenige Meter von ihren Grundstücksgrenzen entfernt Gebäude entstehen, die allesamt über drei Vollgeschosse verfügen, und sehen eine maßgebliche Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität auf sie zukommen.

Landschaftsarchitektin Christine Schaller betonte, dass der vorliegende Entwurf bei weitem nicht die Möglichkeiten ausnutze, größer zu bauen: „Wir geben uns viel Mühe, dass das nicht klotzig wird, sondern nach Westerweyhe passt.“ Laut Architekt Czerlinski soll vor allem Miet-Wohnraum entstehen: „Es geht um Ortsentwicklung, nicht um nackten Verkauf.“

Indes: Eine Bau-Voranfrage ist zwar gestellt – von einer Realisierung ist das Projekt Stadtberg aber noch weit entfernt. Viele Fragen sind noch zu klären: Wie kommen die Kinder aus dem neuen Baugebiet sicher zur Schule, wenn sie aus einem Stichweg kommend direkt auf die Straße Rottekuhlen radeln? Gibt es eine ausreichende Zuwegung für die Feuerwehr? Muss sich der Investor an der Erweiterung der Infrastruktur wie Schaffung von Kita-Plätzen beteiligen? Soll ein Spielplatz gebaut werden? Was passiert mit dem Sickerwasser, wenn große Teile der Fläche versiegelt werden? Rauscht dann das Wasser in die Senke, wo die Grundschule bei Starkregen schon genug abbekommt?

Karl-Heinz Günther: „Dazu ist eine solche Veranstaltung da, um erst einmal das Feuer rauszunehmen. Das Miteinander im Ort ist das Wichtigste.“ Mit dem Austausch der Argumente haben die Entwickler nur erst einmal Hausaufgaben mit auf den Weg bekommen. Mit Neuigkeiten ist erst im Herbst zu rechnen – vorher ist Sitzungspause.

Foto (Michalzik): Ortsbürgermeister Karl-Heinz Günther zeigt die potenzielle Baufläche am Stadtberg.