Gewerkschaft kritisiert: 693.900 Übernachtungen im Landkreis Uelzen im vorigen Jahr - Aber immer mehr Mini-Jobs in der Gastro-Branche
Uelzen/Landkreis. Der Landkreis Uelzen liegt touristisch im Trend: Vom Hotel über die Pension bis zur Ferienwohnung – im Landkreis Uelzen gab es im vergangenen Jahr rund 693.900 Übernachtungen. Das sind 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt blieben die Gäste 4,5 Tage im Kreis Uelzen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG Lüneburg beruft sich dabei auf Zahlen des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN).
„Vom Reisekoffer der Touristen bis zum Aktenkoffer der Geschäftsleute: Die Menschen haben den Kreis Uelzen auf dem Reise-Ticket. Es kommen reichlich Gäste. Aber die wollen guten Service. Und genau daran hapert es oft. Die Branche braucht Fachkräfte. Also Profis, die ihren Job gelernt haben – von der Hotel-Rezeption über die Bar bis zum Spa. Für das Housekeeping braucht die Branche genauso Know-how wie für die Haustechnik. Weder ein Hotelfachmann noch eine Restaurantfachfrau lässt sich durch angelernte Mini-Jobber ersetzen“, sagt Steffen Lübbert von der NGG Lüneburg. Während der Corona-Pandemie seien die Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe im Kreis Uelzen deutlich zurückgegangen. Davon habe sich die Branche noch längst nicht erholt. Im Gegenteil: „Mehr Arbeit wird aktuell von weniger Köchinnen, Kellnern und Rezeptionistinnen geschultert. Das geht auf Dauer nicht gut“, so NGG-Geschäftsführer Lübbert.
Schon jetzt würden kräftig Abstriche im Angebot gemacht: „Dünnere Speisekarten, weniger Zimmer, dafür mehr Ruhetage – der Personalmangel macht vielen Hotels, Restaurants und Gaststätten zu schaffen“, so Steffen Lübbert. Dabei sei das Problem des Fachkräftemangels oft hausgemacht: „Gute Leute bekommt die Branche nur über gute Löhne. Und genau daran hapert es: Wer in der Gastronomie arbeitet, hat einfach zu wenig im Portemonnaie. Dabei sind das Kochen und Kellnern echte Stress-Jobs. Dazu kommen Arbeitszeiten bis spät in die Nacht und viele spontane Überstunden“, sagt NGG-Geschäftsführer Steffen Lübbert. Es sei jetzt vor allem auch notwendig, mehr in den Nachwuchs zu investieren, so Steffen Lübbert. Denn die Abbrecherquote bei Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe in Niedersachsen liege deutlich über dem Durchschnitt anderer Branchen.
„Die Gründe dafür, die Ausbildung an den Nagel zu hängen, sind ganz unterschiedlich: Die Azubis begreifen schnell, dass sie noch arbeiten müssen, wenn andere längst frei haben. Dazu kommt, dass das Klima zum Beispiel in den Küchen oft rau ist. Da hilft es auch nicht, wenn Gäste mit dem Trinkgeld quasi ein Trostpflaster kleben“, sagt der Gewerkschafter.Deshalb müsse sich für die Beschäftigten der Gastro-Branche im Kreis Uelzen beim Lohn dringend etwas ändern. Die NGG Lüneburg werde in diesem Jahr mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Niedersachsen) über einen neuen Tarifvertrag verhandeln. Die Forderung dazu liege bereits auf dem Tisch: „Fachkräfte brauchen einen Einstiegslohn von 3.000 Euro.
Außerdem sollen Azubis in jedem Ausbildungsjahr 200 Euro mehr bekommen. Nur so kann es überhaupt klappen, die Gastro-Branche wieder attraktiver zu machen, insbesondere für den Nachwuchs“, sagt Lübbert. Das Trinkgeld sei übrigens ein beliebtes Argument von Arbeitgebern, die sich gegen faire Löhne stemmten. „Viele Chefs in der Gastro-Branche machen einen weiten Bogen um den Tariflohn. Wer in so einem ‚Niedriglohn-Haus‘ arbeitet, dem kann man nur sagen: Job- Wechsel – Tariflohn lohnt sich immer“, sagt Lübbert. Denn eines sei klar: „Die Branche wird auch im Kreis Uelzen weiter Konjunktur haben – und gute Leute brauchen. Denn der Trend zum Reisen wird nicht abreißen“, so der Geschäftsführer der NGG Lüneburg.
Symbolfoto: NGG