Ich kann es wirklich nicht mehr ertragen. "Das ist ja wie 1935", höre ich neulich eine Seniorin im Bus beim Versuch sagen, die jetzige Corona-Situation mit dem damaligen Terror-Regime des "Dritten Reichs" zu vergleichen. Unvergessen auch die unsägliche Situation bei einer Demo in Hannover vor einem Jahr, als sich eine Rednerin dummdreist mit der Heldin Sophie Scholl verglich, die ihren Widerstand gegen die Nazis mit dem Tod unter dem Fallbeil büßen musste. Demokratie, sagte einmal mein Deutschlehrer, ist die beste und schlechteste Staatsform zugleich. Und ja, Demokratie muss etwas aushalten. Wir können mit Recht stolz auf unser demokratisches System sein, auf das verbriefte Recht der freien Meinungsäußerung. Schließlich hat es auf deutschem Boden schon ganz andere Sachen gegeben. Demokratie bedeutet aber nicht, dass man mit pietätlosen Unverschämtheiten auf dem Andenken von Menschen herumtrampeln darf, denen braune Schergen auf furchtbare Art und Weise das Leben nahmen. Wer sich derzeit manchmal "fühlt wie Anne Frank" oder der Meinung ist, eine vermeintliche Stigmatisierung von Impf-Verweigerern käme dem "Tragen eines Judensterns" gleich, muss sich im Grunde fragen lassen, ob er nur dämlich oder komplett verroht oder beides ist. Umso mehr geht mein Dank in Richtung unserer Stadtverwaltung, die Nazizeit-Vergleiche als Kommentare zur aktuellen Corona-Berichterstattung auf ihrer Facebook-Seite kommentarlos löscht. Danke für die Konsequenz als Antwort auf diese Unerträglichkeiten.
Michael Michalzik
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