Ja, ich habe ihn geliebt. Meinen 2,5 Tonnen schweren Benz mit seinem knapp 300 PS starken Sechszylinder und permanentem Allradantrieb. Niemals zuvor und danach bin ich entspannter und bequemer unterwegs gewesen als in diesem mächtigen SUV mit seinen dicken Ledersesseln und der Luftfederung. Klar, alles hat seinen Preis: Unter 20 Liter Verbrauch war wenig zu machen. Und Motoröl ging soviel rein wie bei einem ordentlichen Motorrad Benzin in den Tank passt. Inspektion unter 700 Euro? Illusorisch. Das ist jetzt vier Jahre und einige weitere (vernünftigere) Fahrzeuge her. Inzwischen verschweige ich im Allgemeinen lieber, dass ich mal mit so einem Koloss unterwegs war. Obwohl es schon Spaß gemacht hat, auf der linken Fahrspur die GTIs im Spiegel hinter sich immer kleiner werden zu sehen. Aber inzwischen schrumpft auch die Erinnerung an mein SUV. Denn die Frage nach der Sinnhaftigkeit hat bei mir angeklopft. Anschaffungspreis und Unterhalt in Dimensionen, die eigentlich grotesk sind. Dafür, dass das Auto eine Stunde auf dem Weg zur Arbeit und eine Stunde zurück sowie eventuell zwischendurch eine Stunde auf dem Weg zu Terminen bewegt wird. Am Wochenende irgendwie maximal noch eine Stunde zum Einkaufen. Macht 16 Stunden tatsächliche Nutzung bei insgesamt 168 Stunden, die eine Woche hat. Ergo: 90 Prozent der Zeit steht die Karre sinnlos auf irgendwelchen Parkplätzen - und frisst im Stand ein kleines Vermögen an Betriebskosten. Ich fahre gern Auto, das kann ich nicht verhehlen. Und irgendwie geht es in meinem Job auch nicht ohne. Aber in den vergangenen vier Jahren ist irgendwie eine Menge passiert, haben sich viele Einflüsse und aktuelle Entwicklungen bemerkbar gemacht. Und so wird im Januar erstmals ein E-Fahrzeug Einzug in mein Mobilitätskonzept halten. Kompakt, lederlos, zweckmäßig ausgestattet, leistungsmäßig eher im gesitteten Bereich. Aber ganz sicher ein Fahrzeug, das ich nicht verschweigen werde.
Michael Michalzik