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Kommentar

Horrorwohnung: Quatscht nicht, helft lieber

 |  Landkreis

Heute wird es einmal richtig persönlich. Es geht um den Artikel "Horrorwohnung", in dem ich beschreibe, wie mitten in Uelzen eine Mutter und ihr Kind offensichtlich monatelang in einer vollkommen verdreckten Wohnung ausgeharrt haben, bevor ihre grauenhafte Situation beim Räumungstermin offensichtlich wurde. Auf Facebook wurde der Beitrag intensiv diskutiert. So intensiv, dass ich ihn runtergenommen habe. Denn das offensichtliche Problem nicht weniger User war, dass der Vermieter mir die Fotos der Wohnung hat zukommen lassen (auf denen absolut nichts Persönliches zu sehen ist) und ich berichtet habe. Eine Zuschrift: "Wurde aufmerksam gemacht von jemanden der die Frau kennt die dort wohnt und selber wurde die Betroffene auch schon angeschrieben." Na, herzlichen Glückwunsch. Das sind ja mal Probleme. Anonymisierte Fotos, die irgendwo auf der Welt aufgenommen sein könnten. Mein Problem an dieser Stelle: Wer auch immer die Frau kennt, muss auch ihre Lage gekannt haben. Und die des Kindes. Warum, frage ich mich, wurde dann nicht geholfen? Warum hat es angesichts der entsetzlichen Szenerie in der Wohnung niemand von "denjenigen, die die Frau kennen" für nötig gehalten zu helfen? Denn, das zeigen die uns vorliegenden Fotos mehr als deutlich, die Situation für Mutter und Kind schreit geradezu: Hier bahnt sich eine Katastrophe an. Aber nein: Hauptsache, man tratscht nicht auf Facebook. Als wenn Mutter und Kind keine anderen Sorgen hätten. Dem Vermieter, dem fiesen Kerl, der uns Fotos hat zukommen lassen, und mir vorzuwerfen, wir wären Schweine, halte ich für verfehlt. Denn dem Vermieter und seinen Mitarbeitern ist zu verdanken, dass die Lage offenkundig wurde und jetzt die Behörden helfen können. Ich selbst halte mich an meine Chronistenpflicht in der Hoffnung, dass das Umfeld in solchen Situationen künftig besser hinsieht. Scheißegal, was auf Facebook steht.

Michael Michalzik

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