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Friedeburg

Thema Wolf: 700 Besucher bei Auftaktveranstaltung der "Weidezone Deutschland" in Friedeburg

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Friedeburg. Am Sonnabend veranstaltete der Verein STA-Weidezone Deutschland e.V. i.Gr. eine Informationsveranstaltung im ostfriesischen Friedeburg, um über seine Ziele und neue Wege in der Wolfspolitik zu informieren. Die Aula des Friedeburger Schulzentrums platzte aus allen Nähten. Die über 700 Besucher besetzten sämtliche Sitzplätze und auch alle Stehplätze.

Das Konzept der Weidezone Deutschland basiert in großen Teilen auf dem Erfolgsmodell des Vereins Weidezone Tirol, dessen Forderungen bereits nach 2 Jahren fast alle politisch umgesetzt wurden. Das Konzept sieht vor, dass in Gebieten, in welchen ein sachgerechter Herdenschutz nicht möglich ist, Weidezonen eingerichtet werden. In diesen Gebieten sollen Wölfe entnommen werden, wenn es wiederholt oder in erheblichem Maße zu Übergriffen auf Weidetiere kommt. In schützbaren Gebieten sollen Wölfe entnommen werden, sobald sie Weidetiere hinter einem sachgerechten Schutzzaun töten oder verletzen.

Ruth Boßmann, 2. Vorsitzende ist Deutsche und betreibt seit 12 Jahren in Österreich einen erfolgreichen Milchviehzuchtbetrieb. Sie berichtete auf der Veranstaltung anhand des Tiroler Weges über das Konzept der Weidezone und den Weg dorthin. Sie erläutert: „Die Politik hat auch in Tirol den Schutzstatus des Wolfes als Ausrede genutzt um nicht zu Handeln und sich dahinter zu verstecken, anstatt nach Lösungen zu suchen. Deswegen haben wir selbst nach einer Lösung gesucht, gefunden und gaben diese als Arbeitsauftrag an die Politik und es wurde von der Politik umgesetzt. Sie haben sich an ihre Versprechen gehalten.“ In Tirol wurden die Forderungen fast vollständig, teilweise sogar wortgleich übernommen und gesetzlich verankert. Das Gesetz gilt seit Anfang April.

Pressesprecher Lars E. Broch berichtete über den Umgang mit Wölfen in Schweden und Norwegen: „Auch in Schweden wird mit 5 Litzen gezäunt. Dort akzeptieren die Wölfe aber zumeist die Zäune, weil sie dies durch Schutz- und Lizenzjagd gelernt haben. Außerdem dürfen dort Wölfen im Rahmen einer Notstandshandlung von jedem Weidetierhalter geschossen werden, wenn ein Wolf live bei einem Angriff auf die Weidetiere erwischt wird und eine sofortige Vergrämung nicht erfolgreich ist. In Deutschland müssen wir hilflos zuschauen.“ Er führt aus: „In Deutschland wurden-proportional zur Population gesehen-deutlich mehr Schafe gerissen als in Schweden. Es sind 91,3% mehr Risse zu verzeichnen.“

Der Verein i.G. betont, dass Herdenschutzmaßnahmen allein gestellt, ohne entsprechende Begleitmaßnahmen zwecklos ist und den Weidetierhaltern keine Perspektive geben. Wölfe, welche diese Herdenschutzmaßnahmen nicht akzeptieren, müssen als Konsequenz dann auch entnommen werden.

Die Weidetierhaltung ist für die Biodiversität von großer Bedeutung. In Niedersachsen spielt sie noch einmal eine besondere Rolle, denn ohne Weidetierhaltung wäre der Küstenschutz gefährdet. Allerdings ist die Weidetierhaltung durch die unkontrollierte Aktivität von Großraubtieren, wie Wölfen, massiv gefährdet. „Wir Weidetierhalter erhalten durch die extensive Bewirtschaftung von Grünland die Biodiversität. Diese Leistung muss als wichtiger gesellschaftlicher Beitrag anerkannt werden!“ sagt Andreas Geistmann, 1. Vorsitzender.

 

Eine weitere Forderung des Vereins ist es, dass Herdenschutz bundesweit zu 100% gefördert wird, inklusive der Kosten für Aufbau, Pflege und Erhaltung. „Der derzeitige Fleckenteppich der Förderlandschaft ist für die Tierhalter nicht tragbar. Wölfe wandern- auch über Kreis- und Ländergrenzen hinweg. Derzeit muss es in zahlreichen Bundesländern erst regional Risse gegeben haben, bevor Herdenschutz finanziert wird. Das ist unnötiges Tierleid!“-erklärt Lars E. Broch und führt weiter aus: „Die Weidetierhalter können die Kosten für Herdenschutz nicht stemmen-weder finanziell noch personell.“

Die 2. Vorsitzende Ruth Boßmann betonte in ihren Abschlußworten: „An unrealistischen Zielen kann man nur scheitern und erreicht gar nichts. Wir haben keine Zeit mehr darauf zu warten, dass der Schutzstatus eventuell gesenkt wird. Das verursacht unnötiges Tierleid, denn es gibt alternative Lösungswege.“

Der erste Schritt sieht vor, dass der Verein Unterstützerunterschriften sammelt, um seine Lösungsansätze und Forderungen effektiv gegenüber der Politik zu vertreten und dabei darlegen zu können, dass eine breite Masse den Lösungsweg der Weidezone Deutschland unterstützt. Entsprechende Unterschriftenlisten werden ab Montag auf der Homepage zum Download verfügbar sein. Diese Listen lagen auch bereits auf der Veranstaltung zur Unterschrift aus.

Andreas Geistmann zieht nach der Veranstaltung ein Fazit: „Wir sind völlig überwältigt. Mit so einem Andrang hätten wir nie im Leben gerechnet. Über 450 der Teilnehmer haben durch ihre Unterschrift eine Unterstützungserklärung abgegeben und zahlreiche Listen wurden mitgenommen. Danke Ostfriesland! Werdet viele, werdet laut!“