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Landkreis Uelzen

Psychosoziale Notfallversorgung: „Erste Hilfe für die Seele“

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Uelzen/Landkreis. Ob schwerer Verkehrsunfall oder Großschadenslage – die Folgen können für Überlebende, Angehörige, Hinterbliebene Zeugen und auch Einsatzkräfte gleichermaßen eine schwere psychische Belastung bedeuten. Um hier im Bedarfsfall eine angemessene und koordinierte Hilfe leisten zu können, baut der Landkreis aktuell die Gruppe „Psychosoziale Notfallversorgung“ (PSNV) auf.

Den ersten entsprechend ausgebildeten Mitgliedern der Gruppe hat Landrat Dr. Heiko Blume gestern in feierlichem Rahmen ihre Lehrgangsbescheinigungen und Einsatzwesten überreicht. „Die psychischen Belastungen der Betroffenen sollen durch die Arbeit der Gruppe deutlich gemindert werden. Dabei stellt die psychosoziale Notfallversorgung des Landkreises keine Konkurrenz zur klassischen Notfallseelsorge dar, sondern eine wichtige Ergänzung. Je nach Situation wird entweder die PSNV oder die Notfallseelsorge oder beide alarmiert“, so Blume. Zur Vernetzung der unterschiedlichen Angebote, Bedarfe und Anforderungen wird im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft zusammengearbeitet.

Die Mitglieder der Gruppe PSNV sollen unter anderem Hinterbliebenen in Zusammenarbeit mit der Polizei die Todesnachricht überbringen. Weiter werden die Helferinnen und Helfer direkt vor Ort die Aktutbetreuung von Betroffenen übernehmen, zum Beispiel von Angehörigen nach einer erfolglosen Reanimation, von Gewaltopfern, von Ersthelferinnen und Ersthelfern sowie Hilfskräften, von Unverletzten am Notfallort, von Eltern bei Kindernotfällen oder bei Großschadensereignissen. Die PSNV soll die Gefahr der seelischen Überbelastung eindämmen und damit präventiv dazu beitragen, psychische Spätfolgen zu vermeiden.

Die Betreuung findet unmittelbar nach dem belastenden Ereignis statt und ist damit sozusagen die „Erste Hilfe für die Seele“. Für Einsatzkräfte erstreckt sich die Hilfe dabei auch über den eigentlichen Einsatz hinaus.

Dazu hatten die Lehrgangsteilnehmenden von Mitte März bis Ende Mai 2023 an insgesamt sechs Wochenenden an einem theoretischen Unterricht teilgenommen. Diesen schlossen sie am 21. Mai mit einer erfolgreich abgeschlossenen Prüfung ab. Diese wurde durch die ärztliche Psychotherapeutin Maria Grill und dem Diplom-Psychotherapeuten Thomas Redmer abgenommenen. Nun folgen für die vier Helferinnen und Helfer der Freiwilligen Feuerwehr und drei Mitglieder der Bereitschaft des DRK Uelzen noch jeweils 20 Hospitationseinsätze unter Anleitung ihres Dozenten und Ausbilders Thomas Redmer.

Ihm überreichte Landrat Dr. Heiko Blume während der Feierstunde die offizielle Beauftragung des Landkreises als Leiter der Gruppe „Psychosoziale Notfallversorgung“. Er dankte ihm für die schwierige und herausfordernde Aufgabe.

Redmer dankte seinerseits für das in ihn gesetzte Vertrauen. „Ich bin sehr froh, dass der Landkreis an mich herangetreten ist, die PSNV-Kräfte auszubilden und aufzubauen. Bisher schien es nur wenige Möglichkeiten zu geben, für diese Helden des Alltags – und das waren und sind sie für mich – ihre teilweise schlimmen Erlebnisse und die gesehenen Bilder zeitnah und fachkundig zu bearbeiten und ihnen so bei der Verarbeitung und Bewältigung behilflich zu sein“, so der Psychotherapeut. Vor mehr als zehn Jahren habe er begonnen, sich im Rahmen seiner Tätigkeit mit dem Thema Krisenintervention und psychosozialer Notfallversorgung intensiv zu beschäftigen. Jetzt freue er sich, sein Wissen als Ausbilder und Leiter der Gruppe einbringen zu können.

Dank und Anerkennung sprach der Landrat ebenso allen anderen Mitgliedern der neuen Gruppe PSNV aus. Sie alle üben ihre neue Tätigkeit ehrenamtlich aus. Zu ihnen zählen Redmers Stellvertreter Jan Böker, Hady Ezzo, Daniela Reimer-Jantzen, Robert Strohschein, Britta Tess, Sascha Wolf und Franziska Wolfram.

Ein neuer Lehrgang „Psychosoziale Notfallversorgung“ soll noch in diesem Jahr durchgeführt werden. Ein entsprechender Informationsabend findet am Donnerstag, 24. August, ab 19 Uhr beim Landkreis Uelzen statt. Nähere Informationen zum Beispiel zu entsprechenden Zugangsvoraussetzungen erhalten Interessierte unter der E-Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Foto: Landkreis Uelzen