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Lüneburg

Lüneburg: Stadt lässt Rathausdach reparieren, um historische Säle zu schützen

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Lüneburg. Feuchtigkeit, Pilzbefall, gesplittertes Holz: Der Zahn der Zeit hat im Gebälk über den prunkvollsten historischen Sälen im Lüneburger Rathaus genagt. Um die prachtvollen Deckenmalereien im Fürstensaal zu erhalten sowie auch Huldigungs- und Traubensaal zu schützen, lässt die Stadt jetzt das hölzerne Tragwerk sowie rund 1000 Quadratmeter Dachfläche über dem Fürstensaalflügel sanieren.

In der fast zweijährigen Bauphase wird dieser Flügel in drei Teilabschnitten eingerüstet. Gestern (19. Oktober 2023) gewährten Maja Lucht (Fachbereichsleitung Gebäudewirtschaft) und Dipl.-Ing. Frieder Küpker (Projektleiter) seltene Einblicke in das spätgotische Dachtragwerk über dem Fürstensaal.

Es ist feuchtkalt auf dem Dachboden, durch Lücken zwischen den Dachziegeln dringt Tageslicht ein, und noch liegen zwischen den alten Holzbalken Schutzfolien auf den Dielen direkt über dem Fürstensaal. Küpker deutet in Richtung Dach: „Bei Stürmen geht durch Verformungen der Mörtel zwischen den Ziegeln kaputt. So entstehen Lücken, durch die Regen in den Dachraum eindringt.“ Die Feuchtigkeit gefährdet nicht nur das Holzwerk, sondern vor allem die Deckengemälde und den Stuck des Huldigungssaals sowie die von Daniel Frese 1606 gestaltete Deckenmalerei im Fürstensaal.

Um diese Gefahr zu bannen und gleichzeitig für mehr Halt zu sorgen, lässt die Stadt im Tragwerk unter anderem ein regensicheres Unterdach einbauen und die alten Holzbalken verstärken. Später werden auf dem Dach die Dachpfannen ausgetauscht sowie die Deckenmalereien und Gemälde in den historischen Festsälen restauriert.

Bei den Bauarbeiten sei großes Fingerspitzengefühl gefragt, betont Lucht: „Alles, was wir tun, erfolgt unter der Maßgabe, dass wir möglichst viel historische Substanz bewahren und das charakteristische Erscheinungsbild ohne Beeinträchtigungen überliefern.“ Schließlich sei das Dachtragwerk aus der Zeit um 1450 „ein Meisterwerk der Zimmereikunst: Das Kehlbalkendach ist so raffiniert mit Hängesäulen konstruiert, dass im Raum darunter auf Säulen verzichtet werden konnte.“ Mit den Abmessungen von 11,5 mal 34 Metern zählt der Fürstensaal zu den größten stützenfreien Sälen Norddeutschlands aus dieser Zeit.

Bevor die eigentliche Sanierung beginnt, wird im November zunächst eine Schadensanalyse durchgeführt. Fachleute werden dazu im Inneren des Dachtragwerks behutsam die Balkenköpfe freigelegen und Reparaturdetails entwickeln. Voraussichtlich ab Frühsommer stehen dann die Dachdeckerarbeiten an. Währenddessen wird es weiterhin Rathausführungen geben, auch die Marktbeschicker:innen müssen keine größeren Einschränkungen befürchten.

Mindestens eine Million Euro kostet die Maßnahme, knapp die Hälfte davon bekommt die Hansestadt Lüneburg als Zuwendung aus einem Denkmalschutz-Sonderprogramm der Bundesregierung. Die Dachsanierung ist kein günstiges Unterfangen, aber ein lohnenswertes. „Wir investieren in das Herzstück unseres denkmalgeschützten Rathauses und damit auch in die historische Bausubstanz unseres schönen Lüneburgs“, sagt Lucht.

Und die Stadt hat noch weitere Maßnahmen für das Rathaus im Blick: „Wir haben uns um Fördermittel für die Barrierefreiheit bemüht. Leider haben wir für dieses Jahr eine Absage erhalten, aber wir bleiben weiter dran“, kündigt Lucht an.

Foto: Hansestadt Lüneburg