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Landkreis Uelzen

Serie Historische Kriminalfälle aus dem Landkreis Uelzen - Teil 4: Soldat enthauptet zwei junge Frauen in einem Anfall von Raserei

 |  Landkreis

Altenmedingen. Der vierte Teil unserer Reihe "Historische Kriminalfälle aus dem Landkreis Uelzen" aus dem gleichnamigen Buch von Autor Tino Wagner: Ein Berufssoldat, ein Dragoner, verliert komplett die Besinnung und tötet im Jahr 1700 zwei junge Frauen (12 und 20), indem er auf sie mit seiner Klinge einsticht und dann beide Opfer enthauptet. Die Leute des Guts Solchstorf (bei Bienenbüttel) nahmen ihn gefangen und sperrten ihn ins Torhaus ein. Dort "raste er bisweilen unmenschlich", zu anderen Zeiten "kam er wieder zu sich selbst". Was ging in dem professionellen Kriegshandwerker vor sich? War er durch Erlittenes traumatisiert? Oder war er einfach ein erbarmungsloser Killer, der aus nichtigem Anlass tötete? Wir werden es nie erfahren. Zwei Monate nach der Tat starb er.

"Anno 1700 am 11 Maji geschah zwischen Lüneburg und Alten Medingen am Reisenmohr ein grausamer Mord; und wurden 2 Dirnen aus Alten Medingen getötet, eine war Jürgen Hartich des Kirchvaterß Tochter von 20 Jahren, die andere Henni Lüdchen Schröders Loches (?) Veestherren Tochter von 12 Jahren:

Der Veestherr so nach Lüneburg gewesen, und besagte 2 Dirnen aufm Wagen hat, nimmt auch mit auf einen gewesenen Dragoner - Jürgen Diterich Frömcke, so vor dem unter Major Degen Compagnie gedienet, nachgehens hinter Lüchau zu Mückenburg sich häußlich niedergelassen und daselbst gewohnet, auch mit der frauen einen Sohn gezeuget.

Wie er aber in Brabant vor dem einmal Wahnsinnig gewesen, also hat er es auch für dismahl in Lüneburg erwiesen, daß es nicht richtig mit ihm. Aufm Wagen hat er sich zu Zeiten vernünftig, zu Zeiten unvernünftig bezeuget. Endlich sticht er die ältere Dirne in die Lende, die von dem Wagen springet, er ihr nach und sie tief in die Kinnbacken hauet, daß sie niederfällt.

Der Veestherr läuft mit seiner Tochter an der Hand, die verfolget er, und hauet der Tochter den Kopf glatt weg, darauf er sich an den Veestherren machet, und demselben 11 Wunden giebet, und mit ihm zur Erden fällt. Endlich doch vielleicht in der Meinung, daß er tot, vor ihm aufstehet und zu der ältern Dirne, welche bisher elendiglich auf der Erden gelegen, und mit Händen und Füssen in die Erde gekratzet, wieder laufet, und derselben den Kopf auch abhacket.

Die Leute von Solchstorf, wohin der Veestherr sich zurückgezogen, haben ihn gefangen genommen und sehr zuschlagen und zerhauet, weil er sich nicht geben wollen. Den 12 Maji morgenß wurde er gefangen hierher gebracht, und in der Pforte eingeschlossen. Bisweilen rasete er unmenschlich, bisweilen kam er zu sich selbst, da er seine Sünden erkennete und betete. Ihm wurde 2mahl die Ader gelassen, auch von H[errn] D[octor] Danckwertß Physico [Arzt) in Ueltzen Pulver verordnet, und schien es, daß es wohl etwas besser würde.

Die Pa... blieben aber nicht auß. Er fiel aber dabei in eine Kranckheit, daß ihm alles Fleisch verfiel, und er nichts aß aufm Rücken liegen konnte. Daher ihm auch alle Fesseln abgenommen wurden. Endlich wurde er aus der Pforte nach der Stallstube gebracht, in welcher er am 1 Julij verschieden. Da er den Tag vorher fein betete und sich zum Tode schickete. Von Zelle [Celle] kam die Order, daß er Abort solle begraben werden. Also wurde er aufn Kirchhoff in den Winkel bei dem Mahrstall und der Planke des Abends begraben. Zu Zelle, wie H(err) Hofrat Heldberg sagte, hat man vorgehabt denselben in ein Toll Hauß zu bringen."

Die vorangegangenen Zeilen dürfte Pastor Balthasar Falckenhagen geschrieben haben, der von 1688-1703 Pastor in Medingen war.

Symbolbild (Wikipedia): Ein Soldat des Kurhannoverschen Dragonerregiments im Jahr 1671.