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Kommentar

Gastkommentar unserer Bundestagsabgeordneten Anja Schulz: Alarmierender Anstieg von Antisemitismus - Dringender Handlungsaufruf gegen Diskriminierung und Gewalt

 |  Landkreis
Vor Kurzem habe ich die Liberale Jüdische Gemeinde in Hannover besucht. 

Die Dinge, die mir dort berichtet wurden, haben mich zutiefst erschüttert und beschämt. In einigen Landesteilen findet jüdischer Gottesdienst beispielsweise nicht mehr in den Synagogen, sondern digital via Zoom statt, aus Angst auf dem Weg oder in der Synagoge angegriffen zu werden. 

Jüdische Einrichtungen, wie die Gemeinde in Hannover sind bereits vor den Terrorattacken der Hamas an 365 Tagen im Jahr auf Polizeischutz angewiesen gewesen. Hinzu kommen Warnungen, in der Öffentlichkeit nicht sichtbar als Jüdin oder Jude in Erscheinung zu treten. Berichtet wurde mir auch von einer 15-jährigen Schülerin, die in ihrer Klasse angefeindet wird und nun verständlicher Weise Angst hat zur Schule zu gehen, da auch dort antisemitische Tendenzen vorherrschen würden. Um den „Klassenfrieden“ nicht zu gefährden, hält sich die Lehrkraft raus und wertet das Verhalten als Kleinigkeit ab, die die Schüler unter sich klären müssen. 

Was ist bitte mit unserer Gesellschaft geschehen, dass wir diese unhaltbaren Zustände hinnehmen? Eins ist völlig klar: Wer in Deutschland Institutionen oder sogar Menschen attackiert, nur weil sie jüdischen Glaubens sind, der ist Antisemit und nichts anderes. Dem geht es nicht um Israel oder die Palästinenser, der ist schlicht und ergreifend von einem blinden Hass auf Juden getrieben. 

Deutlich muss hier auch folgendes erkannt werden: Natürlich gibt es den Antisemitismus von rechts, der eine immanente und brodelnde Gefahr in diesem Land ist. Aber jetzt gerade ist der absolut falsche Zeitpunkt für Whataboutism und politische Beißreflexe. 

Die Diskussion, die wir jetzt führen müssen, ist die über muslimischen, eingewanderten Antisemitismus. Nicht als blinder Ausgrenzungsmechanismus, sondern als reales Problem, dem wir uns nicht verschließen dürfen. 

Aber auch jenseits unserer Grenzen müssen wir wieder die richtigen Perspektiven finden. Auf einer Fläche, die ungefähr dem Bundesland Hessen entspricht, befindet sich der einzige jüdische Staat dieser Erde. 

Umringt von Nationen, in denen kein jüdisches Leben möglich wäre. Der Kampf gegen Israel ist daher kein Kampf für nationale Autonomie oder Freiheit. Es ist der Kampf gegen das Judentum, gespeist aus fanatischem, religiös motiviertem Hass. Hass, der so virulent, so bösartig ist, dass man selbst die eigenen Frauen und Kinder, die Alten und Schwachen in den Tod schickt. 

Der Zynismus, die Doppelmoral schwappen aus dem Gazastreifen, durch den arabischen Raum, bis in die westliche Welt. Die Verlogenheit der selbst ernannten Israelkritiker und Pro-Palästinenser, die nicht in Scharen auf die Straße gingen, als in Myanmar 24.000 Muslime umkamen oder als Assad eine halbe Millionen Muslime ermordet hat. Die man nicht chinesische Fahnen verbrennen und vor Konfuziusinstituten demonstrieren sieht, wegen des Völkermords an den Uiguren in China. 

Die viel beschworene muslimische Ummah, die postulierte Weltgemeinschaft aller Muslime, die nirgendwo zu sehen ist. Die nicht anfängt, Frauen und Kinder mit Flugzeugen zu evakuieren. 

Warum? Weil ein Muslim, der durch einen Israeli stirbt, für diese Extremisten und Terroristen einen größeren Nutzen und Wert hat, als ein Muslim, der in Frieden mit Juden koexistiert und lebt. 

Diese völlige Verachtung für das Leben und die Schöpfung Gottes schreibt sich dann fast schon zwangsläufig in den Gräueltaten fest, die durch die Hamas begangen und von so vielen auch noch bejubelt oder als Befreiungskampf verdreht werden. 

Erschossene, vergewaltigte und geschändete Menschen, Opfer, die durch die Straßen geschleift und wie Jagdtrophäen unter den Jubelrufen einer aufgebrachten Masse vorgeführt werden. 

Keine Siedlungspolitik, keine Fehler in der Vergangenheit können das rechtfertigen und nichts kann dem Staat Israel das Recht nehmen, gegen diese Terroristen zurück zu schlagen. Das ist Israels gerechter Kampf. 

Diesen Kampf müssen wir auch in unserem Land führen. So lange und mit allen Mitteln, die unsere liberale Demokratie und unser Rechtsstaat zulassen, bis keine jüdische Einrichtung mehr von der Polizei bewacht werden, kein Jude mehr seine Kette mit Davidstern verstecken muss und keine Schülerin mehr Angst haben muss, zur Schule zu gehen.

Foto (oh): Raphael Wedemeyer