Zum Hauptinhalt springen

Landkreis Uelzen

Abschiedsplanerin Melissa Eimecke: „Auch eine Beerdigung ist letztlich ein Lebensfest“

 |  Landkreis

Von Michael Michalzik

Uelzen/Landkreis. Melissa Eimecke ist Vorsorge- und Abschiedsplanerin – die 23-Jährige organisiert für Menschen in Trauer den letzten Weg eines Angehörigen. Sie plant im Vorfeld in ausführlichen Gesprächen, kümmert sich mit ihren Netzwerkpartnern um die Bestattung sowie alle weiteren der meist vielen Fragen, die mit dem Tod einhergehen und Familien häufig spontan Sorge bereiten.

Die Kreisgifhornerin, die auch den Landkreis Uelzen betreut, hat das klassische Bestatter-Handwerk gelernt – und rasch festgestellt, dass sie es dort mit überalterten Strukturen und vielen Tabus zu tun hat: „Es muss sich in der Branche dringend etwas ändern.“

Schon als Kind interessierte sie sich, anders als ihre Altersgenossen, für das Thema und begann zu hinterfragen: „Was geschieht nach dem Tod?“ Der berufliche Weg führte statt zur Rechtsmedizin zur Bestattung – und damit in eine Welt, die sehr schnell enge Grenzen aufzeigte: „Bestattung ist in Deutschland vor allem ein Handwerk. Die Vorbereitung, die Betreuung der Angehörigen, das kommt alles viel zu kurz.“ Also entschloss sich Melissa Eimecke, sich in einem Franchise zur Abschiedsplanerin fortbilden zu lassen und zu lernen, „was man in diesem Beruf wirklich braucht“.

„Wir fahren elektrisch, sind weltweit vernetzt. Aber wir bestatten wie vor 100 Jahren“, kritisiert die Abschiedsplanerin: „Im Prinzip verläuft jede Trauerfeier nach dem gleichen Schema. Die meisten Bestatter setzen nichts daran, etwas zu ändern.“ Dabei gebe es so einen Abschied nur ein einziges Mal: „Was ist, wenn jemand möchte, dass auf seiner Beerdigung fröhliche Musik gespielt wird? Dass die Gäste vielleicht sogar tanzen? Das ist alles möglich. Es hinterfragt nur noch keiner.“ Es sei so vieles machbar: „Man kann eine Trauerfeier im eigenen Garten abhalten, sogar im Kino oder in einem Stadion. Man kann Urnen individualisieren. Auch eine Beerdigung ist letztlich ein Lebensfest, das man zelebrieren sollte.“

Doch die klassischen Bestatter kämen nicht auf Individualität: „Es ist sogar immer die gleiche Dekoration.“ Der Kontakt zu den Angehörigen komme bislang ebenso zu kurz wie ein Vorab-Gespräch mit einem Menschen, der seine eigene Trauerfeier planen wolle. Melissa Eimecke sieht aber bereits dort ihre Arbeit beginnen, fährt zu den Menschen, bespricht Ideen und Vorstellungen: „Man muss die Angehörigen mit ins Boot holen.“ Im Todesfall nimmt sie den Trauernden alle Arbeit ab. Idealerweise hat der Verstorbene selbst schon vorgesorgt: „Es lohnt sich, sich einmal die Zeit zu nehmen und seine Vorstellungen zu notieren, damit die Hinterbliebenen die Chance haben, zu trauern.“

Zusätzlich zu den überalterten Strukturen der klassischen Bestatter-Branche sieht Melissa Eimecke ein typisch deutsches Gesetz als weiteres Problem, das angegangen werden müsse: „Bis auf Österreich hat kein Land um uns herum einen Friedhofszwang für Urnen.“ In Deutschland jedoch müsse zwingend auf dafür vorgesehenen Arealen bestattet werden: „Was ist, wenn jemand möchte, dass seine Urne in seinem geliebten Garten beigesetzt wird?“ Dann werde bislang gegen das Gesetz verstoßen.

Melissa Eimecke hat sich viel für die kommenden Berufsjahre vorgenommen – und freut sich, dass sie damit auf einem guten Weg ist: „Ich habe immer noch Kontakt zu vielen Familien, bei denen ich war. Die Dankbarkeit der Menschen ist toll.“ Eine Weiterbildung zur Trauer-Rednerin soll einer der nächsten Schritte sein. Als Ausgleich zu ihrer Arbeit trifft sich die 23-Jährige gern mit Freunden und der Familie. Und ihr Herz schlägt für Tiere: „Ich bin sehr in mich ruhend. Man kann die Last voll und ganz auf mich ablegen.“

Die Kontaktdaten von Abschiedsplanerin Melissa Eimecke:

+49 173 2650359

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

eimecke.abschiedsplaner.online