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Landkreis Uelzen

Hochwasserschutz: Ökologische Station fordert naturbasierte Lösungen

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Uelzen/Landkreis. Seit Dezember ist die Hochwasserlage in Niedersachsen angespannt. Auch im Landkreis Uelzen sowie in Lüneburg und Harburg traten vielerorts kleinere Flüsse und Bäche über die Ufer und führten stellenweise zu großflächigen Überschwemmungen. Die Ökologische Station Flusslandschaft Ilmenau, Luhe, Neetze fordert mehr naturbasierte Lösungen, um die Bedrohungen und Auswirkungen derartiger Hochwasser zu reduzieren. Die Ilmenau erreichte ihren Höchststand mit 273 cm am Pegel Bienenbüttel in den Weihnachtstagen. Im Vergleich zum mittleren Wasserstand von 90 cm lag der Wert hier 183 cm darüber. Ein ähnlich hoher Wasserstand wurde das letzte Mal 2002 verzeichnet. Der höchste dokumentierte Wasserstand stammt vom 19.3.1970. Hier maß der Pegel bei Bienenbüttel 323 cm.

Ine Pentz von der Ökologischen Station Flusslandschaft Ilmenau, Luhe, Neetze: „Das Wichtigste ist, dass die Flüsse und Bäche möglichst wieder den Raum erhalten, den sie historisch einmal eingenommen haben, um in Hochwassersituationen ausreichend Wasser aufzunehmen. Diesen Raum bieten die Auen. Diese flussbegleitenden Abschnitte werden überschwemmt, wenn viel Wasser anfällt. Sie müssen ausreichend breit sein um die angrenzenden und meist etwas höher liegenden Flächen und Siedlungen nicht zu gefährden.“

Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sich extreme Witterungsverhältnisse wie heftige Starkregen-Ereignisse und langanhaltender Dauerregen im Winterhalbjahr und lange Trockenheitsphasen im Sommer infolge der Klimakrise in Zukunft häufen. Rein technische Hochwasserschutzmaßnahmen, wie z.B. Deiche, stellen keine alleinige und vollständige Lösung dar. Ein zukunftsgerichteter Hochwasserschutz sollte daher ganzheitlich ausgerichtet sein. Er sollte naturbasierte Maßnahmen wie Renaturierungen von Flüssen und seiner Auen berücksichtigen und Flächenentsiegelungen beinhalten, die den Menschen und der Natur gleichermaßen zugutekommen. Somit können Synergien geschaffen werden, um Hochwasserrisiken zu minimieren, die Lebensqualität und den Artenschutz zu steigern. Naturbasierte Lösungen sind in der Regel zudem meist deutlich günstiger als technische.

Besonders naturnahe Auen können einen wichtigen Beitrag zu einem naturnahen Hochwasserschutz leisten. Der Boden der Auenwälder nimmt dabei das Wasser auf wie ein Schwamm und gibt es langsam auch in Trockenphasen nach und nach wieder ab. Neben Auwäldern kann auch eine Nutzung durch Grünland Hochwasser sehr gut speichern und abpuffern. Dadurch wird die Flutwelle gestreckt und verläuft flacher als an verbauten Flüssen, wodurch sich aus das Schadenspotenzial des Hochwassers verringert.

Insbesondere die Oberläufe von Gewässern sind für Hochwassersituationen wichtig. Wenn sich die Flüsse hier ausbreiten können und das Wasser versickern kann, wird die Menge an anfallendem Wasser in den Unterläufen reduziert und das Überschwemmungsrisiko verkleinert. Da in den Oberläufen der Gewässer meist keine ausreichend bewaldeten Auen oder Moore mehr vorhanden sind, die das Wasser lange halten können, ist der Druck besonders auf die Unterläufe der Gewässer hoch.

Die vergleichsweise hohen Anteile an Grünland, ungenutztem Offenland und Wald in den Oberläufen von Ilmenau und Luhe sind daher positiv zu bewerten und sollten noch weiter ausgedehnt werden.

„Außerhalb von Siedlungsbereichen erfüllen Überschwemmungen zudem wichtige ökologische Funktionen“, teilte Dr. Olaf Anderßon von der Ökologischen Station Flusslandschaft Ilmenau, Luhe, Neetze mit. „Dort, wo Gewässer über die Ufer treten können und angrenzende Flächen überschwemmt werden dürfen, ist ein wichtiger Ort für die Artenvielfalt. Denn hier finden eine Vielzahl unterschiedlicher und zum Teil hochgradig spezialisierte Arten einen Lebensraum. Auch können hier die Bodenwasserspeicher wieder aufgefüllt werden. In Deutschland sind jedoch nur noch 10 % der Auen intakt und können ihre natürlichen Funktionen erfüllen.“

Ine Pentz und Dr. Olaf Anderßon fassen zusammen: „Gewässer benötigen mehr Platz für die ihnen eigene Dynamik und ihre begleitenden Auwälder. Das Wasser sollte länger in der Landschaft gehalten werden, nicht nur als Hochwasserschutz, sondern auch als Schutz für Trockenzeiten und für den Erhalt der Artenvielfalt."

Foto: Ökologische Station Flusslandschaft Ilmenau, Luhe, Neetze