Lüneburg: Beschäftigung, Gemeinschaft, Integration - Neues Projekt für mehr Chancen am Arbeitsmarkt
Lüneburg. „Für mich war das Projekt genau der Schubs, den ich gebraucht habe“, sagt Asiye Cakmak. „Ich habe die Mittlere Reife in der Türkei gemacht und traue mich nach 17 Jahren nun endlich, mich in Deutschland zur Sozialassistentin ausbilden zu lassen.“ Die 41-Jährige ist eine von mehr als 40 Teilnehmer:innen des Projekts „BEGIN – Beschäftigung, Gemeinschaft, Integration“, das am vergangenen Freitag offiziell in Kaltenmoor vorgestellt wurde.
„BEGIN“ richtet sich an Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund ab 18 Jahren vor allem in den Quartieren Kaltenmoor und am Weißen Turm und ganz besonders an Frauen. Wer teilnimmt, kann sich in Berufsausbildungs-Modulen weiterbilden, die von der AWOCADO Service gGmbH und der VHS Region Lüneburg angeboten werden. Das Ziel: ein direkter Anschluss an ein Arbeitsverhältnis bei einem regionalen Unternehmen.
Die Auswahl an Ausbildungsfeldern ist groß: Bäcker- und Bauhandwerk, Gastronomie, Hauswirtschaft, Lager/ Logistik, Pädagogik, Senior:innenassistenz, Veranstaltungsmanagement sowie Verkaufs- und Dienstleistungsgewerbe. Auch ein Schulabschluss kann während des Programms gemacht werden.
Die Fördergelder aus dem Projekt stammen aus dem Bundesprogramm „BIWAQ – Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“. „Wir freuen uns, dass wir dank der Mittel für dieses tolle Projekt neue Chancen und niedrigschwellige Angebote für Weiterbildung und Berufseinstieg für Menschen mit besonderen Lebensumständen und Migrationshintergrund schaffen“, betonte Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch beim Pressetermin in Kaltenmoor. „Dass dieses Programm auf die Bedürfnisse unserer regionalen Wirtschaftsunternehmen abgestimmt ist, schafft echte Perspektiven. Davon profitieren beide Seiten.“
Für die Hansestadt Lüneburg hat sich Kaltenmoors Quartiersmanager Sven Dunker gemeinsam mit der AWOCADO Service gGmbH und der VHS Kaltenmoor um die Gelder bemüht: „Das Besondere an BIWAQ ist, dass wir die Strukturen in Kaltenmoor und Am Weißen Turm nutzen können, die in den vergangenen Jahren schon durch die Stadtteilsanierung aufgebaut wurden. Dadurch können wir die Module direkt bei den Menschen vor Ort anbieten“, erklärt Dunker. „Und über die gute Nachbarschaft können wir nochmal einen anderen Ansatz für die Integration bieten.“
Kern des Projektes ist die Berufshilfe. Daneben gibt es noch eine zweite Säule: die Förderung des sozialen Zusammenhalts. „Das Projekt gibt uns die Möglichkeit, einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Miteinanders in den Quartieren zu leisten“, sagt Matthias König, Betriebsleiter der AWOCADO Service gGmbH. „Wir erhalten finanzielle Unterstützung für den Betrieb des kaffee.haus Kaltenmoor. Dort bieten wir interkulturelle Veranstaltungen und Gruppenangebote an, die für die Bewohner:innen kostenlos sind. Ebenso versuchen wir mit den Angeboten gezielt Menschen aus anderen Teilen der Stadt anzusprechen und zu begeistern und ihnen zu zeigen, wie bunt und vielfältig Kaltenmoor ist.“
Die Hansestadt Lüneburg als Antragstellerin hat im Vorfeld auch einen Kooperationsvertrag mit dem Jobcenter des Landkreises Lüneburg abgeschlossen: Dessen Geschäftsführerin Angelika Brauer appellierte beim Pressetermin an die Teilnehmenden: „Seien Sie bitte mutig und packen Sie die Chance an, die sich Ihnen bietet.“
Asiye Cakmak hat genau das getan. „Das Programm hat mein Leben schön gemacht“, sagt sie, „ich bin voll motiviert.“ Und so hofft sie wie die anderen Teilnehmenden, dass noch möglichst viele weitere Frauen und Männer sich trauen, diesen Schritt zu gehen.
Die Förderung der Projektaktivitäten ist aus EU- und Bundesmitteln, aber auch mit einem Eigenanteil der Hansestadt Lüneburg, bis Mitte 2026 abgesichert. Über das Projekt sollen mindestens 220 Menschen aus Kaltenmoor, Am Weißen Turm und Umgebung qualifiziert und in Arbeit vermittelt werden.