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Unterlüß

Unterlüß: Kanzler Scholz zu Gast bei Grundsteinlegung für neues Munitions-Werk: "Wer Frieden will, muss erfolgreich abschrecken" - Landwirte fordern vor den Toren erneut steuerliche Vergünstigungen für sich

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Unterlüß. Spatenstich mit hochkarätigen Gästen: Zur heutigen Grundsteinlegung für eine neue Munitionsfabrik in Unterlüß waren nicht nur Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zu Gast, sondern auch die Ministerpräsidentin des Königreichs Dänemark, Mette Frederiksen. Bundeskanzler Scholz auf X: "Wir leben nicht in friedlichen Zeiten. Wer Frieden will, muss erfolgreich abschrecken und braucht zur Verteidigung eine solide industrielle Basis. Dafür steht das erweiterte Rheinmetall-Werk für Munition in Unterlüß. Danke an alle, die dieses Werk so schnell vorangebracht haben!“

Vor den Toren des Rheinmetall-Werks versammelten sich indes zehn Aktivisten der Friedensaktion Südheide zu einer Mahnwache. Außerdem fuhren 400 Landwirte mit 300 Traktoren auf - allerdings nicht, um gegen Krieg oder Waffen zu demonstrieren, sondern um einmal mehr auf die eigenen Forderungen aufmerksam zu machen. Während es im stark bewachten Innenbereich um die nationale Sicherheitsvorsorge Deutschlands sowie die weitere Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für die Ukraine und deren Verteidigung gegen die russischen Aggressoren ging, wollten die Landwirte wieder über KfZ-Steuern und Diesel-Subvention reden. Kreislandwirt Carsten-Wilhelm Drewes: „Wir sind unzufrieden mit den Beschlüssen der Bundesregierung.“ Der Uelzener Landtagsabgeordnete Jörg Hillmer (CDU) auf Instagram: "Leider ist der Kanzler auch diesem Gesprächswunsch ausgewichen und mit dem Hubschrauber über die Bauern weggeflogen. Der ländliche Raum ist für ihn nur noch Fly-over-Gebiet."

Die Polizei war nach eigenem Bekunden mit starken Kräften bereits im Vorfeld rund um das Firmengelände präsent. Auch bei der eigentlichen Zeremonie war die Polizei im Außenbereich vor Ort. Sowohl Landwirte als auch Antikriegsdemonstranten seien dort gewesen. Der Verlauf der Demonstration war friedlich gewesen, so die Pressestelle der Polizei Celle: „Es gab zeitweise Einschränkungen im Straßenverkehr, und einige Straßen sind für die Demonstration gesperrt worden."

Rheinmetall selbst spricht über die Grundsteinlegung von einem strategischen Schritt zur Stärkung der nationalen Sicherheitsvorsorge. Am Standort Unterlüß in der Lüneburger Heide werde der Technologiekonzern eine neue Fabrik bauen, um die staatliche Unabhängigkeit bei der Munitionsversorgung weiter zu stärken. Die Gäste vollzogen gemeinsam mit Armin Papperger, dem Vorstands­vorsitzenden der Rheinmetall AG, den symbolischen ersten Spatenstich für das „Werk Niedersachsen“. 

Das „Werk Niedersachsen“ wird künftig Artilleriemunition, Sprengstoff und Komponenten für Raketenartillerie herstellen. Rund 200.000 Artilleriegranaten sollen dort künftig pro Jahr entstehen, außerdem bis zu 1.900 Tonnen RDX-Sprengstoff und optional weitere Komponenten zur Herstellung von Munitionsladungen. Weiterhin soll vor Ort die Produktion von Raketenantrieben und ggf. Gefechts­köpfen erfolgen, wie sie z.B. für das geplante deutsche Raketenartillerie-Projekt benötigt werden.

„Zur Sicherung der strategischen Souveränität Deutschlands im Bereich der Munitionsherstellung schaffen wir eine nationale Produktionsstätte, die neue Maßstäbe setzt und vor allem die Versorgung der Bundeswehr sicherstellen wird“, so Armin Papperger. „Mit dem ‚Werk Niedersachsen‘ entsteht an unserem Traditionsstandort Unterlüß ein weiteres europäisches Zentrum zur Produktion von Artilleriemunition sowie weiterer Effektoren. Wir tun dies aus der Verantwortung und dem Willen heraus, mit unseren Technologien maßgeblich zur Verteidigungs­fähigkeit unseres Landes und unserer NATO-Partner beizutragen.“

Mit dem Aufbau verbindet sich ein firmenfinanziertes Investitionsvolumen in Höhe von rund 300 Millionen Euro. Rheinmetall trägt somit die Kosten des Werks, eine Beteiligung des öffentlichen Auftraggebers erfolgt nicht. Rund 500 neue Arbeitsplätze entstehen damit vor Ort.

Dabei wird eine jährliche Kapazität von 100.000 Geschossen ab dem zweiten Jahr der Produktion erreicht, später steigt die Kapazität auf 200.000 pro Jahr an. Ziel ist es, die eigenen Vorräte der Bundesrepublik Deutschland aufzustocken, aber auch die Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg zu unterstützen.

Foto: Bundesregierung