Sicherheit am Hundertwasserbahnhof: "Verstärkte Präsenz übt stärkeren Druck aus als Überwachungskameras“
Von Michael Michalzik
Uelzen. Der Hundertwasserbahnhof, eines der bekanntesten Wahrzeichen Uelzens, kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen. Die Ermittlungen gegen einen 18-jährigen, der einen Mann (55) durch einen Tritt auf einer der Treppen getötet haben soll (UEN berichteten) laufen. Vor kurzem soll ein Mann ein 13-jähriges Mädchen ebenfalls in einer der Unterführungen sexuell belästigt haben. Der Anstieg der Straftaten ist so massiv, dass Lüder Ripper, Inspektionsleiter der zuständigen Bundespolizei in Bremen, vorige Woche erklärt hat: "Wir nehmen die Vorkommnisse am Bahnhof Uelzen und die Sorgen der Reisenden sehr ernst. Darum setzen wir verstärkt Polizeikräfte und auch besondere Einsatzkräfte zur Verhinderung weiterer Straftaten ein."
Kurz danach ereigneten sich zwei Vorfälle (UEN berichteten ebenfalls), die auch die Beamten der Bundespolizei nicht jeden Tag erleben: Ein mutmaßlicher Drogendealer war vor allem den Beamteninnen gegenüber massiv ausfallend geworden, versuchte, den Einsatzkräften Kopfstöße zu verpassen, und bespritzte die Polizisten mit seinem Blut, nachdem er sich selbst an einem Fahrradständer verletzt hatte. Einen Tag später wurde die Bundespolizei erneut in den Bahnhof gerufen und stand einem 76 Jahre alten Mann gegenüber, der ein 23 Zentimeter langes Klappmesser in der Hand hielt und es erst nach sehr deutlicher Ansprache aus der Hand legte.
Deswegen reagiert jetzt auch die Verwaltung der Hansestadt Uelzen: „Wie bereits öffentlich angekündigt, wird die Hansestadt noch im August mit den beteiligten Sicherheitsbehörden (Bundes- und Landespolizei) mögliche Maßnahmen abstimmen“, heißt es seitens der Pressestelle auf UEN-Anfrage. Derzeit werde auch seitens der Hansestadt der Bereich am ZOB weiter regelmäßig durch Mitarbeitende kontrolliert.
Stefan Hüdepohl, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion im Gespräch mit den Uelzener Nachrichten: „Es ist sicher nicht die einzige Lösung, aber die erhöhte Präsenz der Bundespolizei wirkt abschreckend und erhöht das Sicherheitsgefühl.“ Nach Einschätzung Hüdepohls ist der Hundertwasserbahnhof baulich schwierig. Vor allem beim Eintreffen von Zügen aus Hamburg oder Hannover befänden sich plötzlich viele Menschen auf engem Raum: „Vielleicht könnte der von der Bahn angekündigte Bau eines weiteren Bahnsteigs die Lage entzerren.“
Denn Hüdepohl sieht vor allem die derzeitigen Tunnel als Gefahrenpotenzial: „Hier passiert, was an anderen Bahnhöfen auch passiert.“ Über- statt Unterführungen wären der bessere Weg.
Probleme sieht der Christdemokrat aber auch im derzeitigen Außenbereich: Der sicherste Weg zum Bahnhof sei wegen der Brückenbaustellen derzeit schwer passierbar. Auf dem Bahnhofsvorplatz selbst halte sich eine schwierige Klientel auf. Erschwerend kämen die Zuständigkeiten hinzu: „Für den Bahnhof selbst ist die Bundespolizei zuständig, für den Vorplatz die Landespolizei.“ Dort werde aber inzwischen auch intensiver Streife gegangen: „Die verstärkte Präsenz übt einen stärkeren Druck aus als Überwachungskameras.“
Foto (Michalzik): In diesem Niedergang starb ein 55 Jahre alter Mann, nachdem ein 18-Jähriger ihn die Treppe hinunter getreten haben soll.