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Bildung und Kultur

Neuer Pfad zum Landtagsplatz Museumsdorf Hösseringen baut Wegenetz aus

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Hösseringen. Schnell sammelt Malte Maaß einen Haufen loser Äste zusammen und macht den Weg frei, so dass Museumsmitarbeiter Tobias Heitsch den Trecker heransteuern kann. Mit der Frontladergabel wird das Astwerk aufgeladen und schon kann es mit den Rodungen weitergehen. „Die Arbeiten dienen zur Erweiterung unseres Rundweges durch das Freigelände des Museumsdorfes“, erläutert Malte Maaß. Der junge Mann ist ehrenamtlich bei der Arbeit, ausgearbeitet wurde das Vorhaben durch die Planungsgruppe des Museums. In diesem Gremium werden die wichtigen Entscheidungen zur inhaltlichen Weiterentwicklung des Freilichtmuseums getroffen, seit 2019 ist auch Malte Maaß aus Holdenstedt hier Mitglied. „Wir haben den Wegeplan des Freigeländes überarbeitet und an die neuen Gegebenheiten angepasst. Bevor ich alles langwierig erkläre, packe ich lieber gleich mit an“, meint der studierte Landschaftsplaner. Weil der Landtagsplatz sowie das Haus am Landtagsplatz nun zum Museumsdorf gehören, soll an den bestehenden Rundwanderweg in der Nähe des Hauses aus Bahnsen eine weitere gekieste Wegstrecke in Richtung Landtagsplatz angeschlossen werden. Damit die Strecke zum Landtagsplatz nicht in einer Sackgasse endet, wird ein weiterer Weg von hier aus zurückführen.

Zum Konzept gehört zudem der Bau eines weiteren Kinderspielplatzes in direkter Nachbarschaft des Hauses am Landtagsplatz. „Das wertet sowohl das Museum als auch die Gaststätte auf und macht unser Freilichtmuseum nochfamilienfreundlicher“, ist sich Maaß sicher. Ein zusätzlicher Zugang zur Gaststätte wird den Zugang auch außerhalb der Öffnungszeiten des Museumsdorfes gewährleisten.
Für den Eingangsbereich des Landtagsplatzes ist derzeit eine Ausschilderung in Arbeit. Sie soll die Entstehungsgeschichte der heute sichtbaren Anlage sowie deren geschichtliche Hintergründe erläutern. Zusätzlich wird das Museumsdorf Anfang der Saison 2021 eine Ausstellung zu den historischen Landschaften und modernen Landschaftsverbänden in Niedersachsen zeigen, die auch die Geschichte der Lüneburger Landstände und „ihres“Landtagsplatzes darstellt.

Auf dem Landtagsplatz im sogenannten Schootenwald fanden zwischen 1532 und 1652 die Landtage der Lüneburger Landstände statt. Zu ihnen gehörten Vertreter des Adels, der Klöster und der Städte, die mit dem Landesherrn über wichtige Angelegenheiten, insbesondere die Genehmigung von Steuern, berieten. Die Bauern gehörten nicht dazu. Der „Schott bey Hösering“ war wegen seiner zentralen Lage innerhalb des Fürstentums Lüneburg als Versammlungsort geeignet. Nach 1652 geriet er aber in Vergessenheit. Erst im 19. Jahrhundert machte der Altertumsforscher Georg Otto Carl von Estorff den Versuch, den Landtagsplatz zu lokalisieren. Im Schooten aufgefundene Reste eines Großsteingrabes aus der Jungsteinzeit ließen ihn hier einen alten germanischen Thingplatz und – was von Estorff für wahrscheinlicher hielt – den Versammlungsplatz der Landstände vermuten.

Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt der Platz im Wesentlichen in nationalsozialistischer Zeit durch eine vom Uelzener Kreisbauernführer Georg Gloystein initiierte Neugestaltung. 1935/36 ließ er für jeden Ort des Landkreises einen Findling aufstellen. Die Steinlegung erfolgte im Halbkreis um eine ebenfalls aus Findlingen errichtete Rednerkanzel. Der Platz sollte nun – in Abkehr von den landständischen Traditionen – als Veranstaltungsort der Kreisbauernschaft genutzt werden. Auf diese Gestaltung ist noch heute – trotz einiger Veränderungen, die 1945, 1972 und 1977 vorgenommen wurden – das Aussehen des Landtagsplatzes zurückzuführen.

Foto: Museumsdorf Hösseringen