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Landkreis Uelzen

RadReiseRegion Uelzen auf dem Prüfstand

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Uelzen/Landkreis. Wenn derzeit Radfahrende mit Kameras auf den Wegen des Landkreises Uelzen unterwegs sind, steckt dahinter ein ehrgeiziges Projekt: Studierende der Leuphana Universität Lüneburg befahren das touristische Routennetz, erstellen 360-Grad-Videos und erfassen akribisch den Zustand von Wegen, Beschilderung und Infrastruktur. Das Ziel: Die vom ADFC ausgezeichnete RadReiseRegion Uelzen noch besser zu machen.

Praxisnahe Empfehlungen

Die 2021 auf Initiative des HeideRegion Uelzen e.V. gestartete Kooperation mit der Leuphana-Universität ist in Niedersachsen wohl einzigartig. Sie bringt frische wissenschaftliche Perspektiven in die Weiterentwicklung des rund 1.000 Kilometer langen Routennetzes durch Heide, Wälder, Auen und Naturschutzgebiete. „Die Studierenden leisten wertvolle Arbeit: Sie dokumentieren den Zustand des Netzes, analysieren Schwachstellen und entwickeln praxisnahe Empfehlungen“, betont Peter Gerlach, stellvertretender Geschäftsführer des HeideRegion Uelzen e.V. Bereits mehrere Bachelor-Arbeiten haben detaillierte Handlungsvorschläge geliefert. Auch in diesem Jahr läuft ein Semesterprojekt mit rund 30 Studierenden – so umfangreich wie nie zuvor.

Erfolgreiche Zusammenarbeit endet

Leider neigt sich die Zusammenarbeit dem Ende zu. Nach dem Semester geht Prof. Peter Pez, der die Kooperation von Beginn an begleitet hat, in den Ruhestand. „Die diesjährige Befahrung ermöglicht es uns, bislang noch nicht erfasste Abschnitte zu ergänzen und so das Bild unseres touristischen Routennetzes zu vervollständigen“, erklärt Gerlach. „Besonders wertvoll ist die Untersuchung, weil sie auf einer einheitlichen, wissenschaftlich neutralen Grundlage erfolgt und weil die Studierenden mit dem gleichen Blick von außen auf die Strecken schauen, den auch unsere Gäste haben.“

Die Auswertungen laufen derzeit und werden dem Verein nach Abschluss zur Verfügung stehen. Dann gilt es, die Daten zu sichten und die notwendigen Maßnahmen gemeinsam mit den zuständigen Akteuren auf den Weg zu bringen.

Umsetzung bleibt Herausforderung

Die Region bietet insgesamt gute Voraussetzungen für den Radtourismus – dennoch gibt es Mängel, oft punktuell oder auf kürzeren Abschnitten. Der Handlungsbedarf ist unübersehbar. Während andere Regionen kräftig in den Radtourismus investieren oder sich auf eine Zertifizierung als RadReiseRegion vorbereiten, muss der Landkreis Uelzen darum kämpfen, sein Alleinstellungsmerkmal zu sichern. Das liegt weder an mangelnder Erkenntnis noch an fehlendem Engagement: Dank der Leuphana-Kooperation, den Kontrollen von Radwegpaten und Dienstleistern sowie den eigenen Erhebungen des HeideRegion Uelzen e.V. liegen umfangreiche Daten vor. Die eigentliche Herausforderung besteht in der Umsetzung.

Die Zuständigkeiten für Wege und Beschilderung sind im Landkreis Uelzen auf zu viele Schultern verteilt – von Gemeinden über Samtgemeinden bis zu verschiedenen Baulastträgern. Nicht überall stehen die personellen oder finanziellen Mittel zur Verfügung, um notwendige Maßnahmen zeitnah umzusetzen. Auch der HeideRegion Uelzen e.V. selbst ist personell an seine Grenzen gestoßen: Im vergangenen Jahr musste die Weiterentwicklung der RadReiseRegion weitgehend zurückgestellt werden. Selbst einige der bei der letzten Zertifizierung festgestellten Mängel sind noch nicht behoben.

Blick nach vorn – nächste Schritte geplant

Umso wichtiger ist der Blick nach vorn: In der kommenden Woche beginnt in Uelzen eine zweitägige Schulung von Routenerheberinnen und Routenerhebern – durchgeführt von Verkehrs- und Tourismusexperten zweier beauftragter Planungsbüros aus Berlin und Bielefeld. Sie ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Vorbereitung der nächsten Rezertifizierung, die bereits Ende 2025 ansteht. Auch weitere Infotafeln für die Thementouren sowie die Neuauflage der stark nachgefragten und nahezu vergriffenen Radkarte stehen auf der Agenda des HeideRegion Uelzen e.V.

„Die RadReiseRegion ist ein Aushängeschild für unseren Landkreis und ein touristisches Alleinstellungsmerkmal. Die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft zeigt, wie viel Potenzial in unserem Netz steckt – und sie ist zugleich Ansporn, dieses Potenzial weiter zu heben“, betont Gerlach. Investitionen in den Ausbau der Rad-Infrastruktur und in eine bessere personelle Ausstattung sind entscheidend, um die RadReiseRegion zukunftsfest zu machen, damit sie auch in Zukunft zu den führenden Radreisezielen des Nordens gehört.

Foto (CC-BY-SA- P. Gerlach): Rund 30 Studierende der Leuphana Universität Lüneburg und Prof. Peter Pez (vorne, Mitte) begleiteten in diesem Jahr die umfassende Befahrung des touristischen Radwegenetzes.