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Gesundheit

Wenn die Krebs-Therapie das Herz schwächt  

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Bad Bevensen. Luftnot und schnelle Erschöpfung, geschwollene Beine oder starke Schmerzen im Brustbereich – die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) kann viele Gesichter haben. Die Deutschen Herzwochen rücken daher in diesem Jahr Symptome und Ursachen, aber auch Therapiemöglichkeiten dieser zumeist chronischen Erkrankung in den Fokus. Im Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen reicht hierbei das Behandlungsspektrum von rein konservativen Eingriffen bis hin zur Implantation von Herzunterstützungssystemen (Kunstherzen).

Die Klinik für Kardiologie am HGZ verfügt sogar über eine spezialisierte Sektion, die der Vielschichtigkeit der Herzinsuffizienz Rechnung trägt. „Die Erkrankung darf nicht isoliert behandelt werden, sondern erfordert die Betrachtung eines ganzheitlichen Systems“, betont die Sektionsleiterin und leitende Oberärztin Dr. Monika Januszewski. „Für eine erfolgreiche Diagnostik und Therapieplanung ist das sehr bedeutsam.“ Neben dem Herzen gehören zu diesem ganzheitlichen System unter anderem auch Lunge und Nieren. Die Funktionen dieser Organe beeinflussen sich nämlich wechselseitig. So geht eine Herzinsuffizienz zum Beispiel nicht selten mit einer Nierenschwäche oder einem Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) einher.

„Wir arbeiten daher auch sehr eng mit unserer Sektion für Pneumologie und Beatmungsmedizin sowie einer nephrologischen Praxis zusammen“, sagt Dr. Januszewski. Ein besonderes Augenmerk legt sie auf eine noch recht junge Disziplin: die Kardio-Onkologie. Hier geht es um die Prävention, Frühdiagnose und Behandlung von Schädigungen des Herzens, die durch eine Krebstherapie verursacht werden können. „Die moderne Tumortherapie ist sehr komplex“, erklärt die Kardiologin, „und ebenso komplex können auch die Nebenwirkungen sein.“ So erleiden Krebs-Patienten immer wieder während ihrer Therapie, aber auch erst Jahre später eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Das Prinzip der Kardio-Onkologie ist es daher, die aus onkologischer Sicht für den Patienten wirksamste sowie aus kardiologischer Sicht zulässigste Therapie zu finden.

Die Risikofaktoren für eine Herzschwäche können Betroffene derweil stark selbst beeinflussen: Fettleibigkeit, Rauchen, Diabetes oder Bewegungsmangel zum Beispiel lassen sich durch einen gesunden Lebensstil im Idealfall vermeiden oder mit frühzeitiger Therapie positiv beeinflussen. „Patienten sollten sich mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und gut darüber informiert sein“, rät Dr. Januszewski. Denn eine chronische Herzschwäche könne durchaus Ängste und Depressionen auslösen oder Nebenwirkungen durch verabreichte Medikamente mit sich bringen.

Wer das weiß, kann solche Entwicklungen frühzeitig erkennen und gezielt gegensteuern. Um die Eigenverantwortung zu fördern und zu unterstützen, werden betroffene Patienten im HGZ bereits während ihres stationären Aufenthalts von drei speziell für die Herzinsuffizienz ausgebildeten Krankenschwestern (Heart-Failure-Nurses) begleitet. Auf Wunsch wird diese Begleitung auch zu Hause fortgeführt – per regelmäßigem Telefonkontakt und maximal für anderthalb Jahre. „Damit weiten wir das ambulante Angebot, das sowohl von Hausärzten als auch von uns im HGZ vorgehalten wird, aus und bieten den Patienten auch nach ihrem Klinik-Aufenthalt ein großes Maß an Sicherheit“, betont Dr. Monika Januszewski. „Wir möchten die Patienten dabei unterstützen, zu Spezialisten ihrer eigenen Erkrankung zu werden“, sagt sie. Denn gemeinsam – und das zeige sich auch in den Ambulanzen des HGZ – könne Betroffenen trotz chronischer Herzinsuffizienz mit einer gezielten Diagnostik und Therapie eine sehr hohe Lebensqualität ermöglicht werden. Foto: Dr. Monika Januszewski (sitzend) und ihr Team sind auf Diagnostik und Therapie der Herzschwäche spezialisiert.

Foto: HGZ