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Tierwelt

Spürnasen für den Ernstfall

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Uelzen. Wird ein Mensch vermisst, ist die DRK-Rettungshundestaffel Uelzen zur Stelle – rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Welche Hunde sich für den Rettungsdienst eignen, wie so ein Einsatz abläuft und warum es so schwierig ist, neue Leute langfristig zu halten, erklärt Teamleiter Frank Hauptmann.

Von unserer Redaktion

Wenn jemand verschwindet – ein älterer Mensch aus dem Pflegeheim, ein verwirrter Spaziergänger oder ein Kind im Wald –, rückt sie aus: die Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Uelzen. Tag und Nacht, bei Hitze, Regen oder Kälte. Frank Hauptmann und sein Team sind stets auf Abruf, denn wenn die Rettungshunde des DRK von der Polizei zur Unterstützung gerufen werden, zählt jede Minute.

Gegründet wurde die Uelzener Rettungshundestaffel des DRK vor zwölf Jahren aus einem praktischen Grund: Die nächste Rettungshundestaffel war damals in Lüneburg stationiert, bei einem Notfall in Uelzen zu weit entfernt. Heute zählt die Staffel 14 Mitglieder und zwölf Hunde, von denen aktuell vier Hunde im aktiven Einsatz stehen, da sie ihre Prüfung zum Rettungshund bereits erfolgreich absolviert haben.

Frank Hauptmann selbst ist seit acht Jahren dabei. Auch das hatte praktische Gründe. „Ich wollte eigentlich etwas ruhiger treten, denn die Jahre davor war ich mit meinem Australian Shepherd sehr viel auf Wettbewerben unterwegs”, erinnert er sich. Der Plan ging nicht auf, denn seit seinem Beitritt zur Hundestaffel ist Hauptmann mehr auf Achse denn je. Viel Zeit verlangt das Training. Zweimal pro Woche trifft sich das Team, um gemeinsam im Gelände den Ernstfall zu proben. So eine Trainingseinheit ist kein Spaziergang. Vier bis fünf Stunden Aktivität bei Wind und Wetter – das ist auch für sportliche Menschen, die gerne mit ihrem Hund draußen unterwegs sind, eine Herausforderung.

Der große Aufwand, den die Mitgliedschaft bei der Rettungshundestaffel erfordert, erklärt auch, warum es nicht ganz einfach ist, neue Kolleginnen und Kollegen zu finden. „Leute für diese Aufgabe zu begeistern, ist nicht das Problem”, sagt Hauptmann. „Die Schwierigkeit besteht eher darin, sie dauerhaft bei der Stange zu halten. Es braucht schon viel Durchhaltevermögen, Zeit und Engagement, um die Ausbildung zu absolvieren.” Man muss bedenken: Alle im Team sind ehrenamtlich für das DRK tätig und machen den Job quasi nebenher. „Und es geht nicht nur darum, an den Trainings und Einsätzen teilzunehmen”, ergänzt der Teamleiter aus Uelzen. „Man ist ständig in Bereitschaft, denn natürlich weiß niemand vorher, wann unsere Hilfe gebraucht wird.”

Manchmal muss man sich auf seinen Instinkt verlassen

Im Ernstfall geht alles ganz schnell. Innerhalb von 20 Minuten sollte das Team zusammengetrommelt und auf dem Weg zur vereinbarten Einsatzstelle sein. In der Regel wird die DRK-Rettungshundestaffel von der Polizei gerufen. „Normalerweise ist bei Vermisstenfällen ein Kommissar zuständig, der entscheidet, ob unsere Hilfe in Anspruch genommen wird oder nicht.” Kommt das Einsatzsignal über die Leitstelle, ist Eile geboten, denn häufig ist seit der Vermisstenmeldung schon viel wertvolle Zeit verstrichen. „Gerade bei Erwachsenen ist es so, dass meistens schon mindestens acht Stunden vergangen sind”, so Hauptmann. Man nehme ja erstmal an, dass erwachsene Menschen sich noch allein zurechtfinden können und startet nicht direkt eine großangelegte Suchaktion. Taucht die Person dann aber doch nicht auf, stehen die Helfer vor einer Mammutaufgabe. „Man kann sich ja ausrechnen, wie viele Kilometer ein Mensch pro Stunde gehen kann – in jede Richtung. Wie riesig die Suchgebiete sind, die sich daraus ergeben.”

Manchmal bleibt nichts anderes übrig, als sich auf seinen Instinkt zu verlassen. Frank Hauptmann erinnert sich an einen besonderen Fall, als ein älterer Mann verschwunden war: „Mein Bauchgefühl sagte mir, dass er in den Wald gegangen ist und tatsächlich haben wir ihn nach zwei Stunden wohlbehalten aufgefunden. Er war erschöpft und sehr froh, uns zu sehen.”

Nicht immer geht die Suche nach Vermissten gut aus. Oft ist zu viel Zeit vergangen, um die Menschen noch lebend zu finden. Und dann gibt es Fälle, in denen man gar nichts findet. Für die Ehrenamtlichen der DRK-Hundestaffel ist das eine große psychische Belastung, die man nach dem Einsatz nicht so einfach abschüttelt. Was dazu motiviert, trotzdem dabeizubleiben? „Unsere Arbeit ist einfach zu wichtig, um aufzuhören. Bei jedem Einsatz stehen Menschenleben auf dem Spiel”, sagt Frank Hauptmann. Und wenn eine Suche gut ausgeht, sei das genug Lohn für alle Mühen.

Was einen guten Rettungshund ausmacht

Wie viele Einsätze die Rettungshunde pro Jahr haben, variiert stark. Meistens liegt die Zahl bei 10 bis 40. Bis ein Hund teilnehmen kann, muss er eine mehrjährige Ausbildung zum Rettungshund absolvieren. Und nicht nur die Tiere haben einiges zu lernen. Auch die Menschen, die sie führen, brauchen eine Grundausbildung, um im Fall der Fälle adäquat handeln zu können, also beispielsweise medizinische Hilfe zu leisten, wenn sie eine verletzte Person finden. Die Ausbildung von Zwei- und Vierbeinern erfolgt in der Regel parallel.

Grundsätzlich können viele Hunde Retter auf vier Pfoten werden, sie müssen nicht einer bestimmten Rasse angehören. „Wichtig ist, dass sie nicht zu groß oder zu klein sind, damit sie sich im Gelände gut bewegen können”, erklärt Frank Hauptmann. „Qualzuchten, die kaum atmen können, eignen sich natürlich auch nicht, aber ansonsten gibt es eigentlich nicht viele Ausschlusskriterien. Entscheidend sei ein gutes Training für Hund und Mensch.

Rettungshund ist übrigens nicht gleich Rettungshund. Man unterscheidet grundsätzlich zwei Typen:

  • Flächensuchhunde durchstreifen große Gebiete eigenständig und suchen nach jedem menschlichen Geruch. Das kann dann auch mal dazu führen, dass ein Pilzsammler gestellt wird, der eigentlich keine Hilfe braucht.
  • Mantrailer hingegen orientieren sich gezielt an einer Geruchsprobe (z. B. persönlicher Kleidung) und verfolgen die individuelle Spur der vermissten Person.

Die geprüften Hunde der DRK-Rettungshundestaffel in Uelzen sind allesamt Flächensuchhunde. Zwar wäre es gut, auch einen Mantrailer im Team zu haben, allerdings sei die Ausbildung sehr viel anspruchsvoller. „Außerdem muss der Mensch, der ihn führt, extrem sicher im Umgang mit dem Hund sein”, betont Hauptmann, der selbst schon zeitlebens Hunde hatte. Während Flächensuchhunde ohne Leine selbständig das Gelände absuchen, wird der Mantrailer an der Leine geführt. Der Hund spürt schon kleine Unsicherheiten und lässt sich davon mitunter leicht von der Spur abbringen. Schlimmstenfalls führt er alle anderen – Flächensuchhunde, Polizisten, Helfende, Drohnen – in die falsche Richtung.

Eine Staffel – eine Familie

Wenn man so viel Zeit beim Training miteinander verbringt und so viele aufreibende Einsätze gemeinsam absolviert, wächst man als Team eng zusammen. „Wir sind mehr als eine Einsatzgruppe. Wir sind eine Familie geworden”, sagt Frank Hauptmann. Natürlich sei es wichtig, dass die Chemie untereinander stimmt – auch mit Blick auf neue Mitglieder. Über die Jahre sind enge Freundschaften entstanden, die über die Arbeit beim DRK hinausgehen. Man trifft sich auch außerhalb von Trainings und Vermisstensuchen. Ob sich die Hunde ebenfalls so gut verstehen? Frank Hauptmann lacht. „Nein, da gibt es schon ein paar Kandidaten, die sich nicht so gut riechen können, aber das lässt sich regeln. Man achtet dann eben darauf, dass die nicht so eng miteinander arbeiten.”

Wer sich für die Arbeit bei der Rettungshundestaffel interessiert, kann gerne bei einem Tag der offenen Tür reinschnuppern oder sich direkt bei Frank Hauptmann melden. Wichtig für eine Mitgliedschaft sind Verlässlichkeit, Teamgeist und Begeisterung für die Sache.

Mehr Infos gibt es auf der Webseite: https://www.drk-uelzen.de/angebote/bereitschaft/rettungshundestaffel.html

Kontakt:
Frank Hauptmann (Leitung)

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Fotos: DRK-Rettungshundestaffel Uelzen